Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Stephan und grinste. Meine Eifersucht amüsierte ihn.
»Evelyn sagt, sie hat mir ihre Lignet-Roset-Couch im Arbeitszimmer schon bezogen«, sagte ich und verdrehte die Augen. »Stell dir mal vor: Lignet Roset im Arbeitszimmer! Fritz hat Recht, die beiden schmeißen das Geld wirklich nur für überflüssigen Luxus zum Fenster raus.«
»Ja«, sagte Stephan, und es klang unverhohlen neidisch. »Das können wir bald auch tun. Als Erstes werde ich diese Schrottkarre von Auto gegen ein schnittiges Cabrio eintauschen.«
»Aber wir brauchen mindestens einen Kombi«, sagte ich vorwurfsvoll. »Noch besser einen großen Pickup.«
Stephan lachte. »Wir können uns beides leisten: ein Cabrio
und
einen Pickup.«
Ich lachte. »Die Leute werden denken, wir hätten im Lotto gewonnen. Wie sollen wir das bloß erklären?«
»Darüber habe ich mir auch Gedanken gemacht«, sagte Stephan. »Aber ich werde unseren Freunden einfach die Wahrheit erzählen: dass das Geld von meinem Vater stammt. Wie hart und äh … bizarr wir es uns verdienen mussten, geht niemanden etwas an.«
Wir hatten ohnehin nicht besonders viele Freunde. Es gab ein paar Kontakte zu ehemaligen Kommilitonen aus Stephans Studienzeit und Kollegen aus den Jahren, bevor wir uns selbstständig gemacht hatten. Betriebswirte und ihre Frauen, mit denen wir uns ab und an zum Essen trafen. Mir war es recht, dass diese Essen recht selten stattfanden, denn dort wurde über nichts anderes alsüber Statussymbole geredet, von denen wir leider keine vorzuweisen hatten. Stephan hatte außerdem einen alten Schulfreund namens Adam, mit dem er früher einmal in der Woche Squash gespielt hatte, aber seit Adam Golf spielte, sahen sie sich nicht mehr so häufig. Weder Adam noch die bornierten Betriebswirte würden also merken, dass Stephan vorübergehend eine andere Frau bei sich wohnen hatte. Bei mir war es sogar noch einfacher: Da ich ein Waisenkind war und in einem anderen Bundesland groß geworden, hatte ich hier weder Familie noch alte Schulfreundinnen, die misstrauisch werden konnten. Auch die ehemaligen Kollegen aus der Gärtnerei, die ich gelegentlich noch traf, würden nichts merken. Sie kannten Stephan nicht einmal.
Nur meine Freundin Elisabeth musste ich einweihen. Vor ihr konnte ich einfach nichts verheimlichen. Wir hatten uns vor einigen Jahren in einem Fitnesstudio kennen gelernt, das kurze Zeit später wegen erheblicher Hygienemängel von den Ämtern geschlossen worden war. Dankbar, dass wir uns keine Legionärskrankheit oder Schlimmeres eingefangen hatten, beschlossen wir, zusammen joggen zu gehen. Das war billiger und ungefährlicher. Außerdem fand es an der frischen Luft statt, was meinem Naturell viel mehr entgegenkam. Dabei stellten wir fest, dass wir stundenlang miteinander reden konnten, ohne dass uns der Gesprächsstoff ausging. Wir gingen auch zusammen ins Kino oder in den Biergarten und telefonierten überdies mehrere Stunden in der Woche miteinander. Ab und an passte ich auch mal auf Elisabeths vierjährigen Sohn Kaspar auf.
Elisabeth würde sofort merken, dass etwas nicht stimmte. Ein halbes Jahr lang konnte ich unmöglich vorihr verbergen, dass ich nach achtzehn Uhr bei einem anderen Mann wohnte.
Am nächsten Morgen, dem ersten Mai, stattete ich ihr daher schon früh einen Besuch ab. Stephan protestierte nicht, er schlief noch tief und fest, denn die letzte gemeinsame Nacht für die nächsten sechs Monate hatten wir mit einer Flasche Champagner in unserem Bett gefeiert.
Es war eine Menge Putz von der Decke gefallen in dieser Nacht.
Elisabeth wohnte in einem traumhaften Haus, das sie zusammen mit dem Mann gebaut hatte, den sie beinahe geheiratet hätte. Sie wissen schon, der mit dem Frettchen. Er war Architekt gewesen (das heißt, er war vermutlich auch jetzt noch Architekt, denn soviel ich wusste, war er nur für Elisabeth gestorben), und das Haus war fantastisch, eine gelungene Mischung aus effektvollen, modernen Elementen und schlichtem, traditionellem Stil. Da es auf einem Grundstück stand, das Elisabeth geerbt hatte, hatte sie das Haus nach der Frettchengeschichte und der geplatzten Hochzeit zu ihrem alleinigen Eigentum erklärt und den Architekten recht dumm aus der Wäsche gucken lassen. Ihm musste das Herz bluten, wenn er jedes zweite Wochenende kam, um seinen Sohn aus dem Haus zu holen, das ihm hätte gehören können. Ich konnte mir vorstellen, dass er das mit dem Frettchen bitterlich bereute. An seiner Stelle wohnte nun Elisabeths Freundin
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