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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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denn gerade Sie können sich wahrlich kein geschwächtes Knöchelgelenk leisten. Es würde alle Fortschritte zunichte machen, die Sie bislang mit Ihrem Bein erzielt haben.“
    Ihre Worte waren so einfach und unumwunden wie ein Stockhieb auf den Kopf, und von ebensolcher Wirkung.
    Selbst zu seinen besten Zeiten war sein Bein zimperlich und wenig kooperativ - käme nun noch ein schwächlicher Knöchel hinzu, könnte es sich standhaft weigern, ihm überhaupt noch seine Dienste zu erweisen.
    Alistair verfügte über das übliche Maß männlichen Stolzes.
    Aber er war dennoch nicht uneinsichtig. Nur um seinen Stolz zu besänftigen, würde er sich nicht wie ein Dummkopf aufführen.
    „Ich bedaure sehr, es sagen zu müssen, aber da haben Sie einen ausgezeichneten Punkt zur Sprache gebracht“, meinte er daher. „Wir sollten unter gar keinen Umständen das berühmte Bein verstimmen. Es ließe sich nicht absehen, wozu es dann fähig wäre.“
    Ihre Miene entspannte sich ein wenig. Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und faltete die Hände im Schoß. „Es ist nur verständlich, dass Sie beunruhigt sind“, begann sie. „Jeder, der eine längere Zeit der Bewegungsunfähigkeit hat erdulden müssen - so wie Sie es mussten -, schätzt verständlicherweise seine freie Beweglichkeit über alles. Schon ein oder zwei Tage der Bettruhe erscheinen Ihnen daher als übermäßige Einschränkung.“
    „Oh, das würde mir gar nicht so viel ausmachen“, erwiderte er. „Dank ausgiebigen Studiums beherrsche ich die Kunst der Bequemlichkeit meisterlich und kann mühelos den Tag verschlafen, anstatt große Taten oder zumindest doch Nützliches zu vollbringen. Nein, nein, das ist nicht das Problem. Vielmehr bin ich es unsäglich leid, den Launen dieses kapriziösen Beines noch länger nachzugeben.“
    Sie betrachtete erst den Hügel unter der Bettdecke, wo sein Fuß auf den Kissen ruhte, und sah dann ihn selbst fragend an. „Seinen Launen nachzugeben?“
    „Lassen Sie mich Ihnen ein wenig von diesem Bein erzählen, Miss Oldridge“, meinte er. „Dies war einst einmal ein bescheidenes, wohlerzogenes Bein, das ruhig und unauffällig seinen täglichen Pflichten nachging und niemandem Ärger bereitete. Aber seit es verletzt worden ist, hat es sich zum Tyrannen entwickelt.“
    Ihre Miene entspannte sich noch etwas mehr, und ihre Augen strahlten vor Belustigung, sodass sie funkelten wie die fernen Sterne am mitternächtlichen Himmel.
    Dergestalt ermutigt, fuhr er fort: „Dieses Bein ist egoistisch, missgelaunt und undankbar. Nachdem die englische Lehrmeinung es zum hoffnungslosen Fall erklärt hatte, brachten wir das Bein zu einem türkischen Heiler. Er behandelte es mit allerlei exotischen Salben und säuberte und verband es mehrmals am Tag. Auf diese Weise gelang es ihm, den übel riechenden Wundbrand zu bannen, der dem Bein sonst zum Verhängnis geworden wäre. Doch zeigte das Bein sich dafür dankbar? Nahm es nun wieder seine Arbeit auf, wie es sich für ein anständiges Bein gehört? Nein, das tat es nicht.“
    Mirabels Mundwinkel zuckten, und sie äußerte einen Laut des Verständnisses.
    „Dieses Bein, Madam“, hob er erneut an, „bedurfte über Monate hinweg langweiligster Übungen, bevor es sich dazu herabließ, auch nur die einfachsten Bewegungen auszuführen. Selbst jetzt, nach bald drei Jahren hingebungsvoller Pflege und Versorgung, bekommt es noch immer Zustände, sobald nur das Wetter ein wenig feucht ist. Und bedenken Sie bitte, dass es sich immerhin um ein englisches Bein handelt - keineswegs klimatisch verwöhnt, wie jene empfindlichen Beine fremdländischer Fabrikation.“
    Ihre Lippen bebten, weil sie das Lachen nun kaum noch zurückhalten konnte, und ihre Augen tanzten vor Vergnügen.
    Auch in ihm tanzte und bebte es, und sogleich kamen ihm die falschen Gedanken in den Sinn - Gedanken daran, mit seinen Lippen die feinen Lachfalten in ihren Augenwinkeln zu berühren oder seinen Mund auf ihre bebenden Lippen zu senken ...
    Er redete weiter. „Kurzum, es ist derzeit kaum dazu zu bewegen, freiwillig irgendwohin zu gehen. Wie um alles in der Welt kam ich überhaupt auf den Gedanken, aus dem Bett springen und zum Hotel zurücklaufen zu wollen?“
    „Sie sind auf den Kopf gefallen - auf einen harten St...stein.“ Sie unterdrückte mit Mühe ein Kichern.
    Alistair hatte kichernde Mädchen schon immer als sehr anstrengend empfunden. Daher, so sagte er sich, müsse er an sich auch eine kichernde Miss Oldridge wenig

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