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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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der sanft ansteigende Friedhof mit seinen schief stehenden und verwitterten Grabsteinen brachte ihm ein gewisses Maß an Ruhe.
    Der Tag war recht kühl, aber nicht kalt, der Himmel bewölkt, aber nicht finster. Hier und da hatte der eine oder andere Baum sich angesichts des nahenden Frühlings sogar schon ein Herz gefasst und ließ vorsichtig die ersten grünen Knospen erkennen.
    Alistair humpelte langsam zwischen den Grabsteinen umher, blieb ab und an stehen, um jene Inschriften zu lesen, die noch zu entziffern waren. Zwischen den jüngeren Gräbern fand er auch das eines Mannes, der in Waterloo gefallen war.
    Alistair ließ seine Hand auf dem schlichten Stein ruhen und blieb eine Weile reglos stehen.
    Auch das beruhigte ihn.
    Er stellte sich nicht die Frage, warum Waterloo jenen Mann das Leben gekostet hatte, während er selbst verschont geblieben war. Er wusste, dass es darauf keine Antwort gab, denn derlei geschah ohne jeden Sinn und Verstand. Er wusste zudem, dass es keinen besonderen Sinn gab, weswegen er überlebt hatte. Doch er war, anders als dieser arme Bursche hier, am Leben. Und Alistair erkannte, dass es an ihm war, dem Leben, das ihm geschenkt worden war, einen Sinn zu geben.
    Derart an Geist und Seele gestärkt, kehrte er zu seinem Hotel zurück, wo er entgegen den Anweisungen von Dr. Woodfrey die Zeitungen las, die Crewe ihm gestern besorgt hatte, und ein halbes Dutzend Briefe schrieb.
    2. März
    Am Montagmorgen, kurz vor zehn Uhr, fuhr Mirabel in ihrem Zweispänner nach Matlock Bath. Sie stattete der Postmeisterin ebenso einen Besuch ab wie der Leiterin der Leihbücherei und der Lokalredaktion. Da diese beiden Damen Neuigkeiten schneller in Umlauf zu bringen vermochten, als Post oder Zeitung es jemals bewerkstelligten, war dies der kürzeste Weg, um alle Welt wissen zu lassen, in welcher Angelegenheit sie gekommen war, und so das Gerede über das Ziel ihres Besuches in absehbaren Grenzen zu halten.
    Von dort fuhr sie weiter zu Wilkerson’s Hotel, wo sie einen der Hausdiener bat, ihr Gepäck abzuladen. Nachdem der Diener alles ins Haus getragen hatte, fragte Mirabel nach Crewe.
    Binnen weniger Minuten erschien der Kammerdiener, und wie sein Berufsstand es von ihm verlangte, zeigte seine Miene keinerlei Anzeichen der Neugier oder der Besorgnis.
    „Ich brauche mich sicher nicht nach dem Befinden Ihres Herrn zu erkundigen“, meinte Mirabel, „denn ich weiß ja, dass Sie vorzüglich für ihn sorgen und sicherstellen, dass er Dr. Woodfreys Anweisungen befolgt.“
    „Nun, was das anbelangt, Miss ...“
    „Ich weiß, dass Sie unter schwierigen Umständen Ihr Bestes geben“, unterbrach sie ihn. „Daher bin ich auch nur gekommen, um ein paar Dinge zu bringen, die wir in der Eile seines Aufbruchs ganz vergessen hatten.“ Sie zeigte auf die Körbe, die der Diener nahebei abgestellt hatte.
    Wenngleich Crewe daraufhin nichts erwiderte, konnte er seine Verwunderung dennoch nicht ganz verbergen, als er die Körbe betrachtete.
    Mirabel war sich wohl bewusst, dass Captain Hughes schon früh am Sonntagmorgen Mr. Carsingtons Habseligkeiten in das Hotel hatte schicken lassen. Denn so hatte sein einstiger Gast es sich in der kurzen Nachricht erbeten, die er zurückgelassen hatte, bevor er geflüchtet war - über die Leiter, die Mirabel vergessen hatte zurückzustellen.
    „Vor ein paar Tagen waren die Damen von Longledge Hill so gütig gewesen, mir einige Heilmittel für Mr. Carsington anzuvertrauen“, erklärte sie Crewe und holte eine Liste aus ihrem Retikül hervor. „Sie finden in diesen Körben verschiedene Gläser mit Eingemachtem und Sirup, ein Konzentrat zur Linderung von Kopfschmerzen, ein Pflanzenextrakt, das ebenfalls für etwas gut sein soll - wofür, habe ich vergessen, aber an dem entsprechenden Glas findet sich eine Gebrauchsanweisung, und ansonsten würden Sie es sicher auch selbst herausfinden. Lassen Sie mich schauen, was wir sonst noch haben ... Elixier aus Vitriolsäure - ausgezeichnet gegen Blähungen, wie mir versichert wurde. Asantpillen, welche sowohl bei hysterischen Beschwerden als auch bei Asthma Verwendung finden, wenngleich in unterschiedlicher Dosierung. Gelben Edinburgh-Balsam. Daffys Elixier. Gelees. Rezepturen für kühlende Tränke, Gerstenwasser, Molke, Würzmilch und Wermutbier.“
    Crewes Augen weiteten sich zusehends. „Gewiss, Miss. Das ist... sehr großzügig und aufmerksam von den Damen."
    „Wenn Mr. Carsington nach London zurückkehrt, kann er sich dort als Apotheker

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