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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hellhörig werden müssen. Und Petra hatte ja nicht gerade ein Geheimnis daraus gemacht, dass ihr Stephan gefiel, mit ihrer plumpen Anmache, ihrem flötenden Gelispel und ihrem Süßholzgeraspel.
    Ich hatte mir nur nicht vorstellen können, dass Stephan einen derart schlechten Geschmack haben könnte. Wenn er sich in Evelyn verliebt hätte, hätte ich es verstanden, Evelyn war schließlich bildhübsch und intelligent. Aber Petra? Dieses o-beinige, kreuzdoofe Frettchen? Nein, eine derartige Geschmacksverirrung hätte ich Stephan im Leben nicht zugetraut. Der Mann hatte doch Stil!
    Aufgebracht tigerte ich durchs Büro. Die Schreibtischplatte war fingerabdrucksfrei poliert und roch antibakteriell. Sofort wusste ich, dass die beiden es auch auf dem Schreibtisch miteinander getrieben hatten. Fieberhaft öffnete ich die Schubladen, ohne zu wissen, wonach ich eigentlich suchte. Möglicherweise nach einem Liebesbrief. »Tschüssie, deine Petra«, mit einem glossigen Lippenstiftabdruck und lauter Kringeln auf den Is.
    Aber ich fand nichts dergleichen. Dafür fand ich eine Schachtel mit Kondomen. Mit schwarzen Kondomen, umgenau zu sein. Solche Dinger hatte ich noch nie gesehen. Die, die wir gewöhnlich benutzten, waren babyrosa wie Petras Haarspange. Unschlüssig drehte ich die Schachtel in meinen Händen. Wie lange ging das wohl schon? Wahrscheinlich war das nicht die erste Schachtel Kondome. Die beiden hatten unzählige Möglichkeiten gehabt, sich hier zu treffen, während Evelyn mit Kabulke das Haus renovierte und das arme Schwein von Petras Ehemann zu Hause die beiden Frettchenkinder hütete. Deshalb war Stephan auch so scharf darauf gewesen, dass die alte Gästecouch hier abgeladen wurde und nicht bei Eberhard und dem Garagenflohmarkt. Petra war der Fußboden sicher zu unhygienisch, und der Schreibtisch auf Dauer zu unbequem. Dabei holte man sich vermutlich nur blaue Flecken.
    Blaue Flecken! Aaaaaargh! Der blaue Fleck an Stephans Brust war bestimmt Petras spitzem Ellenbogen oder sonst irgendeinem knochigen Körperteil von ihr zu verdanken.
    Ich öffnete die Kondomschachtel. Es waren noch vier Kondome darin, schwarz und gemein glotzten sie mich mit ihren runden Augen an. Fast war es mir, als hörte ich sie sagen: »Du siehst scheiße aus!«
    Ich steckte sie in meine Tasche und taumelte Hilfe suchend aus dem Raum. Mein Blick fiel als Erstes auf den Kühlschrank, wo die Zutaten des Jungtrankes der alten Säcke standen. Ich goss aus jeder der Flaschen ein Schlückchen in die Glaskaraffe des Standmixers, streute aus jeder Dose ein Löffelchen Pulver hinein und leerte obendrauf die Flasche Wodka. Dann stellte ich den Mixer an. Dummerweise hatte ich vergessen, den Deckel aufzulegen, so dass die Wände und der Boden ringsrum mitblutroter Flüssigkeit besprenkelt wurden. Ich füllte, was übrig blieb, in eines der benutzten Gläser um und trank es auf Ex. Widerlich.
    Aber danach ging es mir ein bisschen besser. Ich schaffte es, wieder nach nebenan zu gehen (die Gästecouch würdigte ich keines Blickes), um Elisabeth anzurufen.
    »Elisabeth? Kannst du mich abholen?«, schniefte ich kläglich.
    »Wo bist du?«, fragte Elisabeth.
    »In der Gärtnerei. Stephan hat nichts mit Evelyn. Er hat was mit Petra!«
    »Dem Frettchen?«
    »Genau«, schniefte ich.
    »Ja, ist das denn zu fassen!«, rief Elisabeth aus. »Hanna! Olivias Stephan hat was mit diesem Frettchen von Verkäuferin!«
    »Der Sausack«, hörte ich Hanna im Hintergrund sagen. »Typisch!«
    »Ich bin gleich bei dir«, sagte Elisabeth.
    *
    Elisabeth war sehr lieb zu mir. Sie nahm mich mit zu sich nach Hause und sagte kein einziges Mal: »Das habe ich dir doch gleich gesagt«, sondern tröstete mich, so gut sie konnte.
    »So etwas passiert«, sagte sie. »Das ist das Leben. Sieh mich an! Mir ist es schon zweimal passiert.«
    »Ich will gerne tot sein«, sagte ich. Es war so peinlich, dass ich nichts davon gemerkt hatte, ausgerechnet ich, die ich mir einbildete, keine von diesen dämlichenFrauen zu sein, die vor allem die Augen verschließen. »Ich bin ja so blöd!«
    »Das ist eine ganz normale Reaktion«, sagte Hanna. »Es liegt daran, dass man die Fähigkeit zur Treue beim Mann immer wieder heillos überschätzt.«
    »Das ist wahr«, sagte Elisabeth. »Man muss sich als Frau ganz schön beeilen, wenn man der Erste in der Beziehung sein will, der fremdgeht.«
    »Genau«, sagte Hanna. »Es gehört einfach zum Erwachsenwerden dazu, das zu lernen!«
    Ich weinte trotzdem ein

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