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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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seine eigenen Ansichten mit ihr zu teilen.
    Auf solche Besuche konnte sich eine Frau freuen. Auf die anderen Besuche dann womöglich auch. Vielleicht würde er sie eines Nachts an anderen Orten berühren und zufällig die Stelle finden, an der ihre Befriedigung verborgen war. Dann würde er sie glücklich machen wollen, und sie würde ihm helfen, herauszufinden wie.
    Martha rückte sich auf ihrem Stuhl zurecht und schüttelte den Kopf. Sie selbst würde nichts davon tun. Sie sah, dass Mr Atkins bei ihrer Bewegung aufgeblickt hatte, doch als sie weder etwas sagte noch den Blick hob, machte er sich wieder an die Arbeit. Besser so. Besser, eine Frau kümmerte sich selbst um ihre Befriedigung, wenn nötig, und machte sich so wenig wie möglich von Männern abhängig.
    Sie hielt den gespitzten Griffel hoch und blies die Späne weg. »Sagten Sie, Sie hätten Untersuchungen gelesen, die die Gleichförmigkeit von Schulmaterialien befürworten? Das würde mich sehr interessieren.« Wenn ihr Plan aufging und sie ihren Platz hier behielt, würde sie ihre Ideen und Ansichten mit Mr Atkins teilen können, so oft sie wünschte. Es bestand überhaupt kein Grund, auf die Frau des Pfarrers neidisch zu sein – oder auf die irgendeines anderen Mannes.

4
    »Die Dinger sind bewohnt ?« Entgeistert starrte Theo auf die Katen. »Ich habe schon Schweineställe gesehen, die in einem besseren Zustand waren.«
    »Das glaube ich Ihnen gern«, sagte Mr Granville. »Und ich vertraue darauf, dass Sie eine solche Bemerkung nicht in Hörweite derer wiederholen werden, die in der Tat hier wohnen.«
    »Nein, natürlich nicht.« Die Zurechtweisung machte Theo betroffen, dann ärgerte er sich. Er hatte nicht vorgehabt, die Kätner in ihrem Beisein zu beleidigen.
    Doch sowohl die Behausung als auch das Grundstück waren abstoßend. Er wusste auch nicht so genau, was er eigentlich erwartet hatte, doch wenn Granville von den Bauernkaten gesprochen hatte, hatte er sich immer etwas irgendwie Idyllisches vorgestellt, etwas Ähnliches wie die Höfe der Pächter auf dem Gut in Lincolnshire. Ordentliche kleine Höfe, und dahinter satte Felder. Kräftige Kinder, die in abgetragenen, aber sauberen Kleidern herumrannten. Den frischen Geruch von Gras und Blumen vielleicht oder den Duft eines deftigen Eintopfs, den eine Bäuerin zum Abendessen kochte.
    Was er nicht erwartet hatte, waren zum Beispiel die Gänse. Die Gänse und ihr Dreck. Die grauen Viecher liefen frei auf dem kaum noch vorhandenen Gras umher, und als er durchs Tor trat, wurde Theo klar, dass Mrs Russell es ernst gemeint hatte, als sie ihm empfohlen hatte, seine Reitstiefel gegen Langschäfter auszutauschen. Ohne passendes Schuhwerk hätte er nach dem Veitstanz durch den Gänsedreck nicht unbedingt einen guten ersten Eindruck auf die Pächter gemacht. Er blickte entschlossen nach vorn und marschierte los. Eine Gans näherte sich, reckte den Hals und zischte ihn mit einem unverkennbar triumphierenden Ausdruck an.
    »Hier wohnt die Familie Weaver«, informierte Mr Granville ihn.
    »Weaver«, wiederholte Theo, um zu zeigen, dass er zuhörte. »Was ist das für ein Haus? Es sieht aus, als sei es aus Schlamm gebaut.« Das war noch höflich formuliert. Die Mauern erinnerten an den Inhalt einer Jauchegrube.
    »Ist es auch, zumindest teilweise. Die Pfosten sind aus Holz und die Zwischenräume sind mit Stroh und Lehm ausgefüllt. Diese Mischung wird nicht so fest wie Steine oder Ziegel, ist aber dennoch recht haltbar. Dieses Haus steht seit über hundert Jahren hier. Ich schätze, es war früher mal getüncht.«
    Sie waren jetzt nahe genug herangekommen, um das Schreien eines Säuglings zu hören – das Geräusch jagte Theo einen kalten Schauer über den Rücken –, und zu allem Überfluss kam auch noch ein ansehnliches Schwein um die Ecke und trottete auf die Eingangstür zu, als hätte es vor, die Besucher ins Innere zu begleiten.
    »Warum lassen sie wohl das Schwein in den Hof?«, fragte er leise, bevor Granville anklopfen konnte. »Und die Gänse?«
    »Mehr Land haben sie nicht.« Granville warf ihm einen eindringlichen Blick zu. »Es sind Tagelöhner. Keine Pachtbauern, wie Sie sie vielleicht aus Broughton Hall kennen.«
    Tagelöhner. Noch ein feiner Unterschied, der ihm entgangen war. Trotzdem sollte man meinen, sie könnten die Gänse einpferchen.
    Granville klopfte. Das Schwein trottete heran. Das Schreien des Kindes kam ebenfalls näher, als die Person, die es trug, zur Tür kam. Theo nahm den Hut

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