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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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doch heiraten, nicht wahr?“
    Sarah wandte das Gesicht ab. „Natürlich werde ich ihn jetzt heiraten. Selbst ich begreife, dass man nach allem, was passiert ist, der Konvention irgendwie Genüge tun muss!“
    „Aber doch nicht nur ihr zuliebe!“ Eindringlich drückte Amelia der Cousine die Hand. „Doch auch, weil du Guy liebst. Ich weiß das, Sarah! Oh, wäre ich doch nicht so müde! Dann würde ich dich schnell dazu bringen, das einzugestehen!“
    Amelia schlief fast den ganzen Tag. Sir Greville, der sich schneller von den Auswirkungen des Aphrodisiakums erholt hatte als seine Verlobte, erkundigte sich, ob Sarah allein auf Guys Rückkehr warten wolle, und ritt dann, nachdem sie ihm das bestätigt hatte, fort, um die Sonderlizenz zu besorgen.
    Zumindest war noch Lord Lebeter im Haus, um die Damen zu beschützen. Die Fisks hatten sich wie Verliebte benommen und waren am Vormittag abgereist. Sarah hatte nicht den Wunsch, den Vetter oder die anderen Gäste zu sehen. Sie hielt sich in Amelias Zimmer auf und dachte über die Schwierigkeiten nach, denen sie sich ausgesetzt sehen würde, wenn sie nach Woodallan zurückkehrte, wo der Earl wahrscheinlich auf dem Sterbebett lag und sich plötzlich seiner ihm unerwünschten Enkelin gegenübersehen würde. Rastlos schritt Sarah im Raum auf und ab und schaute dem fallenden Schnee zu, doch das hypnotisierende Gewirbel der Schneeflocken schenkte ihr keinen Frieden.
    Es war bereits dunkel geworden, als sie den Raum verließ. In der Halle traf sie auf den Vetter. Er sah nervös und bekümmert aus und warf ihr die Art misstrauischen Blick zu, mit dem man ein gefährliches Tier ansieht.
    „Fühlst du dich wohl, Cousine?“ Er schaute ihr ins Gesicht und suchte eindeutig nach Anzeichen von Verheerungen, die durch die Folgen der Nacht entstanden waren.
    „Danke, es geht mir sehr gut“, antwortete Sarah gereizt. „Ich bedauere jedoch unendlich, dass ich gezwungen war, in mein altes Heim zurückzukehren! Ich wünschte, ich hätte nie den Fuß hierher gesetzt!“
    „Das war Marvells Schuld“, erklärte Sir Ralph kläglich und rang die Hände. „Marvells und Allardyces! Ich habe den Mann entlassen, und Allardyce muss abreisen! Es war nie meine Absicht, Sarah, dass du leiden solltest! Solche Vergnügungen wird es jetzt nicht mehr geben, nie mehr! Oh, das ist eine Tragödie!“
    Immer noch jammernd wanderte er davon. Langsam begab Sarah sich in den ersten Stock. Im Haus war es sehr still. Der Schneefall war nicht mehr so stark. Sarah war im Begriff, die Vorhänge des Fensters neben dem Treppenpodest zu schließen, bemerkte jedoch durch die Bäume auf dem Weg zur Grotte brennende Fackeln. Ralph hatte also beschlossen, seine Sonnenwendfeier doch noch abzuhalten, obwohl er erst vor einer halben Stunde das Gegenteil behauptet hatte! Verärgert zog sie die Vorhänge zu.
    Krachend ging die zum Dienstbotenquartier führende Tür auf.
    „Miss Sarah!“ Es war Tom Brookes, der in die Eingangshalle gerannt kam. Selbst im trüben Licht konnte Sarah die Beule an seiner Schläfe sehen. Sie hastete die Treppe hinunter und hielt ihn am Arm fest, als er das Gleichgewicht zu verlieren drohte.
    „Tom! Was, in aller Welt …“
    „Schlag auf den Kopf!“, sagte Tom. „Lag im Schnee, weiß nicht, wie lange. Miss Olivia ist verschwunden …“
    „Olivia?“ Plötzlich aufsteigende Angst hatte Sarahs Stimme scharf klingen lassen. Als Mr. Brookes sie verständnislos anschaute, führte sie ihn zur Treppe und half ihm, sich auf eine Stufe zu setzen. „So, Tom! Sie bleiben hier, und ich hole ein Hausmädchen, das Ihnen eine kalte Kompresse machen kann. Ganz ruhig! Also, Sie haben gesagt, dass Olivia verschwunden ist …“
    Sie hielt inne, weil Mrs. Brookes durch die offene Tür gerannt kam, einige Hausmädchen im Schlepptau, deren Mienen Angst und Aufregung in allen Schattierungen ausdrückten.
    „Oh, Miss Sarah! Da ist er ja! Sobald er gehört hatte, dass Miss Meredith verschwunden ist, rannte er gleich los, um Sie zu finden! Ich konnte ihn nicht zurückhalten! Ich habe gesagt, es gäbe keine Schwierigkeiten, weil Sie die Nachricht geschickt haben, und …“ Mrs. Brookes hielt atemlos inne und starrte Miss Sheridans Gesicht an. „Du lieber Himmel, erzählen Sie mir bloß nicht, dass nicht Sie die Nachricht an Miss Meredith geschickt haben …“
    „Nein, das war ich nicht“, sagte Sarah.
    Offenbar durch den Lärm angelockt, war Amelia aus ihrem Zimmer gekommen, und Lord Lebeter näherte sich

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