Ein unverbindliches Ja
tolle Idee. Gott sei Dank waren heute Morgen meine bequemen Liebestöter-Baumwoll-Kombis allesamt in der Wäsche und ich habe mich für heiße Dessous entschieden. Wenig Tragekomfort – aber, wie würde Mama sagen, hübsch anzusehen.
Von Harry bin ich es nicht gewohnt, die Autotür aufgehalten zu bekommen, deshalb nehme ich Hendriks Geste umso mehr zur Kenntnis. Alles deutet daraufhin, dass er ein Mann mit Klasse ist.
Spätestens beim Betreten seiner Wohnung revidiere ich meine Meinung, denn die Bilder hängen immer noch und schöner sind sie im letzten Vierteljahr auch nicht geworden. Irgendwie sind sie mir nicht mehr so präsent gewesen. Noch dazu ist seine Flurgarderobe ein Albtraum. Sie ist mir bei meinem letzten Besuch gar nicht aufgefallen. Ein Metzgerhaken! Wie abscheulich. Wo einst geschlachtete Schweine baumelten, hängt nun mein Trenchcoat. Kein schöner Gedanke.
Hendrik führt mich an der Hand durch seine Wohnung. Alles ist sauber und ordentlich, es gibt kaum eine Ecke, an der etwas zu liegen scheint, was dort nicht hingehört. Sogar ein Strauß Lilien ziert den großen Teakholztisch, der umringt von mindestens zehn Stühlen in der Mitte eines gewaltigen Raumes steht. Hier kann man gemütlich zusammensitzen, essen und mit netten Menschen einen ganzen Abend verbringen oder aber auch zu zweit Vier gewinnt spielen. Lalala …
Ein großer Durchgang zur Küche erlaubt einen guten Einblick zum Koch, der sicherlich auch Hendrik heißt. Ich muss mich fragen, ob er Gedanken lesen kann, denn gerade in diesem Augenblick stellt er die Frage: »Wann darf ich für dich kochen?«
»Übermorgen! Bis dahin habe ich verschiedenste Zutaten eingekauft und du kannst dann damit deiner Fantasie freien Lauf lassen.«
Ich warte auf seine Reaktion.
»Geht klar, ich experimentiere gern!«
Hendrik ist anders als die Männer sonst so in meinem Umfeld. Viele langweilen mich bereits in den ersten Wochen oder, schlimmer noch, schon gleich während des ersten Gespräches. Ich bin nicht das Püppchen, für das ich oft gehalten werde. Meist dauert es einige Zeit, bis die Spezies Mann feststellt, dass ich eine willensstarke Frau bin, die von nichts und niemandem abhängig sein möchte. Und das, obwohl ich von vornherein immer bemüht bin, dies deutlich zum Ausdruck zu bringen.
Auf diese Männer kann ich pfeifen. Ich bin immer davon überzeugt gewesen, der Richtige wird schon irgendwann kommen. Denn Harry ist schon lange mehr Bruder als Freund. Auch wenn ich mich die nächsten dreißig Jahre nicht an seiner Seite gesehen hätte, empfand ich die Trennung als recht schwierig. Vielleicht soll es so sein und mein Traummann steht nun direkt vor mir! Zum Greifen nah! Aber zu schnell will ich mich nicht blenden lassen und rufe mich zur Ordnung. An diesem Abend soll Hendrik noch auf Herz und Nieren geprüft werden, bevor ich mich in ihn verliebe.
Er holt mich aus meinen Gedanken, als er mir einen Rossini in die Hand drückt: »Happy birthday, Beate!«
Ich muss lachen und stelle mir die Frage, ob sie bemerkt hat, dass wir fluchtartig – und vor allem gemeinsam – ihre Geburtstagsparty verlassen haben. Ich nehme einen Schluck und bin nicht erstaunt, dass der Prosecco genau die richtige Temperatur hat und das Erdbeermark anscheinend in den letzten fünf Minuten frisch zubereitet wurde, während ich in Gedanken versunken war. Ich habe das Bedürfnis, Hendrik in die Arme zu fallen und ihn hemmungslos zu küssen, aber ich muss mich zusammenreißen. Ich will die lange Zündschnur nicht vorschnell zum Abbrennen bringen, sondern mich von ihm durch den Abend führen lassen. Das macht die Sache viel reizvoller.
Also lehne ich mich in seinen Viersitzer. Entgegen allen guten Vorsätzen, Hendrik nicht auf seinen plötzlichen Rückzug anzusprechen, bringe ich das Gespräch auf unsere letzte Begegnung im Frühjahr: »Warum hast du dich vor mir versteckt? Hat dir der Kinofilm nicht gefallen?«
»Weil man sich im Leben immer zweimal trifft.«
»Gut, dann tun wir so, als hätte es das letzte Vierteljahr nicht gegeben.«
Als Paolo Conte aus den Lautsprechern ertönt, lehne ich mich noch tiefer in die Kissen seines Sofas und schließe die Augen. Er nimmt meine Hand und führt mich ins Schlafzimmer. Die dunkle Stimme des Musikers hallt auch hier aus den Boxen und bringt mich in Stimmung. Hendrik geht im Zimmer umher und zündet eine Kerze nach der anderen an. Der Raum wird heller und heller, dann schaltet er das Oberlicht aus. Die Atmosphäre scheint
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