Ein unvergessliches Abenteuer
Finger verriet, wie groß die Angst um ihren Sohn war. Merry, Liz und Shelly hielten sich aneinander fest und sagte immer wieder beschwörend, dass Carter nichts zugestoßen war.
Kurz nach ein Uhr mittags wurde Tränengas eingesetzt, und die Polizei stürmte das Gebäude. Im Fernsehen waren Schüsse zu hören. Rachel stockte der Atem. Sie wollte nicht hinsehen, aber nichts zu wissen wäre noch unerträglicher. Carter, betete sie verzweifelt. Bitte, lass Carter nichts passiert sein.
Zwanzig Minuten später war das Schlimmste vorüber. Sanitäter rannten hinein, und drei Männer wurden herausgetragen. Die Frauen drängten sich um den Bildschirm, um nachzusehen, ob Carter zu den Verletzten gehörte. Plötzlich läutete das Telefon.
Nina eilte hinüber und riss den Hörer von der Gabel.
Merry umklammerte Rachels Arm. „Gleich werden wir es wissen“, flüsterte sie. „Wenn er verletzt ist, ruft sein Captain an. Wenn nicht, meldet Carter sich selbst.“
Merrys Fingernägel bohrten sich in Rachels Haut, aber sie fühlte es kaum.
„Carter, bist du es?“, hörte sie Nina fragen.
Dann herrschte Stille, bis Nina sich in einen Sessel fallen ließ und zu weinen begann. Sie hob eine Hand und nickte.
„Ihm ist nichts passiert“, verkündete sie mit tränenerstickter Stimme.
Rachel und Merry umarmten sich, genau wie Shelly und Liz.
„Es ist so schwer“, sagte Liz nach einem Moment und wischte sich die eigenen Tränen ab. „Zu wissen, dass Frank jeden Tag sein Leben riskiert, ist schwer, aber ich muss damit leben. Das müssen wir alle. Wir machen uns gegenseitig Mut, und jetzt gehörst du auch zu uns.“
Rachel berührte ihr Gesicht und stellte überrascht fest, dass es tränenfeucht war.
„Wir müssen stark bleiben, um uns gegenseitig zu helfen“, sagte Shelly.
„Ja, das tut ihr.“ Rachels Hals war wie zugeschnürt.
Sie beneidete diese Frauen um ihre Nähe. Die vier waren immer füreinander da. Danach hatte sie sich immer gesehnt.
Nina legte auf. „Es geht ihm gut. Er musste bei den Festnahmen helfen und eine Aussage machen. Und dann ist da noch der Papierkram.“
Ihre Töchter stöhnten. „Der hört nie auf“, sagte Merry. „Man gewöhnt sich daran.“
Nina lächelte Rachel zu. „Man gewöhnt sich an alles. Meinst du nicht auch, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn Carters Vater einen ungefährlicheren Beruf gehabt hätte? Natürlich! Aber er war nun mal so, wie er war. Ich wollte ihn nicht ändern. Also betet man, lenkt sich irgendwie ab und liebt, solange man kann.“
Rachel nickte nachdenklich. Das ergab Sinn, und in einer perfekten Welt lief es genauso ab. Aber bei ihren Problemen mit Carter ging es nicht um seinen Beruf.
„Jetzt muss ich los“, sagte sie. „Ich bin ja so froh, dass es ihm gut geht.“
Nina nahm sie in die Arme. „Er ist ein guter Mann, mein Carter.“
„Ja, das ist er. Einer der besten.“
Das stimmte. Carters Charakter war untadelig. Aber Rachel fragte sich, was sie für ihn und er für sie empfand. Was sie beide voneinander wollten, und seit wann ihre vorgetäuschte Beziehung nicht mehr funktionierte.
Gegen acht Uhr an diesem Abend war Carter mit dem Papierkram fertig. Er fühlte sich erschöpft, aber er hatte hart für diesen Tag gearbeitet, und der Einsatz war ein Erfolg gewesen. Die Verbrecher waren im Gefängnis oder im Krankenhaus, und er war verdammt stolz, Polizist zu sein.
Carter fuhr nach Hause und parkte in der Einfahrt, aber anstatt ins Haus zu gehen, überquerte er die Straße und klopfte bei seiner Mutter. Er wollte nicht lange bleiben, aber sie hatte darauf bestanden, ihn zu sehen, und geschworen, dass sie kein Auge zutun würde, wenn er nicht kam.
Sie öffnete die Tür und drückte ihn wortlos an sich.
Verlegen umarmte er sie. Sie war so klein, und er wusste, was sie durchgemacht hatte.
„Es geht mir gut“, murmelte er.
„Natürlich. Warum auch nicht? Du hast nur deine Arbeit gemacht. Trotzdem, wenn Schüsse fallen, macht eine Mutter sich eben Sorgen.“
„Darin bist du gut.“
Sie trat zurück und lächelte ihn an. „Ich habe viel Übung. Die haben wir alle.“
„Die Mädchen waren hier?“ Dumme Frage, dachte er. Wo sollten sie sonst gewesen sein?
„Und Rachel“, sagte Nina. „Sie hatte es im Fernsehen gesehen und kam sofort her. Ich bin froh darüber. Wenn so etwas passiert, braucht eine Frau ihre Familie.“
„Rachel war hier?“
„Wohin hätte sie sonst gehen sollen?“
Interessante Frage. Er hatte an sie gedacht.
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