Ein unvergessliches Abenteuer
ich den Schmerz von damals nie wieder durchmachen will. Ich dachte, wenn ich auch sterbe, ist alles gut.“
Lange unterdrückte Gefühle stiegen in Rachel auf, aber sie wehrte sich mit aller Kraft dagegen. Das hatte sie in all den Jahren gelernt.
„Also verschließt du dich, um dich zu schützen“, folgerte Crissy. „Das ergibt einen Sinn. Du willst zwar dazugehören, aber du möchtest dafür nichts aufs Spiel setzen. Das kann ich verstehen. Wir alle müssen zwischen unseren Bedürfnissen und Ängsten abwägen.“
Rachel war nicht sicher, ob ihr Crissys Analyse gefiel. „Ich gehöre dazu.“
„Wozu?“, entgegnete ihre Freundin. „Ich verurteile dich nicht, Liebes. Da bin ich die Letzte, die das tun würde. Ich frage dich nur, ob du wirklich dort bist, wo du sein willst? Handelst du eigenständig, oder reagierst du nur? Manchmal ist die Vergangenheit so stark, dass wir sie nicht abschütteln können.“
Auf die Idee, dass sie keine andere Wahl hatte, war Rachel noch nicht gekommen. „Ich wollte Brett und Ray nicht heiraten, nur um zu beweisen, dass ich es kann.“
„Gut für dich“, sagte Crissy. „Weichst du einer Beziehung mit Carter aus, weil er nicht der Richtige ist, oder weil du Angst davor hast?“
„Ich liebe ihn nicht“, beharrte Rachel fast trotzig. „Dass ich alle seine guten Eigenschaften auflisten kann, macht ihn noch nicht zum Traumprinzen.“
„Zu was macht es ihn dann?“
Darauf hatte Rachel keine Antwort. Sie war nicht sicher, was sie für Carter empfand. „Es ist alles so verwirrend.“
„Das ist das Leben immer.“
Rachel schüttelte den Kopf. „Für dich nicht. Du bist der zufriedenste Mensch, den ich kenne.“
Crissy lächelte nicht. „Ich bin eine gute Schauspielerin.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Okay, hier ist mein Geständnis. Ich bin fast dreißig. Ich war noch nie verheiratet. Ich hasse zwar Dates, aber ich habe viele tolle Typen getroffen. Warum habe ich keinen davon genommen?“
Über das Privatleben ihre Freundin hatte Rachel sich noch nicht viele Gedanken gemacht. „Ja, warum nicht?“
„Weil ich nicht kann. Ich darf nicht. Meine Strafe besteht darin, dass ich mich niemals verlieben, nie glücklich sein, kein Kind bekommen darf.“
„Das ist doch verrückt“, entfuhr es Rachel. „Wie kommst du darauf? Du musst nicht bestraft werden.“
„Leider doch.“ Crissy atmete tief durch. „Ich bin auf der Highschool schwanger geworden. Im letzten Jahr. Ich wollte es nicht, aber wer will das in dem Alter schon? Ich wollte den Jungen nicht heiraten, und er wollte kein Kind. Und ich auch nicht, wie ich schnell gemerkt habe. Also habe ich den einfachsten Ausweg gewählt. Ich habe mein Baby weggegeben.“
Sie stand auf und ging ans Fenster. „Ich hätte ihn behalten können. Meine Eltern waren verständnisvoll und boten mir ihre Hilfe an. Aber die wollte ich gar nicht. Ich wusste, dass ein Kind mich belasten würde. Es würde mein ganzes Leben verändern, und das wollte ich nicht. Ich hatte Träume. Die Ironie des Schicksals besteht darin, dass ich damals kurzerhand auf ihn verzichtet habe und seitdem dauernd daran denken muss.“
Rachel ging zu ihrer Freundin. „An deinen Sohn, meinst du?“
Crissy nickte. „Es wird immer schlimmer. Vielleicht, weil ich jetzt fast dreißig bin und meine biologische Uhr von Tag zu Tag lauter tickt. Oder das schlechte Gewissen nimmt zu. Ich weiß es nicht. Mein Sohn ist jetzt zwölf und lebt bei einer Familie ganz in der Nähe. Sie schickt mir Fotos und Briefe. Er ist ein guter Junge geworden. Glücklich. Bei mir wäre er das vielleicht nicht geworden.“
Rachel wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie konnte nicht glauben, dass Crissy ihr Geheimnis so lange mit sich herumgetragen hatte. „Willst du ihn kennenlernen?“
„Ich bin nicht sicher“, gab ihre Freundin zu. „Sie haben mich eingeladen, sie zu besuchen, wann immer ich will. Aber was soll ich sagen? ‚Ich bin die Frau, die dich nicht wollte, weil du ihr zu anstrengend warst?‘ Das kann ich nicht.“
„Du warst erst achtzehn und bist noch zur Schule gegangen“, gab Rachel zu bedenken.
„Ich war bequem und habe getan, was am einfachsten war, aber ich weiß nicht, ob es auch richtig war. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen. Selbst wenn ich ihn kennenlerne, wird es nie so werden, wie es hätte sein können. Ich werde für ihn nie mehr als die Frau sein, die ihn zur Welt gebracht hat. Seine wirkliche Mutter ist eine andere.“
Crissy
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