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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Ofen.«
    Meine Miene hellte sich etwas auf.
    »Hach, ist das aufregend«, sagte Bankdirektor a. D. Scherer und strahlte über das ganze Gesicht. »So jung müsste man noch einmal sein.«
    Oliver ließ den Motor an. Sofort hatte ich das Gefühl, in einem Traktor zu sitzen. Dass das Ding überhaupt noch fahren konnte, war ein Wunder.
    Stephan und alle vier alten Männer winkten uns hinterher. Evelyn winkte nicht. Sie hielt den Plüschhasen an sich gedrückt und machte ein Gesicht, als ob sie Zahnschmerzen hätte.
    *
    Evelyns und Olivers Penthouse war noch großzügiger und luxuriöser, als ich es in Erinnerung hatte. Es gab außer dem Bad nur zwei kleinere Zimmer, nämlich Evelyns und Olivers Schlafzimmer und das Gäste- und Arbeitszimmer, in dem ich wohnen sollte. Der gesamte Rest von knapp hundert Quadratmetern war ein einziger Raum, in dem die moderne, edelstahlblitzende Einbauküchemit einer Theke vom Ess- und Wohnbereich getrennt war. Im dunkelgrauen Granitboden spiegelte sich die Zimmerdecke wie in der Meister-Propper-Werbung. Es gab nur wenige Möbel: zwei cremeweiße Designersofas um einen dezenten Couchtisch, eine Corbusierliege vor dem Fenster, einen antiken Schreibtisch an der Stirnseite des Raumes und einen alter Refektoriumstisch, um den herum sich acht Philippe-Starck-Stühle versammelt hatten. Die Wände waren cremeweiß gestrichen und fielen durch ihre ausgesprochene Nacktheit auf. Nur über dem Schreibtisch hing ein Gemälde, irgendwas hübsch geschwungenes Abstraktes in Granitgrau und Cremeweiß, von breiten, gebürsteten Aluprofilen gerahmt. Von den Sofas aus hatte man einen guten Blick auf den monströsen, silberfarbenen Flachbildschirm, der an der gegenüberliegenden Wand montiert war. Wer so einen Fernseher hatte, musste nicht unbedingt mehr ins Kino gehen. Die Dinger waren, soviel ich wusste, ungeheuer teuer. Oliver und Evelyn hatten offensichtlich wirklich ein Faible für unbezahlbare Dinge. Mit überflüssigen Kinkerlitzchen wie Sofakissen, Zimmerpflanzen, Porzellanfigürchen, Tischdecken, gerahmten Familienfotos oder Vorhängen gaben sie sich dagegen nicht so gerne ab. Trotzdem: Das Ganze war nicht so ungemütlich, wie man denken konnte. Gerade dadurch, dass es so unpersönlich wirkte, fühlte ich mich gleich weniger wie ein Eindringling. Ja, und der Duft der Lasagne aus dem Backofen ließ sogar ein beinahe heimeliges Gefühl in mir aufkommen. Ich packte meinen Koffer aus, wanderte ein bisschen durch die Wohnung und stellte meine wenigen Kosmetika im Badezimmer auf die Ablage. Hier hatte jeder ein Waschbecken. Das von Evelyn war kahl und sauber, über Olivers standen mindestens fünf verschiedene Eau de Toilettes. Er war entweder ein Parfümjunkie, oder er bekam jedes Jahr zu Weihnachten eins von Evelyn geschenkt, das er dann nicht aufbrauchte. Stephan war da anders: Er badete jeden Morgen in Eau de Toilette.
    Ich fuhr mir mit allen zehn Fingern durch die Haare (Man konnte die Biester nur im nassen Zustand kämmen, zu jedem anderen Zeitpunkt war die Wirkung äußerst verhehrend.) und tuschte meine Wimpern erneut. Um auch mal etwas Nettes über mein Aussehen zu sagen: Meine Wimpern waren phänomenal lang und dicht und gebogen. Elisabeth sagte immer, für solche Wimpern würde sie einen Mord begehen. Ich war froh, dass ich wenigstens etwas an mir hatte, das keiner Tagesform unterworfen war.
    »Du kannst schon mal den Tisch decken«, sagte Oliver, als ich wieder aus dem Bad kam. »Draußen, wenn’s dir nicht zu kalt ist.«
    »Nein. Ich liebe diese langen, kühlen Frühlingsabende. Dann hat man immer noch den ganzen Sommer vor sich.« Bodentiefe, breite Fenster mit Schiebtüren führten auf die kahle Dachterrasse hinaus. Dort stand nur einsam die Buchskugel, die ich den beiden zum Einzug geschenkt hatte, und die hatte dringend Dünger nötig. Es dämmerte bereits, aber auch das Zwielicht konnte die ungastliche Kargheit dieser Terrasse nicht verstecken. Ich deckte den Teakholztisch, der lieblos in der Mitte der riesigen Fläche unter einem Sonnenschirm stand. Da ich weder Tischdecken noch Servietten finden konnte, war ich froh, als ich im hintersten Winkel des Geschirrschrankes wenigstens ein Windlicht entdeckte. Es war aus vielen kleinen Glasvierecken in den verschiedensten Pastelltönen zusammengesetzt,und ich erriet sofort, dass es ein Geschenk von Katinka sein musste. Es war klar, dass Evelyn nicht vorhatte, sich davon den Gesamteindruck ihrer Wohnungseinrichtung kaputtmachen zu lassen. Recht

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