Ein unverschaemt charmanter Getleman
träge und ließ seine Hände zu ihren Hüften hinaufgleiten.
Seine Hände waren so wunderbar warm, und als sie sich verstohlen weiter hinauftasteten, spürte Mirabel ihren Verstand langsam aussetzen.
Am liebsten würde sie gar nicht mehr nachdenken und nur noch diese warmen, langgliedrigen Hände über sich tasten lassen. Sie wollte mit ihren Lippen sein verschlafenes Lächeln berühren ...
Verführung, ließ sich eine Stimme aus sehr, sehr weiter Ferne vernehmen.
Das war die Stimme ihrer rasch dahinschwindenden Vernunft. Mirabel hatte wahrlich keine Lust, jetzt auf ihre Vernunft zu hören, aber seit Jahren war sie geübt darin, derlei Anwandlungen zu überkommen und zu tun, was getan werden musste, ob es ihr nun gefiel oder nicht.
Mit einem unterdrückten Seufzer entwand sie sich den verführerischen Händen, rutschte vom Bett herunter und trat einen Schritt zurück, außer Reichweite. Als ob sie ernstlich in Gefahr wäre! Als ob er jemals, wenn er hellwach statt noch im Halbschlaf wäre und an jemand anderes dachte - an eine Zorah zum Beispiel nach ihr verlangen würde.
„Sie haben schlecht geträumt“, ließ sie ihn wissen.
„Und Sie haben mich getröstet“, stellte er fest.
Sie ballte ihre Hände und rang um Fassung. „Ich wollte Sie davon abhalten, aus dem Bett zu fallen. Sie haben sich umhergeworfen und wild um sich geschlagen. Natürlich hätte ich Hilfe herbeirufen können, aber es schien mir einfacher ..."
„... sich auf mich zu stürzen.“ Seine Lippen deuteten Belustigung an.
Mirabels Gesicht glühte, und instinktiv ging sie zu einem unerwarteten Angriff über, wie sie es gelernt hatte zu tun, wenn sie sich in die Ecke getrieben sah und sich verteidigen musste. „Wer ist Zorah?“
Seine Belustigung verschwand augenblicklich, und die Stimmung wurde merklich gespannt.
Mirabel wusste, dass sie ihn nicht aufregen durfte, aber sie war zu verärgert über die Umstände ihres Lebens und die Fügungen des Schicksals, als dass sie sich noch vernünftig hätte verhalten können. „Sie haben ihren Namen mehr als nur einmal erwähnt“, beharrte sie. „Sie wollten sie finden. Ich nehme an, dass sie für Sie nicht unbedeutend ist.“
Er setzte sich in den Kissen auf. Wenngleich er dabei nicht zusammenzuckte und keine Miene verzog, wusste Mirabel doch, dass es ihm Schmerzen bereitete. Er bemühte sich zu sehr, seine Züge reglos zu halten. Augenblicklich verwünschte sie ihre schlechte Laune und ihr Selbstmitleid und ihre vorlaute Zunge.
„Vergessen Sie es wieder“, bat sie ihn. „Es ist nicht meine Angelegenheit. Ich geriet in Panik. Und habe mich sehr dumm verhalten. Ich hätte Crewe an Ihrem Bett Wache halten lassen sollen. Er hätte gewusst, was zu tun war.“
Mr. Carsington sah sich in dem schwach beleuchteten Zimmer um. „Wo ist er eigentlich?“
„Ich habe ihn zu Bett geschickt“, erwiderte Mirabel. „Er wirkte so müde und besorgt.“
„Und Sie schlafen nie, Miss Oldridge?“
„Nein, ich schleiche immer des Nachts durch das Haus, auf der Suche nach arglosen Gentlemen, auf die ich mich stürzen kann.“ Sie merkte, dass ihr Morgenmantel offen war. Nicht, dass es darunter etwas zu sehen gegeben hätte - ihr vernünftiges Flanellnachthemd überließ alles der Fantasie.
Dennoch zog sie ihn nun fester um sich und fing an, die Bänder zu schnüren. „Was nicht heißen soll, dass wir jemals zuvor arglose Gentlemen zu Besuch hatten“, fuhr sie fort, um die angespannte Stille zu durchbrechen. „Doch wäre dem so gewesen, so würde ich mich zweifelsohne auch auf sie gestürzt haben. Sie müssen somit nicht fürchten, dass mein Verhalten in irgendeiner Weise absonderlich wäre.“
„Sie verknoten die Bänder völlig“, bemerkte er.
Mirabel sah auf das Werk ihrer allzu hektischen Finger hinab. „Nun ja, ich möchte meinen, dass ich auch schon einmal ruhiger war.“
„Es tut mir leid, Ihnen einen Schrecken eingejagt zu haben“, sagte er.
„Einen Schrecken“, wiederholte sie und blickte noch immer auf ihre Hände, als wisse sie kaum, was sie da tat. Mirabel verspürte einen wilden Impuls, laut loszulachen, und zugleich wollte sie aufschluchzen oder aber fluchtartig das Zimmer verlassen. Schwer ließ sie sich auf den Stuhl neben dem Bett sinken und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Warten Sie bitte einen Moment“, murmelte sie. Bestürzt spürte sie Tränen in sich aufsteigen. Was war los mit ihr? Sie weinte nie. Bekam sie einen hysterischen Anfall?
„Sie haben
Weitere Kostenlose Bücher