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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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überging. Den wilden, überirdischen Triumph in ihren vom Kissen erstickten Schreien.
    Kissen. Er öffnete die Augen. Er sollte ihr auf das Kissen helfen. Andererseits, wozu? Entweder war sie inzwischen guter Hoffnung oder nicht. Sie würde es früh genug erfahren, und er dann auch. Dann würde alles zu Ende sein. Doch er musste den Moment ja nicht mit dem Gedanken daran verbringen.
    »Bitte sag mir nicht, dass es die ganze Zeit so einfach gewesen ist.« Zwischen seinen mühsamen Atemzügen sandte er die Worte in Richtung Betthimmel. »Mich fesseln. Dich nach oben.«
    Sie drehte sich auf die Seite und wandte ihm ihren ganzen Körper zu. Ihre Hand fand seine und spielte mit seinen Fingern. »Das hat vielleicht auch geholfen. Aber hauptsächlich musste ich dich kennen, schätze ich. Wissen, was du wirklich bist.«
    »Ah. Mhm.« Gott helfe ihm, er würde sich nie daran gewöhnen, dass sie solche Dinge sagte. Seine Kehle fühlte sich an, als habe er einen pflaumengroßen Stein verschluckt. »Wahrhaftig, wenn du gesagt hättest, dass ich die nötigen Mittel die ganze Zeit zur Hand gehabt hätte, ich glaube, dann müsste ich mich in Schande aus deinem Fenster stürzen.«
    Sie lachte, das wundervolle wissende Lachen einer befriedigten Frau. Ihre Augen waren dunkel und köstlich wie türkischer Kaffee, jetzt, wo er sich gestattete, hinzusehen. »Aber bitte nicht heute.« Ihr Daumen strich über seine Handfläche. »Weder aus meinem Fenster noch aus einem von deinen. Ich will, dass du heute Abend wiederkommst.«
    »Ich kann in fünfzehn Minuten wieder kommen, wenn du magst.« Mit der freien Hand ergriff er ihr Handgelenk und zog sie näher. »Du auch.«
    »Unverbesserlicher Mann!« Ihre Stimme war voll nachsichtiger Zärtlichkeit. »Ich wusste, du würdest diesen Scherz machen!«
    Einunddreißig Tage. Zu früh, um siegesgewiss zu sein. Zu früh, um einer Hoffnung nachzugeben, die mit immer verheerenderer Wirkung zerstört werden konnte, je mehr Tage vergingen. Obwohl sie in letzter Zeit vormittags eine leichte Übelkeit verspürte oder sich einbildete zu verspüren.
    Martha saß hinten im Schulzimmer, eine Hand gedankenverloren auf dem Bauch, und sah zu, wie ein weiteres ihrer Vorhaben Früchte trug. Sieben junge Damen. Die beiden Farris-Mädchen, Jenny Everett und ihre Schwester, zwei Mädchen aus zwei weiteren Pächterfamilien und – was für eine wundervolle Überraschung es gewesen war – Carrie Weaver, die Zöpfe hochgesteckt und die Augen hell vor Wissbegierde.
    Sie konnte kaum lesen. »Denken Sie, wir sollten ihren Eltern sagen, dass sie in die Wochentagsklasse zu den jüngeren Kindern muss?« Mr Atkins war mit besorgt gerunzelter Stirn zu ihr nach hinten gekommen. Er hatte die angenehme Angewohnheit beibehalten, sie in allem, was die Mädchenklasse betraf, zu Rate zu ziehen.
    Ansichten meldeten sich wie üblich prompt zu Wort, doch sie brachte sie zum Schweigen. »Was denken Sie?« Sie hatte sich vorgebeugt, die Ellbogen unfein auf der Tischplatte. »Schließlich werden Sie es sein, der im Unterricht mit ihr fertigwerden muss.«
    »Ich würde sie sehr ungern versetzen.« Er blickte über die Schulter nach den sieben über ihre Tafeln gebeugten Köpfen, während die Mädchen ihre Namen darauf schrieben. »Das würde sie gewiss beschämen, und außerdem wird ihre Mutter sie vielleicht nicht öfter als einmal in der Woche entbehren können.«
    »Dann müssen wir einen Weg finden, wie wir sie in dieser Klasse behalten können. Sie muss gleichzeitig lesen lernen und Geschichte.«
    »Vielleicht, wenn eins der Mädchen von Seton Park einverstanden wäre, ihr zu helfen …«
    »Fragen Sie Jenny. Sie ist eine hervorragende Leserin, und sie hat vielleicht Zeit, während sie ihre Schafe hütet.«
    »Sehr gut.« Mit einem kurzen Nicken ging er wieder durch die Reihen nach vorn. »Heute beginnen wir mit den Königen und Königinnen.« Er stand neben seinem Schreibtisch, eine Hand auf der Tischplatte. »Rückwärts von unserem derzeitigen König George aus. Kann mir jemand sagen, in welchem Jahr er auf den Thron gekommen ist?«
    Die Stimmen des ernsten Lehrers und der jungen Schülerinnen verwoben sich zu einer beruhigenden Decke, die sich über sie legte, während sie sich ihren Gedanken überließ.
    Sie bereute das, was sie gestern getan hatte, und letzte Nacht wieder, kein bisschen. Und heute Morgen abermals, schnell und direkt, auf dass Mr Mirkwood nach Hause gehen und vor der Kirche noch ein paar Stunden Schlaf bekommen

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