Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Geheimnis mehr. Dann kann Oliver es doch auch wissen.«
Evelyn zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst! Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
Ich sah zu Oliver hinauf, der eine Augenbraue hochgezogen hatte, wie immer, wenn er einer Sache auf die Spur kommen wollte.
»Evelyn hat in ihrer Freizeit die Liebe zum Gärtnern entdeckt«, erklärte ich ihm. »Und sie war nicht mal schlecht. Sie hat ein paar Kilo Cannabis geerntet.«
»Sieben K-K-Kilo, um genau zu sein«, sagte Herr Kabulke. »Und allerfeinste Qualität. Der THC-Gehalt ist sensationell.«
»Wie bitte?« Ungerechterweise bedachte Oliver ausgerechnet mich mit seinem ungewohnt strengen Blick. »Hab ich das richtig verstanden? Ihr habt hier im großen Stil Drogen angebaut?«
Ich nickte.
»Olivia! Das hätte ich von dir wirklich nicht gedacht«, sagte Oliver.
»Ist das denn verboten?«, fragte Herr Kabulke.
Evelyn verdrehte die Augen.
»Natürlich ist es verboten, Herr Kabulke«, sagte ich zerknirscht. »Was dachten Sie denn?«
»Wir sind aber doch jetzt in der EG«, sagte Herr Kabulke, und niemand wusste, was er damit eigentlich sagen wollte.
»Das ist nicht umsonst illegal«, dozierte Oliver. »Hasch ist eine Einstiegsdroge, über die schon Kinder an harte Drogen herangeführt werden.«
»Ich wusste schon, warum ich es dir nicht gesagt habe«, sagte Evelyn. »Du Moralapostel.«
»Es war Evelyns Idee«, sagte ich kläglich.
»Natürlich«, sagte Oliver und sah immer noch sehr missbilligend aus.
»K-k-k-kann man dafür denn belangt werden?«, wollte Herr Kabulke wissen.
»Aber sicher doch«, sagte Oliver. »Dafür können Sie den Rest Ihres Lebens im Gefängnis verbringen.«
»Nun seien Sie doch mal nicht so streng, Oliver«, mischte sich Scherer ein. »
Sie
haben ja während ihres Studiums das ein oder andere Pfeifchen rauchen können. Aber wir gehören einer anderen Generation an. Als wir studiert haben, war man doch schon froh, wenn man genug zu essen hatte. Ist es da nicht verständlich, dass wir einen gewissen Nachholbedarf an all den anderen Sachen haben?«
»Aber bitte, verpetzen Sie uns nicht bei Ihrem Vater. Der hat für solche Kindereien leider kein Verständnis«, sagte Doktor Berner.
»Wie der Vater, so der Sohn«, murmelte Hubert.
»Da wird meine Frau aber staunen, wenn ich auf meine alten Tage noch mal kriminell werde«, sagte Herr Kabulke aufgeregt. »Wo sie sich doch seit vierzig Jahren beschwert, dass ich so ein Langweiler bin.«
»So, so, Evelyn«, sagte Oliver. »Du rauchst also seit neuestem vielleicht wieder Pot? Oder geht es dir nur um das Geld? Mir brauchst du jedenfalls nicht weiszumachen, dass du ein rein botanisches Interesse an den Pflanzen hast. Und Nachholbedürfnis lasse ich auch nicht als Argument gelten.« Zu den alten Säcken gewandt, setzte er erklärend hinzu: »Meine Frau hatte auf der Uni nicht umsonst den Spitznamen
Potty
!«
»Potty!«, rief Scherer und bekam einen Lachanfall, als habe bereits einen Joint geraucht.
»Jawohl,
Potty
«, wiederholte Oliver ernsthaft. »Wie sieht’s aus? Für den Eigenbedarf angebaut, Potty?«
»Schon gut, du Spießer.« Evelyn wandte sich grinsend an die alten Säcke. »Seine Zeit als
Shitty
scheint Lichtjahre zurückzuliegen.«
Scherer bekam einen weiteren Lachanfall, die anderen grinsten immerhin. Nur ich schaute Oliver und Evelyn abwechselnd mit offenem Mund an. Das waren ja ganz neue Einblicke.
»Aus dem Alter bin ich aber raus«, sagte Oliver. »Heute weiß ich, dass man als Erwachsener eine gewisse Verantwortung für den Rest der Welt trägt.«
»Shitty und Potty«, kreischte Scherer und bekam vor lauter Lachen keine Luft mehr. »Potty und Shitty! Ich hab lange nicht mehr so einen Spaß gehabt!«
»Ich bin aus dem Alter auch raus«, sagte Evelyn zu Oliver. »Ich bin schließlich vielleicht schwanger.«
»Was?«, rief Oliver, und »Was?« riefen auch die alten Säcke und ich.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte Herr Kabulke.
»Potty ist schwanger von Shitty, Potty ist schwanger von Shitty«, sang Scherer und hielt sich den Bauch vor Lachen.
»Vielleicht«, wiederholte Evelyn.
»Wurde ja auch Zeit«, sagte Doktor Berner. »So oft, wie Sie beide sich im Hotel getroffen haben …«
»Und dieses Buch, dass ich Ihnen gegeben habe, das ist wirklich gut«, sagte Hubert. »Meine Frau und ich haben uns stets daran gehalten.«
Oliver kaute auf seiner Unterlippe. Das war offenbar zu viel für ihn an einem Tag. Erst die Gartenshow und jetzt auch noch
Weitere Kostenlose Bücher