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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Evelyn. »Für eine Million Euro muss man darüber hinwegsehen, nicht wahr?«
    »Genau«, sagte ich erleichtert, denn wenn sie jetzt noch das Innenleben der Ruine einer kritischen Betrachtung unterzogen hätte, hätte sie es sich möglicherweise noch anders überlegt. Zum Glück hatte sie ja ihre Stehlampe mitgebracht – wahrscheinlich, um die neue Umgebung in günstigem Licht erscheinen zu lassen.
    Als Stephan und Oliver die letzten Gepäckstücke ins Haus getragen hatten, holte Evelyn noch etwas vom Beifahrersitz des Z4, das mir verdächtig nach einem Plüschhasen mit langen Schlenkerbeinen und -ohren aussah. War sie etwa auch einer dieser »Nicht-ohne-mein-Kuscheltier«-Typen? Aber ehe ich sie darauf ansprechen konnte, warum sie das Ding an ihre Brust gedrückt hielt, als wäre sie erst drei Jahre alt, bretterte der schwarze Mercedes meines Schwiegervaters in die Einfahrt, dass der Kies nur so spritzte.
    »Die alten Verschwörersäcke«, sagte Oliver leise, als alle vier Türen sich gleichzeitig öffneten. Es war ein bisschen wie in einem Mafiafilm. Vier alte Männer mit schwarzen Anzügen stiegen aus einem Mercedes. Fehlte nur noch, dass sie Sonnenbrillen trugen und Pistolen ihre Brusttaschen ausbeulten.
    Wenn es nicht so eine ernste Angelegenheit gewesen wäre, hätte es komisch sein können.
    »Wir dachten, wir kommen mal vorbei und schauen nach dem Rechten«, sagte Fritz gut gelaunt. »Meine Freunde kennt ihr bereits …«
    »Bankdirektor a. D. Gernod Scherer«, stellte sich ein braun gebrannter Glatzkopf vor und schüttelte uns allen die Hand. Ich kannte ihn tatsächlich schon – aus der Gärtnerei. Er hatte sich seine Balkonkästen bei mir bepflanzen lassen. Ob es wohl der gleiche Bankdirektor a. D. war, der seinerzeit Fritzens Villa hatte bauen lassen?
    »Hubert Rückert, ehemaliger Rektor des Johannes-Gutenberg-Gymnasiums«, sagte ein kleiner, verschrumpelter Mann mit riesengroßen Ohren und einer heiseren, leisen Stimme wie der Pate. Ich hatte mal gelesen, dass die Ohren und die Nase bis zu unserem Tod weiterwachsen, also je älter, desto größer. Wenn das stimmte, musste dieser Mann mindestens hundertfünfzig sein. Unter den buschigen Augenbrauen musterten mich allerdings ausgesprochen scharfe, helle Augen.
    Wir fühlten uns alle ein wenig unbehaglich, den Drahtziehern unseres ungewöhnlichen Vorhabens leibhaftig gegenüberzustehen.
    Ich kam mir jedenfalls plötzlich ganz schäbig vor. Was zur Hölle taten wir hier eigentlich?
    »Und das ist der gute alte Doktor Berner«, sagte Fritz und zeigte auf den athletisch gebauten, schlanken Doktor, der wie Fritz noch alle seine Haare hatte und jedes Jahr womöglich zwei Marathons lief.
    Auch Doktor Berner schüttelte uns allen die Hand. »Also, ich hätte nicht gedacht, dass ihr dabei mitmacht«, sagte er. »Ich war fest davon überzeugt, dass ihr Fritz einen Vogel zeigen und ihm sagen würdet, wohin er sich sein Geld stecken könnte …«
    »Tja, so kann man sich täuschen«, sagte Stephan mit leicht aggressivem Unterton.
    Scherer und Rückert lachten. »Aber so ist es doch viel besser, nicht wahr? So viel Spaß haben wir doch schon lange nicht mehr gehabt. Wir werden uns alle großartig amüsieren.«
    »Und wir erst«, murmelte ich. Ich war plötzlich sauer auf Fritz. Warum konnte er nicht wie jeder andere normale Vater sein und seinen Kindern die Millionen einfach schenken?
    »Noch ist die Wette nicht gewonnen. Ein halbes Jahr ist manchmal länger, als man denkt«, sagte Doktor Berner.
    »Noch länger?«, flüsterte ich vor mich hin.
    Fritz sah auf die Uhr. »Schon halb sechs. Es wird allmählich Zeit, meint ihr nicht?«
    »Time to say good-bye«, sang Rückert, und es klang richtig unheimlich mit seiner heiseren Stimme.
    Alle vier alten Männer schauten neugierig zu, wie wir uns entsprechend steif und verlegen von unseren rechtmäßig angetrauten Ehepartnern verabschiedeten. Beinahe hätte ich angefangen zu weinen.
    »Wir sehen uns ja morgen früh schon wieder«, sagte Stephan.
    »Jahaaa«, sagte ich.
    Evelyn hielt den Plüschhasen an den Ohren fest, als Oliver sie umarmte. Beinahe hätte sie mir Leid getan. Aber dann sagte sie über Olivers Schulter: »Und denk dran, Olivia: Die Marmorfliesen niemals mit Essigreiniger behandeln!«
    »Ich werde mich beherrschen«, sagte ich. Nein, der Einzige, der mir hier Leid tun sollte, war ich selber.
    »Komm, Blumenköhlchen«, sagte Oliver, der meinen Koffer in den Citroen wuchtete. »Ich habe eine Gemüselasagne im

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