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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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er.
    Es war wieder Sonntag, der Tag vor dem ersten Mai. Regen trommelte in dicken Tropfen auf das Glasdach des Wintergartens und sorgte für ein interessantes Zwielicht. Sonst war es eigentlich genau wie letztes Mal: Vor uns auf dem Tisch stand eine Aufschnittplatte mit Metzger Sendmanns Abfällen, die Kinder aßen Marmeladenbrötchen, und Katinka war wieder in Pastell gekleidet, diesmal in hellblau, passend zur Tischdecke. Eberhard fragte, welchesTier nicht in Afrika vorkäme, A: Tiger, B: Opossum, C: Giraffe oder D: Gürteltier.
    Ich wusste es wieder mal nicht.
    Ungewöhnlich war nur, dass Oliver, den wir zu unserem Sprecher ernannt hatten, nach der ersten Tasse Kaffee sagte: »Wir haben es uns überlegt, Vati. Wir würden dein Angebot gerne annehmen.«
    Während Fritz, wie erwähnt, nur emotionslos »Ich kenne doch meine Pappenheimer« sagte, hob es Eberhard und Katinka beinahe aus ihren Korbstühlen.
    »Was denn für ein Angebot?«, fragte Katinka, und Eberhard sagte: »Das würde meiner einer auch gerne mal wissen, wenn’s erlaubt ist.«
    Wir alle sahen Fritz an, denn nun war es an ihm, die ganze Sache aufzuklären. Immer noch hoffte ich ein winzig kleines bisschen auf ein: »Haha, ich hab euch aber schön an der Nase herumgeführt, was? April, April und versteckte Kamera und verstehen Sie Spaß!!«
    Aber Fritz sagte: »Ich habe deinen Brüdern eine beträchtliche Vorauszahlung auf ihr Erbe versprochen. Eine Million Euro für jeden von ihnen, wenn sie ein halbes Jahr lang gewisse Bedingungen erfüllen.«
    »Eine Million Euro«, staunte Eberhard. »Da fliegen doch die Löcher aus dem Käse.«
    »Boah«, machte Till. Er konnte immerhin schon bis hundert zählen. »Eine Milljohn! So viel hat der Ferrari von Tims Vater gekostet.«
    »Nicht ganz«, sagte ich.
    »Und was sind das für Bedingungen?«, fragte Katinka ein bisschen schrill. Sie hatte zum ersten Mal, seit ich sie kannte, weder Ohren noch Augen für ihre Kinder.
    »Stephan und Oliver müssen für sechs Monate ihreFrauen tauschen«, sagte Fritz, und obwohl Katinka aussah, als würde sie vor lauter Schreck jeden Augenblick in ihre Tasse beißen und Eberhard einen fürchterlichen »Oha«-Anfall bekam (er sagte es ungefähr vierzigmal hintereinander), sprach Fritz seelenruhig weiter: »Die genauen Details sind im Vertrag festgelegt, der nebenan auf dem Schreibtisch liegt: Dings äh Evelyn zieht zu Stephan in die Ruine, und Dings äh Olivia zu Oliver in die Stadt. Tagsüber können alle wie gewohnt ihrer Arbeit nachgehen, aber ab achtzehn Uhr darf niemand mehr zu seinem richtigen Ehemann Kontakt haben: keine Treffen, auch nicht zu viert, keine Anrufe, nichts. Wir behalten uns vor, jederzeit Einsicht in eure Telefonrechnungen zu nehmen, Festnetz wie Handy. Wenn wir merken sollten, dass ihr versucht, uns auszutricksen, gilt die Wette als verloren, das heißt, ihr könnt der Million auf Nimmerwiedersehen sagen.«
    »Wer ist wir?«, fragte Oliver.
    »Och, nur ein paar Freunde und ich«, sagte Fritz. »Ihr wisst schon: der verrückte Scherer, der Doktor und der gute alte Hubert Rückert.«
    »Ich wusste doch, dass ihr nicht nur Doppelkopf spielt«, sagte Stephan, und Evelyn sagte, wenn auch sehr leise: »Vier verrückte alte Männer mit Zeit und Geld … – unsere private Lottogesellschaft.«
    Eberhard stieß immer noch fassungslose »Ohas« in die Gegend, und Katinka sah aus, als würde sie keine Luft bekommen.
    »Also ist es doch eine Wette«, sagte ich. »Wer wettet denn mit wem? Und warum? Hast du verloren, wenn wir nicht mitmachen? Und um wie viel Geld geht es denn? Bist du besser dran, wenn du uns die zwei Millionen zahlen musst, oder freust du dich, wenn du verlierst?«
    »Das geht euch nichts an«, sagte Fritz barsch. »Der Vertrag liegt nebenan, ihr solltet ihn euch in aller Ruhe durchlesen und dann sagen, ob ihr zu den Bedingungen immer noch bereit seid, mitzumachen. Ich meine, ihr müsst in jedem Augenblick damit rechnen, dass Scherer seine lange Nase bei euch zur Wohnungstür reinsteckt – hahaha!«
    »Aber deine alten Sä … Herren bekommen doch wohl keine Wohnungsschlüssel, oder?«, fragte Stephan empört.
    Fritz schüttelte den Kopf. »Nein, nein, wir klingeln vorher. Aber wir behalten uns vor, einen Privatdetektiv zu engagieren oder andere Methoden der Observation … – steht alles im Vertrag. Dings, sei ein braver Junge und hol mal schnell die Papiere, die bei Opa auf dem Schreibtisch liegen.«
    Till sprang auf und flitzte nach nebenan. Es war

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