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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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könnte.“
    „Ich beneide Sie darum, wie gut Sie Ihre Gefühle zu beherrschen vermögen“, sagte er leise. „Es scheint mir zweifelhaft, ob mich der Anblick Ihrer nackten Knöchel so unberührt ließe.“
    Ein wohliger Schauder brach tief aus ihrem Innern hervor und ließ ihre Haut erglühen.
    Vom anderen Ende des Zimmers her ließ sich ein Hüsteln vernehmen. Mr. Carsington sah ungeduldig zu seinem Kammerdiener hinüber. „Was gibt es denn nun schon wieder, Crewe?“
    „Ich wollte nur bemerkt haben, Sir, dass die Köchin sich große Mühe gegeben hat, Ihren Appetit zu wecken, und manche Leckerbissen mit zunehmendem Verstreichen der Zeit nicht besser werden.“
    Bis ihr Gast seine Aufmerksamkeit wieder ihr zuwandte, war Mirabels Verstand auch wieder funktionstüchtig. Er neckte sie, sagte sie sich, wie es sich für einen jeden Galan der guten Gesellschaft gehörte. Koketterien und Zweideutigkeiten waren lediglich Bestandteil der Unterhaltung. Sogar älteren Damen flüsterten sie unziemliche Bemerkungen ins Ohr.
    Es wäre abwegig anzunehmen, dass ein Paar einunddreißigjähriger Knöchel - ob nun entblößt oder nicht - in ihm begehrliche Empfindungen zu regen vermochte.
    „Wollen Sie nicht mit mir essen?“, fragte er. „Ihre Köchin hat genug für ein ganzes Regiment bereitet.“
    „Sie ist an Papas unbändigen Appetit gewöhnt“, meinte Mirabel. „Dies hier ist aber keine allzu üppig bemessene Mahlzeit für einen Mann Ihrer Größe, und ich bin wirklich nicht hungrig. Aber vielleicht möchten Sie lieber in Ruhe speisen.“
    Sie sollte besser gehen. Eigentlich war sie nur gekommen, um kurz nach ihm zu sehen. Wenn sie länger hier verweilte, war wahrlich nichts gewonnen. Sie hatte sich bereits viel zu sehr von ihm einnehmen lassen. Wenn sie sonst keine Sorgen hätte, würde sie sich wohl gar zu einer Verliebtheit hinreißen lassen ... Doch wie absurd in ihrem Alter und noch dazu mehr als nur ihrer Tugend gefährlich!
    Sie stand auf.
    „Ihre Gesellschaft wäre mir unendlich lieber“, sagte er.
    Sie setzte sich wieder.
    Es stimmte Alistair verdrießlich, dass Miss Oldridge sich erneut erhob, sobald er sein Mahl beendet hatte.
    „Mrs. Entwhistle wird sich schon fragen, was aus mir geworden ist“, entschuldigte sich Mirabel. „Ich habe ihr gesagt, dass ich nur kurz nach Ihnen schauen wollte.“
    „Um die stille Stärke zu bewundern, mit der ich heldenhaft mein Leiden ertrage?“, fragte er.
    „Ja, und um sicherzustellen, dass Sie sich nicht völlig verlassen fühlen. Hätte Dr. Woodfrey es nicht ausdrücklich untersagt, würden Sie sich vor Besuchern kaum noch retten können. Aber er ist der Ansicht, dass Sie sich in keiner Weise überanstrengen sollen.“
    „Ich tue nichts weiter, als hier zu sitzen, zu essen und zu reden“, versicherte Alistair.
    „Keineswegs“, befand sie. „Sie haben sich sehr verausgabt, charmant und geistreich zu sein. Das war sehr angenehm für mich, aber nicht gut für Sie.“
    „Dazu musste ich mich nicht verausgaben“, beruhigte er sie. „Ich bin von Natur aus charmant und geistreich.“
    „Dann ist es vielleicht nicht gut für mich“, erwiderte sie und fügte rasch hinzu: „Während ich hier sitze und mich von Ihnen bezaubern und unterhalten lasse, bleibt ein halbes Dutzend wichtige Dinge unerledigt.“
    Er ließ sich tief in seinen Sessel sinken. „Ich bin zutiefst erschüttert. Es gibt etwas in Ihrem Leben, das Ihnen wichtiger ist als ich! Nun denn, damit muss ich mich wohl abfinden und mir einige belanglose Beschäftigungen suchen, von denen ich vorgeben kann, sie seien mir wichtiger als Sie. Crewe, bringen Sie mir Feder und Papier - ich werde ein paar Briefe schreiben!“
    „Ganz gewiss nicht“, beschied sie. „Sie dürfen Ihr Gehirn nicht überreizen.“
    „Ich muss Lord Gordmor mitteilen, dass ich vorübergehend darniederliege. Er wird ohnehin auf Nachricht von mir warten.“
    „Ich habe heute Morgen ein Expressschreiben an Lord Gordmor geschickt“, teilte sie ihm mit. „Und eines an Ihre Eltern.“
    „An meine Eltern?“ Alistair fuhr aus seinem Sessel auf, doch sein Bein und sein Knöchel erinnerten ihn mit vereinter Kraft daran, sich sogleich wieder zu setzen. Er sank zurück und umklammerte mit beiden Händen die Armlehnen. „Wer hat Ihnen gesagt, dass Sie meinen Eltern schreiben sollen?“ „Mein Gewissen“, erwiderte sie. „Ihre Familie und Ihre Freunde werden bald ohnehin von Ihrem Unfall hören. Ich wollte nicht, dass sie erst durch die

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