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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Öffentlichkeit Pipi machten, eine ganz besondere Hölle gab. Und bei meiner Heirat hatte sie mir noch einmal dringend an Herz gelegt, dass meine Ehe nur funktionieren könne, wenn ich folgende drei Ratschläge beherzigte: Erstens: Lasse deinen Mann niemals bei der Geburt eurer Kinder zuschauen. (Hatte ich bis jetzt erfolgreich vermieden, indem ich gar nicht erst welche bekommen hatte.) Zweitens: Gehe nie mit Lockenwicklern in Bett. (Haha – ich und auch noch Lockenwickler – das wäre so, als wenn Naomi Campbell Selbstbräuner benutzte!) Und drittens: Lasse dich niemals beim Verrichten der Notdurft beobachten.
    Man konnte von mir sagen, was man wollte, aber an diese Regeln hatte ich mich immer gehalten.
    Bis heute.
    Ich spürte, wie ich nachträglich noch einmal rot anlief. Und dabei war Oliver ja noch nicht mal mein Ehemann, sondern nur dessen Bruder. Hölle!
    Oliver bemerkte meine Konfusion glücklicherweise nicht, jedenfalls ließ er es sich nicht anmerken. Er rasierte sich in aller Ruhe, plauderte dabei ganz entspannt mit mir (keine Ahnung, worüber, ehrlich!) und schlenderte dann ohne Eile aus dem Badezimmer. Immer noch splitterfasernackt. Ja, hatte dem Mann denn niemand Manieren beigebracht?
    Als ich ihn zehn Minuten später in der Küche traf, sah er aus wie immer, eben angezogen.
    Sein Gesicht war allerdings hinter der Zeitung versteckt. Das war gut so, denn ich sah mich heute Morgen außer Stande, ihm noch einmal in die Augen zu sehen. Schließlich hatte er mich beim Pipimachen erwischt – schrecklich!
    Die Zeitung schob mir wortlos eine Tasse Kaffee hin – und ein Croissant.
    »Wo hast du denn das so plötzlich her?«
    »Der Bäcker gegenüber hat leckere«, sagte die Zeitung. »Aber ich habe auch immer welche in der Tiefkühltruhe. Möchtest du noch etwas anderes?«
    »Nein danke. Ich bin wirklich spät dran. Meinst du, ich kann das Croissant unterwegs essen?«
    »Sicher«, sagte die Zeitung und warf mir einen Schlüsselbund zu. »Der grüne ist für den Aufzug, der große für die untere Haustür, der kleine für die Wohnungstür. Und der komische gezackte ist für die Tiefgarage. Du musst ihn beim Herausfahren in das Schlüsselloch an der Schranke stecken, dann öffnet sich das Rolltor.«
    »Na dann«, sagte ich zu der Zeitung. »Bis heute Abend.«
    »War übrigens eine nette Unterhose, die du da heute Morgen anhattest«, sagte die Zeitung.
    Aaaaaargh! Ich flüchtete blindlings aus der Wohnung, verwechselte sämtliche Schlüssel, Aufzug, Haustür, Tiefgarage, und als ich endlich im Citroën saß, wollte er nicht anspringen. Er machte keinen Mucks.
    »Bitte, bitte, nicht noch eine Katastrophe«, sagte ich. Es reichte, dass ich verschlafen hatte und dass mein Schwager mich auf dem Klo gesehen hatte. In einer Unterhose mit gelben und blauen Blümchen. Es war klar, dass ich nun in die Hölle kommen würde.
    Mit viel Gefühl versuchte ich es noch einmal. Diesmal orgelte das Auto asthmatisch.
    »Schon besser«, lobte ich ihn. »Bitte, bitte spring doch an. Ich hatte bis jetzt schon Ärger genug. Ich will auf keinen Fall noch einmal hoch in die Wohnung und Oliver um Hilfe bitten. Ich muss erst mal verdauen, was ich da heute Morgen gesehen habe. Ehrlich, ich habe gar nicht gewusst, dass er gewisse Körperteile überhaupt
besitzt

    Der Citroen orgelte ungläubig.
    »Ja, ich weiß, das klingt komisch. Aber ich war total überrascht. Geschockt, kann man sagen. Ich habe mich auch total dämlich benommen. Hoffentlich hat er’s nicht gemerkt. Er muss mich für völlig verklemmt halten.«
    Diesmal ging das asthmatische Orgeln in ein lungenkrankes Tuckern über – der Wagen hatte offenbar Mitleid mit mir bekommen und war angesprungen.
    *
    »Gott, du siehst scheiße aus«, sagte Petra, als ich eine halbe Stunde später zur Ladentür hineinkam. Ach, wieich das liebte, zur Arbeit zu kommen und direkt in Petras kartoffelnasiges Gesicht schauen zu dürfen. Heute hatte sie ihre blonde Mähne auf ganz niedliche Weise mit vielen, vielen winzigen, rosafarbenen Haarklämmerchen hochgesteckt und trug ein farblich dazu passendes bauchfreies Spaghettiträgertop und eine hautenge, pinkfarbene Hose. Wären wir eine Hafenbar, wäre ich mit ihrem Aussehen höchst zufrieden gewesen.
    »Und viel zu spät biste du auch«, sagte sie mit einem strengen Blick auf die Uhr. »Also echt!«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich beschämt. »Entschuldigung.« Dann aber erinnerte ich mich an Olivers Worte heute Morgen im Badezimmer und fügte

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