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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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wieder sprach.
    »Sie sollten wissen, dass ich darüber nachdenke, die Kirche zu verlassen. Als Beruf, meine ich«, fügte er auf ihren offenbar erstaunten Blick hastig hinzu. »Ich glaube, ich möchte mehr Zeit in die Schule stecken.«
    »Das Unterrichten liegt Ihnen.« Ja, davon konnten sie frei sprechen.
    »Ich habe das Glück gehabt, die Arbeit zu finden, für die Gott mich geschaffen hat.« Ein spitzbübisches Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus. »Das ist meine Antwort für alle, die meine Entscheidung missbilligen. Ziemlich schwer zu bestreiten, oder?«
    »Ich würde den Versuch niemals wagen. Aber werden Sie zurechtkommen?« Sie lehnte sich vor, um ihn an Mrs Richard Russells Grabstein vorbei besser sehen zu können. »Ich werde Ihr Gehalt selbstverständlich erhöhen, wenn ich kann, doch bis die Nachfolge von Seton Park geklärt ist, steht das nicht in meiner Macht.«
    »Das wird nicht nötig sein. Mr Mirkwood ist äußerst freigiebig gewesen. Wenn Sie mir eine Kate zu dem Preis verpachten wollen, den die anderen Pächter genießen, dann werde ich mit dem Gehalt von Seton Park und Pencarragh und mit ein bisschen Landwirtschaft sicherlich zurechtkommen.« Mit der Zufriedenheit eines Mannes, der seine Zukunft kennt, fuhr er fort, das Gras zu schneiden.
    Wann hatte Mr Mirkwood ihm ein Stipendium angeboten? Er musste ihm ohne sie einen Besuch abgestattet oder ihm geschrieben haben. So oder so war es sehr großzügig von ihm. Das würde sie ihm sagen. Er würde sie am Nachmittag besuchen, unter irgendeinem Vorwand, der etwas mit Milchwirtschaft zu tun hatte, und sie würde dafür sorgen, dass er erfuhr, wie sehr er sie erfreut hatte.
    Keine Lust, so hatte es sich gezeigt, befriedigte einen Mann so sehr wie die Lust, die erst erblühte, nachdem die Wertschätzung Wurzeln geschlagen hatte. Vielleicht hätte er das sein ganzes Leben lang nie erfahren, wenn er nicht nach Sussex ins Exil geschickt worden wäre. Jetzt erlaubte er sich, wenn er seinen Gedanken nachging, die Vorstellung, diese Köstlichkeit für den Rest seines Lebens zu genießen.
    Lincolnshire würde ihr gefallen. Sie würde dort all die Annehmlichkeiten von Seton Park vorfinden – Getreide, Vieh, Pächter, eine zu vergebene Pfarre –, und wenn sie jemals Heimweh nach Sussex bekam, bräuchten sie bloß für eine Weile nach Pencarragh zu kommen. Vielleicht würde ihr sogar London gefallen, mit seinen Vorträgen und Bibliotheken und großen Enklaven der Armut, die nur darauf warteten, dass fleißige Frauen von nobler Gesinnung die Ärmel hochkrempelten und die Dinge in Ordnung brachten.
    Über das leider äußerst anschauliche Pamphlet über die Symptome von Kuhpocken hinweg sah er sie an. Hinter ihren Mitteilungen an das Landwirtschaftsministerium betrachtete sie ebenso oft diesen oder jenen Teil von ihm. Sein Besuch war höchst angenehm verlaufen, und nun lümmelte er nackt auf dem Bett im Blauen Zimmer herum, das Kissen gegen einen der Bettpfosten gelehnt. Sie saß mit dem Rücken zum Kopfende, die Überdecke bis unter die Achseln gezogen. Ein immerwährendes Lächeln umspielte dieser Tage ihre Lippen, und das sollte es wohl.
    Am Anfang hatte sie seinen Anblick nicht ausstehen können. Noch ein Triumph. Ein wenig schadenfrohe Selbstgefälligkeit würde sie ihm wohl verzeihen. »Siehst du etwas, was dir zusagt?«, fragte er, während er nachlässig umblätterte.
    Sie errötete. »Dein Körper ist so anders als meiner.« Ihr Blick wanderte zu seinem Gesicht. »Ich fand dich anfangs seltsam, doch jetzt erkenne ich eine gewisse Logik in deinem Aufbau.«
    »Ich bin froh, das zu hören.« Er ließ das Kuhpocken-Pamphlet ein oder zwei Zentimeter sinken. »Hat deine Ehe dich denn nicht mit der männlichen Anatomie vertraut gemacht?«
    »Oh doch.« Ihre geschürzten Lippen verrieten ihm, wie sie darüber dachte. »Aber wie es aussieht, kann ein Mann sich in nicht unerheblicher Weise von einem anderen unterscheiden.«
    »Der eine könnte ein größeres Anhängsel haben, meinst du?«
    »Das ist überhaupt nicht das, was ich meinte.« Ihre Mundwinkel zuckten dennoch. »Obwohl es dich sicher freuen wird, zu hören, dass du meinen verstorbenen Mann darin übertriffst.«
    »Liebes, ich übertreffe die meisten Männer darin.«
    »Herzlichen Glückwunsch.« Sie legte ihre Lektüre ganz beiseite. »Was ich meinte, hat eher etwas mit der Reaktion der Frau zu tun. Ob Glieder ansehnlich oder unansehnlich sind, hängt hauptsächlich davon ab, wer sie bewohnt.«

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