Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Fragen zu beantworten. »Du bist süß, wenn du eifersüchtig bist. Aber ich habe wirklich andere Sorgen.«
»Was denn?«, fragte ich. Falls er sich wegen Oliver Sorgen machte – was der zum Schlafen anzog, wusste ich nicht. Nur dass er unter der Dusche nackt war. Und beim Rasieren.
Aber Stephan dachte gar nicht an Oliver. »Sägebrecht hat unser Angebot abgelehnt«, sagte er.
»Was, so schnell? Du hast es ihnen doch erst letzte Woche zugeschickt.«
»Ja, aber sie sind nicht an einer Zusammenarbeit interessiert.« Stephan seufzte. »Ich habe jetzt erst herausgefunden, dass Sägebrechts Tochter mit Blumen Müllerverheiratet ist. Da kann man nichts machen, diese Geschäftsleute klüngeln alle untereinander.«
»Aber Grabbepflanzung war doch ohnehin nicht gerade das, was wir wollten, oder?«, versuchte ich ihn zu trösten.
Stephan schob mich von sich. »Olli, du willst es einfach nicht verstehen, oder? Hier geht es ums blanke Überleben. Wenn wir nicht schnellstens unseren Umsatz erhöhen, können wir den Laden hier schließen!«
Ich musste lachen. »Haha, du hast wohl vergessen, dass wir bald eine Million haben werden!«
Stephan seufzte. »Olli, manchmal bist du wirklich blauäugig. Wenn wir diesen Laden nicht ans Laufen kriegen, dann nutzt es auch nichts, wenn wir die Million hier reinstecken. Davon läuft das Geschäft ja auch nicht besser – wir würden den Bankrott nur nach hinten verschieben.«
Ich war verwirrt. »Ja, aber«, begann ich, als Petra ihre Kindergartenfrisur ins Gewächshaus steckte und mich unfreundlich anglotzte.
»Hätte ich mir ja denken können, dass du wieder mit beiden Armen in Erde steckst«, sagte sie. »Da ist ’ne Frau, die will Buxen oder so was kaufen. Oh« – hier wurde ihr Tonfall lieblich wie der Klang einer Flö-höte »hallo-ho, Herr Gaertner, wusste gar nicht, dass Sie auch hier sind.« Der pinkfarbene Lipgloss teilte sich zu einem strahlenden Lächeln.
Stephan lächelte ebenfalls. Petra wackelte eigenartig mit ihrem Kopf, als sie ins Gewächshaus getänzelt kam und sich so vor Stephan aufbaute, dass er durch den Ausschnitt ihres Tops bis auf den gepiercten Bauchnabel gucken konnte.
»Was war jetzt mit der Kundin?«, fragte ich gereizt. Ausgerechnetjetzt musste sie stören, mitten in diesem wichtigen Gespräch.
»Ich habe gesagt, Buxen haben wir nicht, und jetzt will sie unbedingt die Chefin sprechen«, sagte Petra unwillig.
Die Frau wollte sich vermutlich über die unmögliche Verkäuferin beschweren. Zu Recht. »Ich komme«, sagte ich seufzend. »Wir reden später weiter, Stephan, ja?«
»Unbedingt«, sagte Stephan. Ich hätte ihm gerne einen Kuss gegeben, aber dazu hätte ich Petra zur Seite schubsen müssen.
»Wissen Sie eigentlich, dass Sie ganz genau so aussehen wie Kevin Kostner?«, hörte ich sie sagen, als ich noch nicht ganz an der Tür war.
Stephan lachte selbstsicher. »Wie Brad Pitt, meinen Sie wohl.«
»Ja, genau, oder wie der«, sagte Petra.
Ich verdrehte die Augen. Wusste sie eigentlich, dass sie ganz genau so dumm war wie ein Stück Knäckebrot?
8. Kapitel
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I n der Mittagspause traf ich mich mit Elisabeth zum Joggen. Natürlich wollte sie wissen, wie meine erste Nacht in der neuen Umgebung gewesen war.
»Die Nacht war okay«, sagte ich, den Blick auf meine Pulsuhr gerichtet. Nach der ersten Steigung schlug mein Herz gefährlich schnell. Möglicherweise war es aber auch die Erinnerung an heute Morgen. Ich musste mit jemandem darüber reden, so peinlich es auch war.
»Aber dann ist etwas Schreckliches passiert«, sagte ich mit dramatischem Unterton.
»Was denn?« Elisabeth blieb vor lauter Neugierde wie angewurzelt stehen.
»Also, ich bin ins Bad getaumelt und habe mich aufs Klo gesetzt.« Ich wurde feuerrot. Über so etwas sprach man nicht, das hatte meine Pflegemutter mir immer und immer wieder eingebleut. Schon das Wort »Klo« kam nur schwer über meine Lippen. »Ich weiß gar nicht, wie ich’s sagen soll. Als ich da so saß, da …«
Elisabeth umklammerte mein Handgelenk. »Oh nein! Ich habe schon von so etwas gehört, aber ich dachte immer, das wären Zeitungsenten. Was war es? Eine Ratte? Ein Kaiman? Eine Riesenschlange?« Mit jedem Tier wurde ihre Stimme schriller.
Ich schaute sie verwirrt an.
»Oh Gott, ich wäre gestorben!«, kreischte Elisabeth.Ihre Arme waren mit Gänsehaut überzogen. »Du Ärmste!«
»Da war kein Tier, Elisabeth!« Ich war immer noch verwirrt.
Elisabeth runzelte die Stirn. »Kein Tier in der
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