Ein unverschaemt charmanter Getleman
ihrem Rücken bleiben. Sie streckte eine Hand aus und strich ihm vorsichtig das Haar aus der Stirn. Dann streichelte sie seine Wange.
Er bewegte sich im Schlaf und fing leise an zu murmeln. Am Anfang war es nur eine unverständliche Folge von Lauten, doch dann vernahm sie ein heiseres Flüstern: „Zorah. Wir müssen sie finden.“
Noch mehr Gemurmel. Allmählich konnte Mirabel einige zusammenhängende Wörter verstehen. Etwas über Übelkeit. Etwas über Schlachter.
Er begann, sich hin und her zu wälzen. „Geht weg ... nein ... kann es nicht ansehen ... Geier ... ich kannte ihn ... Nein, sag nichts ... Niemals. Nichts gesehen ... Mach einen Witz. Ha ha ... einander sehr verbunden. Verstehen uns so gut ... Gordy, such sie ... Fleischwunde. Zorah. Sagte sie. Bring mich fort. Halte sie davon ab. “
Seine Stimme war kaum mehr als ein Murmeln, aber er hatte angefangen, wild um sich zu schlagen. Davon musste sie ihn unbedingt abhalten, sonst würde er noch aus dem Bett fallen oder sich anderweitig verletzen!
Mirabel berührte sanft seine Schulter. „Mr. Carsington“, sagte sie leise, „bitte wachen Sie auf.“
Er zuckte zurück und stieß die Bettdecke von sich. „Bekomme keine Luft. Nehmt sie weg. Schlecht. Schlecht. Gott helfe uns.“ Er stürzte sich in Richtung der Bettkante.
Mirabel warf sich auf ihn.
Er erschauderte kurz und kam dann zur Ruhe.
Mirabel verharrte reglos und wusste nicht, was sie tun sollte. Hatte sie ihn tatsächlich beruhigt, seinen schlafenden Verstand auf andere Gedanken gebracht, oder war dies nur eine kurze Atempause? Sollte sie ihn schlafen lassen oder ihn aufwecken? Wenn er weiterschlief, könnte sein Albtraum zurückkehren.
Sie lauschte seinem Atem. Keineswegs ruhig. Kein friedvoller Schlaf. Ihr Vater hatte gesagt, er sei sicher, dass Mr. Carsington bei Waterloo eine Kopfverletzung erlitten habe. Mirabel musste an alles denken, was sie über seinen Einsatz in der Schlacht gelesen hatte, und darüber, was er danach hatte durchmachen müssen. Man hatte ihn tot geglaubt, und er wäre auch tot gewesen, hätte sein Freund Lord Gordmor nicht das ganze Schlachtfeld nach ihm abgesucht, die ganze Nacht hindurch, ein ganzes Feld mit Toten. War es das, wovon der berühmte Held träumte?
Er wollte über die Schlacht nicht reden und nichts darüber hören. An seiner Stelle erginge es ihr vielleicht genauso. Er konnte sich wohl kaum wünschen, an etwas erinnert zu werden, das wahrscheinlich das schrecklichste Erlebnis seines Lebens war.
Es hieß, es sei ein Wunder gewesen, dass er überlebt habe, bis man ihn gefunden hatte, so viele Stunden danach. Dazu habe er eines unvorstellbaren Mutes bedurft und eines eisernen Willens. Ganz zu schweigen von einem bemerkenswert starken und unverwüstlichen Körper.
Dieser Gedanke brachte Mirabel in die Gegenwart zurück. Hier war sie nun und lag quer über dem legendär unverwüstlichen Körper.
Seine Brust hob und senkte sich unter ihr, und auf einmal bemerkte sie noch viel mehr als nur die unregelmäßigen Bewegungen seines Atems.
Er hatte die Bettdecke von sich gestoßen. Sein Nachthemd klaffte abermals am Ausschnitt auseinander. Sie hatte nicht bedacht, wie spärlich bekleidet er war. Sie hatte einfach etwas tun müssen, um ihn zu beruhigen. Nun wurde sie der leichten Reibung ihres Nachthemdes an dem seinen gewahr, der Berührung des Flanells ihres Morgenmantels auf seiner bloßen Haut, des Kragens seines Nachthemdes, der sanft ihre Wange streifte. Ihre Brüste waren an seine Brust gepresst, und mit einem Mal wurde sie sich mit allen Sinnen des warmen und kraftvollen Körpers unter sich bewusst, der Brust, die sich rasch und unregelmäßig hob und senkte und eine Art Gegentakt zu dem schnellen, ungleichmäßigen Schlag seines Herzens bildete.
Als ob es nun gerade geschehe, meinte Mirabel wieder seine Hände um ihre Taille gelegt zu spüren und sah es vor sich, wie er sie eindringlich mit seinen golden schimmernden Augen anblickte, sah sein in den Mundwinkeln lauerndes Lächeln.
Wenn doch nur ...
Sie atmete tief ein und dann wieder aus und ermahnte sich aufzustehen. Vorsichtig hob sie den Kopf und schaute ihn an ... und musste feststellen, dass auch er sie anschaute.
Er hatte die Augen geöffnet, in deren dunklen Tiefen sich der schwache Widerschein des Kerzenlichts spiegelte.
Mirabel schluckte. „Schlecht geträumt“, sagte sie.
„Sie haben schlecht geträumt?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein schläfriges Brummen. Er lächelte
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