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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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freundlich angelassen hat, so frischt der Wind doch beträchtlich auf.“ Sie schaute nach oben. „Zudem sieht es nach Regen aus.“
    Alistair sah gleichfalls nach oben. Die vereinzelten Wolken am Himmel hatten zugenommen und sich ausgebreitet, aber noch immer schienen sie ihm hell und unbedrohlich, von weiten Strecken hellen Blaus durchbrochen. „Frühestens in ein paar Stunden“, befand er. „Bevor das Wetter umschlägt, werde ich es mir schon längst wieder in meinem Hotel gemütlich machen. Seien Sie ehrlich, Miss Oldridge - wenn Sie heute allein hier wären, würden Sie dann auch auf halbem Wege kehrtmachen?“
    „Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht“, versuchte sie es erneut. „Ich habe als Kind hier gespielt. In meinem Fall stellt sich die Situation ganz offensichtlich anders dar als in Ihrem. Ihr gesunder Menschenverstand sollte Ihnen raten, auf jene zu hören, die mehr Erfahrung haben als Sie.“ Sie schnaubte leise vor Ungeduld. „Ich kann wahrlich nicht verstehen, warum ein so intelligenter Gentleman wie Sie es zulässt, dass sein Stolz und seine Eitelkeit über seinen gesunden Menschenverstand bestimmen - aber ich merke, dass es keinen Wert hat, noch länger darüber zu streiten.“
    Wenngleich sie ihre Stimme kaum erhoben hatte, so war ihr Ton doch scharf, und ihre Stute Sophy, die den Ärger ihrer Herrin spürte, tänzelte aufgeregt vor und zurück und begann so, langsam vom Pfad abzukommen.
    Alistair wünschte, Miss Oldridge hätte sich gleichfalls ein weniger temperamentvolles Tier für diesen Ausritt gewählt. Sophy hatte auf einmal einen Ausdruck in den Augen, der ihm gar nicht gefallen wollte. Wenn sie jetzt scheute ...
    „Dürfte ich Sie vielleicht bitten, etwas auf Ihre Stute achtzugeben“, bat er sie, und seiner ruhigen Stimme war nicht anzumerken, wie ernstlich besorgt er war.
    Aber noch bevor er seine Bitte ganz ausgesprochen hatte, war es Miss Oldridge bereits gelungen, ihr Pferd zu beruhigen und auf den rechten Weg zurückzuführen. Sie tat dies alles mit einer so mühelosen Leichtigkeit, als würde sie über die Rotten Row im Hyde Park spazieren reiten, statt einem schmalen Pfad zu folgen, der steil ansteigend durch eine unwirtliche Landschaft aus Felsen und Baumstämmen führte.
    Ihm hingegen verlangte das Gelände seine ganze Aufmerksamkeit ab. Deshalb - und um Miss Oldridge nicht erneut zu irritieren und vom Wege abzubringen - versagte Alistair sich jedes weitere Wort, bis sie den Aussichtspunkt erreicht hatten.
    Dort angekommen, stieg sie zu seiner unendlichen Erleichterung ab und überließ ihr Pferd dem Stallburschen. Alistair tat es ihr gerne nach.
    Sie befanden sich jedoch nicht auf einem schmalen Felsvorsprung, wie er befürchtet hatte, sondern auf einer wenngleich wild belassenen, so doch recht weiten Hangterrasse. Einige Geröllbrocken lagen pittoresk auf dem von einer unidentifizierbaren braunen Pflanzenspezies dünn besiedelten Boden. Am äußersten Ende der Terrasse wuchs ein einsam und verloren wirkender Busch aus einer Felsspalte heraus.
    Von dem Aussichtspunkt konnte Alistair weit über das Moor blicken, während seine Begleiterin ihm den Unterschied zwischen schwarzem und weißem Land erklärte. Als schwarz wurden Landstriche bezeichnet, deren Böden von schwärzlich-braunem Heidekraut überzogen waren, sodass sie wie eine Höllenlandschaft anmuteten. Auf weißem Land hingegen wuchsen auch Grünpflanzen - manchmal waren die Böden sogar mit Kalk gedüngt und landwirtschaftlich erschlossen -, doch zu dieser Jahreszeit war es recht schwer, den Unterschied zwischen beidem zu erkennen.
    „Ihnen ist sicher bewusst, dass dies kein Wunder der Natur ist“, bemerkte er. „Bevor die großen Klöster in den Wollhandel einstiegen, waren die Hochmoore einst bewaldete Landschaften. Wo die Bäume einmal abgeholzt worden waren, wuchsen nie neue nach, weil die Schafe alles wegfraßen: erst die Setzlinge, dann das Weidegras, das anstelle der Bäume wuchs, und schließlich auch noch den letzten verbleibenden Grashalm. Der fruchtbare Boden wurde fortgeweht und ausgewaschen, und zurück blieb Ihre pittoreske Landschaft, in der nur noch Borstgras und Heidekraut gedeihen.“
    „Und die Sie hässlich finden“, stellte sie abschließend fest, wandte sich von ihm ab und blickte auf die karge Landschaft hinaus, die sich vor ihnen weithin erstreckte.
    Weil ihr verzweifelter Ton ihn überraschte, trat Alistair einen Schritt näher an Miss Oldridge heran.
    Ihr Reithut war nur von

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