Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
wird dich vielleicht interessieren, es geht nämlich um Gärten.«
»Eine Gartensendung«, sagte ich. »Ja, da braucht es dringend was Neues, die wenigen, die es gibt, sind sterbenslangweilig.«
»In England gibt es eine Show, die ein richtiger Straßenfeger ist: Die Besitzer eines hässlichen Gartens oder Hinterhofs werden mit einem Vorwand übers Wochenende aus dem Haus gelockt. Dann rücken Gärtner und ein Fernsehteam an und verwandeln den schäbigen Garten in ein kleines Paradies.«
»Eine Vorher-Nachher-Show für Gärten«, sagte ich begeistert. »Wunderbar.«
»Ja«, sagte Oliver. »Tolle Idee, nicht wahr!? Aber unser Programmdirektor meint nicht zu Unrecht, dass die Engländer ein ganz anderes Verhältnis zu ihren Gärten haben als wir Deutschen. Die Deutschen, die als Zielgruppe in Frage kämen, hätten Gartenzwerge unter ihren Blautannen stehen und fänden wahrscheinlich die Vorher-Gärten schöner als die Nachher-Gärten. Der Programmdirektor meint außerdem, wir müssten jüngere Zielgruppen ansprechen, und die hätten wohl andere Hobbies als gärtnern. Erst seit die ganzen Privatsender mit diesen Selberbauer- und Die-Handwerker-kommen-Sendungen Marktanteile erzielen, hat er wieder ein offenes Ohr für meine Idee. Aber er will ein junges und ansprechendes Konzept. Und daran arbeite ich noch.«
»So eine Sendung kann man doch ganz wunderbar gestalten«, sagte ich. »Ich wüsste auch schon ein Dutzend Gärten, die eine Verschönerung nötig hätten. Du solltest das Ganze schnell in die Tat umsetzen, sonst kommt dir am Ende noch jemand zuvor und schnappt dir deine Idee vor der Nase weg.«
Oliver lächelte mich an. »Ehrlich gesagt, hatte ichvor, dich ein bisschen einzuspannen, Blumenköhlchen. Schließlich bist du der Gartenexperte von uns beiden.«
»Ich helfe dir gerne«, sagte ich geschmeichelt. »Und wenn die Sendung tatsächlich gemacht wird, dann könnt ihr die Pflanzen und den ganzen Kram bei uns kaufen – das würde unseren Umsatz enorm steigern.«
Oliver holte den Nachtisch aus dem Kühlschrank – selbst gemachte Rote Grütze mit selbst gemachter Vanillesoße – und goss uns noch etwas Wein nach. Dabei fachsimpelten und sponnen wir über Olivers Gartensendung. Es war ausgesprochen gemütlich. Nach dem zweiten Glas wagte ich es sogar, meine Füße auf das weiße Sofa zu legen. Schließlich musste ich mich hier doch noch eine lange Zeit wie zu Hause fühlen.
Oliver grinste. »Das ist schon okay«, sagte er. »Evelyn macht das auch immer. Wenn du willst, massiere ich dir auch die Füße.«
»Nein danke«, sagte ich, weniger weil ich keine Fußmassagen mochte, sondern mehr, weil ich Angst hatte, meine Socken könnten irgendwie müffeln. »Es ist auch so schon sehr schön bei dir, Blumenkohl. Ich hatte schon lange kein so wohliges Gefühl mehr im Magen.«
»Ich auch nicht«, sagte Oliver. »Vielleicht wird das ja noch ganz nett mit uns beiden, was meinst du?«
»Hm, ja«, sagte ich behaglich.
Nur die Vorstellung, dass es zu Hause in der Ruine gerade ähnlich gemütlich zuging, gefiel mir ganz und gar nicht. Ob Stephan auch daran dachte, sich zum Schlafen ein T-Shirt überzuziehen? Ich hoffte es sehr.
Und Evelyn? Sie würde mir wohl kaum den Gefallen tun und einen ausgeleierten Frotteeanzug mit einer albernen Katzenapplikation tragen. Oder gar Lockenwicklerim Haar und eine glitschige Schicht Nachtcreme im Gesicht.
Ich seufzte.
»Was ist los, Blumenköhlchen?«, fragte Oliver. »Heimweh?«
»Nein«, sagte ich und verkniff mir die Frage nach Evelyns Nachtwäsche. Warum sollte ich ihm auch noch den Abend verderben?
7. Kapitel
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I ch schlief überraschend gut in dieser ersten Nacht in der fremden Wohnung. Die Schlafcouch war sehr bequem, und an den Lärm, den man durchs offene Fenster hörte, konnte man sich gewöhnen. Vermutlich hatte überdies der Rotwein eine gewisse einschläfernde Wirkung gehabt. Vor dem Einschlafen hatte ich nur ganz kurz Zeit gehabt, mir Stephans und Evelyns ersten gemeinsamen Abend auszumalen. Wahrscheinlich hatte Stephan ebenfalls eine Flasche Wein aufgemacht. Ich konnte ihn förmlich vor mir sehen, die Flasche in der einen, den Korkenzieher in der anderen Hand, ein breites Brad-Pitt-Lächeln auf den Lippen. Wahrscheinlich hatte Evelyn Knie wie Wackelpudding bekommen bei diesem Anblick. Alle Frauen bekamen Wackelpuddingknie bei diesem Lächeln. Ich wusste nicht, ob ich sie bedauern oder beneiden sollte. Und dann, bevor ich mir Gedanken darüber machen konnte,
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