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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hin.«
    »Da bin ich mir bei Ihnen ganz sicher«, antwortete ich laut. »Das sagt er immer«, sagte ich dann zu Evelyn gewandt. »Süß, oder? Oh, das ist übrigens Herr Kabulke. Komm, du musst ihn unbedingt …«
    »Wir haben einander schon vorgestellt«, unterbach mich Evelyn gelassen. »Netter kleiner Mann.«
    »Ja, ich mag ihn auch! Wenn man nicht aufpasst, arbeitet er allerdings viel zu viel. Und dann schimpft seine Frau mit uns, weil er abends keine Lust hat, mit ihr in den Tangokurs zu gehen.«
    Evelyn schien sich nicht für Herr Kabulkes Freizeitbeschäftigungen zu interessieren. »Weißt du, deine Gewächshäuser gefallen mir. Sehen aus wie in alten englischen Spielfilmen. Und für Pflanzen scheinst du wirklich ein Händchen zu haben. Drinnen im Haus hingegen – da hältst du dich wohl nicht besonders häufig auf, oder?«
    »Am liebsten nur zum Schlafen«, sagte ich ehrlich und öffnete die Tür zu Gewächshaus Nummer vier.
    »Ja, das verstehe ich«, gab Evelyn zurück. »Es ist wirklich das grauenhafteste Haus, das ich jemals gesehen habe. Eigentlich ist es sogar zum Schlafen zu scheußlich, ganz zu schweigen von anderen Dingen.«
    »Welche anderen Dinge?«
    »Sex zum Beispiel«, sagte Evelyn bestimmt. »In diesem Ambiente kann doch beim besten Willen keine Stimmung aufkommen.«
    Nicht? Das freute mich aber zu hören.
    »Also,
wir
hatten da bisher keine Probleme mit«, sagte ich.
    Evelyn schnaubte verächtlich. »Das glaube ich euch nicht. Die Tapetenmuster müssen einfach impotent machen. Dieses Gästezimmer, in dem ich schlafe, ist mit klodeckelgroßen Orchideen tapeziert.«
    »Stiefmütterchen«, verbesserte ich.
    »Mütter
chen
, dass ich nicht lache! Ich verstehe nicht, wie ihr so lange in diesem Haus leben konntet, ohne plemplem zu werden. Ich habe mich heute Nacht sonach meinem Schlafzimmer gesehnt wie noch nie zuvor in meinem Leben.«
    Ich sagte nichts dazu. Sie hatte ja Recht. Verglichen mit ihrer luxuriösen, eleganten Wohnung war unser Haus so stilvoll wie ein Frauengefängnis in Nowosibirsk.
    »Wie, zur Hölle, konntet ihr es darin so lange aushalten, ohne etwas zu ändern?«, wollte Evelyn wissen.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wir haben ja einiges geändert. Das Dach musste neu gedeckt werden, und die Heizung war fällig. Und Klempnerarbeiten, damit etwas anderes als braunes Wasser aus den Hähnen kam. Tja, aber damit war das Geld auch schon wieder alle, und die kosmetischen Operationen müssen eben warten. Die Gärtnerei ist jetzt erst mal wichtiger.«
    Evelyn ließ das nicht gelten. »Wenigstens diese abartigen Tapeten könntet ihr doch mal entfernen«, sagte sie. »Das kostet nicht mal was, aber ihr könntet wesentlich ruhiger schlafen.«
    »Im Dunkeln sieht man die Tapeten doch gar nicht«, sagte ich.
    »Oh doch«, behauptete Evelyn. »Selbst im Dunkeln wird man von diesen Blumen erschlagen. Man bekommt Albträume davon. Ich halte das nicht noch eine Nacht aus, geschweige denn geschlagene sechs Monate.«
    »Dann schlaf doch auf der Couch im Wohnzimmer«, schlug ich vor. »Dort ist fast keine Tapete an der Wand.«
    »Ja, aber dafür dunkelgrüne Kacheln.« Evelyn schüttelte sich. »Erklär mir doch mal, warum jemand
Kacheln
in seinem Wohnzimmer anbringen lässt!«
    »Da musst du die Vorbesitzer fragen«, sagte ich. Diese Frage hatte ich mir zugegebenermaßen auch schon gestellt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Kacheln anden Wohnzimmerwänden jemals in Mode gewesen waren. Stephan glaubte, das Wohnzimmer sei zu irgendeinem anrüchigen Zeitpunkt eine riesige Sauna gewesen. Das würde jedenfalls auch die dunkel gebeizte Fichtenholzdecke erklären.
    »Man könnte das mit Holz verkleiden«, sagte Evelyn träumerisch. »Halbhoch, weiß gewischt, mit einem kleinen Sims, so im Landhausstil, weißt du. Würde gut zu dir passen, der Landhausstil. Wär auch nicht teuer. Und ein bisschen weiße Farbe für die dunkle Decke kostet doch nichts.«
    »
Alles
kostet Geld«, widersprach ich. Evelyn fand also, dass der Landhausstil zu mir passte. Ihr eigener Stil war das definitiv nicht. Nun, ich war ja schon seit langem auf der Suche nach einem eigenen Stil. Elisabeth sagte immer, es sei eben mein Stil, keinen Stil zu haben, und irgendwie gefiel mir das nicht. Ich wollte Evelyn fragen, ob meine Jeanslatzhosen auch dem Landhausstil zuzuordnen seien, und wenn ja, ob ich dazu weiterhin alte Turnschuhe tragen durfte.
    Herr Kabulke kam mit einer Schubkarre voll duftender Komposterde ins Gewächshaus

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