Ein unmoralisches Angebot
wissen.“
„Ich nehme an, er schämt sich ihrer …“, begann Sarah mit bebender Stimme.
Guy schaute sie an. Seine Miene war bekümmert und mitleidig. „Mein Vater will Catherine in gutem Gedenken bewahren. Er handelte aus den besten Motiven. Du darfst nicht vergessen, dass Miss Meredith nichts für ihn ist, wohingegen die Ehre und der gute Ruf seiner Tochter ihm alles bedeuten. Er ist sehr stolz!“
Sarah war in einem Widerstreit der Gefühle. „Olivia ist auch meine Nichte! Meine Meinung hat ihn nicht bekümmert! Ich hatte angenommen, dass er dich gebeten hat, mich herzubegleiten, um mir Schutz und Unterstützung zu geben, aber nicht, um mich zu täuschen und meine Absichten zu unterminieren!“
Sie sprang auf, weil sie nicht mehr fähig war, über einen so großen Betrug im Sitzen zu diskutieren. „Ich kann nicht glauben, dass du die ganze Zeit vorhattest, mich zu überlisten! Und dann hattest du die Dreistigkeit, mich zu beschuldigen, sparsam mit der Wahrheit umzugehen!“
Guy stand auf, ging zu ihr und ergriff ihre Hände. „Hör mir zu, Sarah! Ich hatte nicht die Absicht, mir den Plan meines Vaters zu eigen zu machen …“
„Olivia hätte ihm nie zugestimmt!“, sagte Sarah heftig und brach in Tränen aus. „Sie hat das integre Wesen, das anderen Mitgliedern ihrer Familie zu fehlen scheint!“
„Ich bin sicher, du hast recht! Der Plan war schlecht durchdacht. Wir werden zu meinem Vater fahren und eine andere Lösung finden. Das verspreche ich dir! Ich möchte dir sagen, dass mir die Dinge, die ich vorhin geäußert habe, wirklich leidtun. Ich weiß, dass du mir Dinge vorenthalten hast, und es hat mich verärgert, dass du kein Vertrauen zu mir hattest. Ich weiß, das sind schöne Worte aus dem Mund von jemandem, der soeben zugegeben hat, denselben Fehler begangen zu haben! Können wir nicht von vorn anfangen, Liebste?“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick hörte man jemanden laut vom Fuß der Treppe her rufen. Er schaute Sarah an. Selbst dieser Lärm schien im Haushalt keine Reaktion auszulösen, denn niemand regte sich.
„Ich muss hinunter und nachsehen, was los ist“, sagte Guy widerstrebend, holte den Schlüssel und schloss die Tür auf. „Vielleicht gibt es einen Notfall.“
Sarah folgte Guy zum düsteren Treppenpodest und die Treppe hinunter. Tom Brookes stand in der Eingangshalle. Sein angespannt aussehendes Gesicht erhellte sich, als er Lord Renshaw sah.
„Gott sei Dank, dass Sie es sind, Mylord! Aus Woodallan ist ein Bote gekommen. Ihr Vater ist schwer erkrankt und verlangt von Ihnen, dass Sie unverzüglich zu ihm kommen, Sir. Ich habe Ihr Pferd bereits gesattelt …“
„Danke.“ Guy drückte Sarah die Hand. „Ich muss fort. Hör zu! Du musst deine Sachen packen. Ich komme entweder zurück, oder ich schicke später einen Boten. Tu nichts, bis du etwas von mir gehört hast. Pass auf dich auf, und kümmere dich um deine Cousine.“ Er gab Sarah einen kurzen Kuss. „Und Sie, Mr. Brookes, geben gut auf Miss Sheridan und Miss Meredith Acht, bis ich zurück bin.“
„Olivia!“, äußerte Sarah plötzlich. „Ich habe dir nicht gesagt …“
„Das muss warten!“ Wieder küsste Guy sie und rannte dann zur Tür. Sie blieb neben Tom Brookes auf der Treppe stehen und sah zu, wie Guy durch den Schnee davonritt. Sie fühlte sich elend und verlassen, war beunruhigt über die Erkrankung des Earls und wollte bei seinem Sohn sein. Darüber hinaus sagte ihr ein Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, und sie fürchtete sich.
„Das Schrecklichste ist“, äußerte Amelia später und zupfte an der Bettdecke, „dass ich mich an keinen einzigen Moment der ganzen Sache erinnern kann! Von Greville geschändet worden zu sein und alles vergessen zu haben! Das ist höchst ungewöhnlich!“
Ein zarter Hauch von Röte erschien auf ihren Wangen. „Natürlich habe ich heute Morgen sofort alles gewusst! Verzeih mir, Sarah, dass ich mit dir über solche Sachen geredet habe! Ich bin nur so dankbar dafür, dass dir nichts passiert ist …“
„Oh, mach dir meinetwegen keine Sorgen!“ Tröstend legte Sarah der Cousine die Hand auf den Arm. Es war ihr sehr erfolgreich gelungen, Amelia davon zu überzeugen, dass ihr nichts geschehen war, hauptsächlich deswegen, weil die Cousine noch viel zu sehr mit dem beschäftigt war, was sich ereignet hatte. „Was wird passieren, Milly?“
„Oh, keine Angst!“, antwortete Amelia hastig und lächelte strahlend. „Zweifellos ist
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