Ein unsittliches Angebot (German Edition)
Seine Zunge sprach aus, woran die ihre gescheitert war. »Musst du das denn unbedingt? Tu doch so, als wären es deine eigenen Finger.« Er erhöhte ganz sanft den Druck seines Daumens. »Gib dem Verlangen deines Körpers für acht Minuten nach. Komplizierter muss es nicht sein.«
Jetzt belog er sie beide. »Es ist alles andere als unkompliziert. Sie wollen mir befehlen.« Warum versuchte sie überhaupt noch, es ihm zu erklären? »Sie wollen, dass ich mich Ihnen ausliefere.«
»Nur für eine kleine Weile. Und ich würde dich zurückgeben.« Doch er nahm die Hand weg, und sie hörte, wie er aufs Kissen sank.
»Es tut mir leid«, sagte sie in die Dunkelheit.
»Macht nichts. Vielleicht änderst du ja eines Tages deine Meinung.« Welch unverbesserlicher Optimismus. Sie konnte nur hoffen, dass er weiterhin selbstsicher genug sein würde, dass sie es als Arroganz auslegen und ihren Widerstand darauf gründen konnte.
12
Es war nicht gut, inkonsequent zu sein. Es war nicht gut, zugeben zu müssen, dass ein unbeteiligter Beobachter die eigenen Worte und Taten unlogisch finden musste.
Ausliefern . Befehlen . Wie vehement sie auf der Hut davor war, sich einem Mann hinzugeben, der sich ihr jeden Tag hingab. Jede Nacht inzwischen, und jeden Morgen auch. Sie hatte ihm nicht verboten, sie auf diese Weise zu wecken. Sie hatte auch kein Wort darüber verloren, was seine Glieder taten, wenn er schlief, wie sie ihren Körper umschlangen und festhielten.
Ein Grund mehr , sagte Martha sich, während Mr Smith all sein Wissen über Milchkühe und ortsansässige Dacharbeiter preisgab und Theo sich eifrig Notizen machte. Neuerdings pflegten ihre Gedanken abzuschweifen. Du hast schon so weit nachgegeben. Verteidige deine Stellung, so gut du kannst.
Wem aber hatte sie nachgegeben? Er war ja nicht ihr Gegner. Wenn er sie in seiner Gewalt haben wollte, nur für eine kleine Weile – war das denn schlimmer als das, was sie sich mit ihm erlaubt hatte? In diesem Punkt machte sie sich nichts vor: Bis zu einem gewissen Grad hatte sie es genossen, wie er die Fassung verloren hatte. Seine hilflose Reaktion auf das, was sie mit ihrem Mund getan hatte. Seine bedingungslose Aufgabe des Versuchs, sie vulgäre Dinge sagen zu lassen. Sie hatte über ihn triumphiert, gänzlich, und jetzt nahm sie es ihm übel, dass auch er von diesem Triumph kosten wollte?
Für einen Mann war es natürlich etwas anderes. Ein Mann konnte sich im Spiel ausliefern, in der Gewissheit, dass er immer noch stärker war als die Frau, mit der er spielte. Körperlich war er ihr jederzeit überlegen. Er hatte mehr Einfluss in der Welt. Für einen Mann – vor allem für einen Mann wie Mr Mirkwood – war das, was im Bett geschah, alles ein großes Spiel.
Er sagte etwas und kritzelte mit seinem Bleistift. Irgendeine Frage über Kühe. Sein Kopf war über das Blatt Papier gebeugt, und er sah Mr Smith durch diese Wimpern an, die man auch noch sechs Kirchenbänke weiter hinten bemerkt hätte. Beflissene Aufmerksamkeit sprach aus seinem Profil. Die Londonerinnen fanden ihn zweifellos schön. Die armen Londonerinnen waren ganz schön zu kurz gekommen, wenn sie ihn niemals so gesehen hatten.
Ein Gentleman hielt Wort. Sogar, wenn er sein Wort achtlos im Zuge eines erfolglosen, äußerst anrüchigen Verführungsversuchs gegeben hatte. Also ließ er sich am Samstag mit ihrem Verwalter bekannt machen und setzte sich am Sonntag nach der Kirche im provisorischen Klassenzimmer mit dem Pfarrer zusammen.
»Ein Junge, der heutzutage auf einem Bauernhof aufwächst, kann nicht, wie sein Vater und sein Großvater vor ihm, damit rechnen, ebenfalls Bauer zu werden.« Mr Atkins hockte an der Tischkante, wo er vermutlich thronen würde, wenn die Schule begann. Er hatte seine Soutane gegen einen schwarzen Rock vertauscht. Vermutlich sah er in weiblichen Augen ziemlich flott aus. »Jetzt, wo so viele neue Maschinen entwickelt werden und immer mehr kleine Höfe verschwinden, werden viele solche Jungen ihr Zuhause verlassen und für Lohn arbeiten gehen müssen.«
»Mädchen ebenfalls. Die älteste Cheatham-Tochter ist erst dieses Frühjahr nach Lancashire gegangen.« Mrs Russell saß auf einem Stuhl zu Theos Rechten, die Hände im Schoß gefaltet, die Füße flach auf dem Boden.
»Richtig.« Der Pfarrer schickte eine Verbeugung in ihre Richtung. »Mrs Russell ist eine feurige Verfechterin der jungen Damen. Zu ihrem Teil kommen wir gleich.« Ein Lächeln, ein völlig unnötiges Lächeln, schwebte
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