Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
oder Oliver und ich würden uns trennen, erstreckt sich dann die Zugewinngemeinschaft auch auf die Million, oder habt ihr hier eine Schwiegertochterfalle eingebaut?«
»Sieht nicht so aus«, sagte Oliver ziemlich kühl und schob Evelyn die Papiere hin. »Aber lies lieber selber noch mal nach, falls du vorhast, dich zu trennen.«
Evelyn vertiefte sich, ohne mit der Wimper zu zucken, in das Vertragswerk.
»Dieser Vertrag verbietet es doch nur, des Nachts mit dem eigenen Ehemann zu verkehren?«, fragte ich und wurde ob dieser Wortwahl ein wenig rot.
Eberhard keckerte auch sofort unanständig.
»Ja, ja«, sagte Fritz. »Des Nachts und sonntags herrscht absolutes Kontaktverbot. Ansonsten kannst du mit deinem Ehemann verkehren, so viel du willst.«
»Dann ist es ja gut«, sagte ich und lächelte Stephan beruhigt zu. Ich wollte ja nicht, dass einer von Fritzens Doppelkopfsäcken aus dem Gebüsch sprang und rief: »Wette verloren«, wenn ich Stephan mal einen Kuss gab.
Stephan lächelte zurück, und zwar auf eine Weise, bei der meine Knie sofort weich wurden. Sein Testosteronspiegel war deutlich gestiegen, seit wir uns mit dem Gedanken an eine Million Euro herumtrugen.
»Weiß du, ich bin einfach nicht dafür geboren, arm zu sein«, hatte er gestern gesagt, als wir im Büro die monatliche Endabrechnung gemacht hatten. »Es ist irgendwie gegen mein Naturell, jeden Cent zweimal umdrehen zu müssen.«
Ja, aber gegen wessen Naturell verstieß das nicht?
»Eine Million – so viel Geld kann man sich kaum vorstellen, oder?«, hatte ich gesagt.
»Ich schon!« Stephan hatte eine Box für kleine Notizzettel vom Schreibtisch genommen und hunderte weiße Blättchen auf den Fußboden rieseln lassen. »Stell dir einfach vor, das wären Fünfhundert-Euro-Scheine.«
Ich hatte mich gebückt, um ein paar davon in die Luft zu schmeißen. Dabei hatte ich an die Szene in »Ein unmoralisches Angebot« denken müssen, in der Demi Moore und der andere Hauptdarsteller, der, der nicht Robert Redford war, einander auf einem Haufen Geldscheine geliebt hatten. Unhygienisch, aber sehr erotisch.
Stephan hatte genau das Gleiche gedacht. Auf den weißen Zettelchen hatte wir den besten Sex unseres Lebens gehabt. Und hygienischer war es sicher auch.
Vielleicht würden wir in diesen sechs Monaten unser Sexualleben vollkommen neu definieren, dachte ich jetzt. Kein Sex nach achtzehn Uhr – da eröffneten sich einem doch ungeahnte Möglichkeiten. Plötzlich sah ich dem Sommer wieder sehr zuversichtlich entgegen.
»Und wann soll’s losgehen?«, fragte ich unternehmungslustig.
Evelyn sah auf. »Ich würde sagen, fahr schon mal nach Hause und pack deine Sachen, Olivia. Vom ersten Mai bis zum ersten Oktober gehört meine Wohnung dir.« Und mit einem schweren Seufzer setzte sie hinzu: »Und ich darfmich so lange in eurer Ruine heimisch fühlen. Wenn das mal nicht ungerecht ist!«
Ich bekomme zwar die schönere Wohnung, aber dafür bekommst du den schöneren Mann, dachte ich. Die Frage war doch, was eine größere Wertigkeit hatte.
6. Kapitel
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M ein Koffer war schnell gepackt: ein paar Klamotten, die Bücher, die ich gerade las, Zahnbürste, mehr brauchte ich nicht. Schlafanzüge oder Nachthemden besaß ich nicht, aber bei Oliver konnte ich ja wohl schlecht nackt schlafen. Das »Ich bin dreißig – bitte helfen Sie mir über die Straße«-T-Shirt würde zum Schlafen herhalten müssen. Ich konnte ja außerdem jederzeit ins Haus, wenn ich etwas vergessen hatte, solange ich es nicht nach achtzehn Uhr tat.
Stephan saß auf dem Badewannenrand und sah mir zu, wie ich meinen Kulturbeutel einräumte.
»Wo soll Evelyn denn nun schlafen?«, fragte ich. »Wir könnten ja meine Matratze aus dem Ehebett ins Wohnzimmer legen.«
»Die Schlafcouch im Gästezimmer ist doch sehr bequem«, sagte Stephan.
»Ja, aber voller Stockflecken.« Ich schämte mich ein bisschen. »Die arme Evelyn. Sicher hat sie so etwas noch nie gesehen. Sie wird sich vorkommen wie in einem Asylbewerberheim. Vielleicht solltest du ihr ganz ritterlich das Schlafzimmer anbieten.«
»Dann erstickt sie des Nachts noch an herunterrieselnden Putzstückchen«, sagte Stephan. »Aber meinetwegen kann sie mit im Bett schlafen.«
»Ja – ohne dich«, sagte ich scharf. »Du nimmst dannselbstverständlich die Gästecouch. Außerdem kannst du auf keinen Fall weiterhin nackt schlafen, hörst du? Du ziehst eine Unterhose an und ein T-Shirt, in Ordnung?«
»Hoffentlich denke ich daran«, sagte
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