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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Wellington sich Zeit genommen hat, sich über Napoleon Gedanken zu machen.“
    Ihre Worte waren wie ein Guss kalten Wassers. Genau das brauchte er jetzt, sagte Alistair sich. Er sollte ihr dankbar sein, dass sie ihn davor bewahrte, ihr auch noch sein Herz zu öffnen. Dank Gordys Kanal war er ihr Gegenspieler. Miss Oldridge vergaß das nie. Und er sollte es auch nicht vergessen.
    Er sollte sich wieder auf das besinnen, weswegen er hierhergekommen war.
    Er durfte niemals vergessen, dass nicht nur die Zukunft seines besten Freundes, sondern auch die seiner beiden jüngeren Brüder von dem Gelingen des Vorhabens abhing. Zudem bot sich ihm hier die letzte Gelegenheit, sich zu bewähren und die Anerkennung seines Vaters wiederzuerlangen.
    „Ich bin nicht gekommen, um den Peak zu erobern und mir seine Anwohner zu unterwerfen“, betonte er. „Ich bin nicht Ihr Feind. Zudem möchte ich Sie darauf hinweisen, dass es vielfältige Gründe gibt, weswegen ich gegen Ihren Vergleich meiner selbst mit Bonaparte Einspruch erheben muss. Wissen Sie eigentlich, was dieser Mann bei seiner Krönung getragen hat? Eine Toga!“
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Um wie viel leichter wäre es doch für mich, wenn Sie etwas mehr von einem Ungeheuer an sich hätten. Ich wünschte, Sie wären weniger einnehmend - oder zumindest doch langweiliger.“
    Er würde sie gern fragen, wie einnehmend sie ihn tatsächlich fand. Gern würde er wissen, wie er es ihr erschweren könne, ihn nicht zu mögen. Aber er hatte bereits zu viel gesagt - und zu viel dabei empfunden. Er war schon weiter gegangen, als unter den gegebenen Umständen angeraten war. Diese unseligen Umstände!
    Wenn doch nur ...
    Nein. Keines dieser unwürdigen Wenn-doch-nur.
    „Wenn ich die Wahl hätte, wäre es mir lieber, verabscheut zu werden“, meinte er schließlich. „Ich kann mir kaum ein schlimmeres Schicksal vorstellen, als für langweilig befunden zu werden. Außer vielleicht eine dilettantisch gestärkte Halsbinde. Oder Reitstiefel, die zu Pantalons getragen werden. Geöffnete Westenknöpfe und darunter ein schlichtes Hemd.“ Er erschauderte theatralisch.
    Sie lachte leise und stand auf. „Wie sollte ich einen Mann verabscheuen, der sich nicht einmal selbst ernst nimmt?“
    Sie verabscheute ihn somit nicht, dachte er.
    Sein Herz tat einen Schlag der Erleichterung, aber er spielte seine Rolle dennoch weiter. Mit bestürzter Miene sagte er: „Miss Oldridge, ich versichere Ihnen aufrichtig, dass es mir durchaus ernst ist, besonders damit, dass man niemals die oberen Knöpfe seiner Weste offen tragen sollte, nicht über einem schlichten Hemd - ebenso wenig, wie man sie jedoch über einem rüschenbesetzten Hemd ganz schließen darf.“
    ... es sei denn, sie wäre es, die ihm seine Weste wieder aufknöpfte, hätte er am liebsten noch hinzugefügt. Denn dann wäre es ihm sogar gleich, was für ein Hemd er trug.
    Er dachte an das heftige Pochen ihres Herzens an seiner Brust und daran, wie sein eigenes Herz ihm ungestüm gegen die Rippen geschlagen hatte.
    Er dachte an die herrlichen Rundungen ihrer Hüften unter seinen Händen.
    Er dachte an die duftende Wärme ihrer Haut.
    Nein, all das musste er augenblicklich vergessen! Ansonsten würde er nur noch mehr Fehler machen und eine nicht wiedergutzumachende Dummheit begehen.
    Denke stattdessen lieber an Gordy, hielt er sich an. Denke an den Mann, der, anders als alle anderen, nicht hatte glauben wollen, dass du tot seist. Der, selbst halb tot vor Erschöpfung, das besudelte, stinkende Schlachtfeld nach dir abgesucht hat.
    Er sagte sich, dass er an seine jüngeren Brüder denken sollte, die ihres Anteils beraubt würden, um den Unterhalt für ihren nichtsnutzigen Bruder zu finanzieren.
    Er sagte sich, dass er an seinen Vater denken solle, dessen dritter Sohn ihm immer wieder Enttäuschung bereitet hatte.
    Als Alistair schließlich von diesen unerfreulichen Überlegungen abließ, sah er, wie seine Peinigerin ihn besorgt musterte. Er fragte sich, wie lange er wohl geschwiegen und mit sich gehadert hatte.
    Sie erhob sich und sagte: „Ich habe Sie zu lange wach gehalten und Sie zu viel reden lassen. Sollten Sie morgen krank sein, ist es meine Schuld, und Crewe wird sein Misstrauen bestätigt finden. Ich musste ihm feierlich versprechen, dass ich Ihnen nichts zuleide tun würde.“
    „Sie haben mir nichts zuleide getan“, versicherte Alistair. „Eher im Gegenteil. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mich aus diesem Traum errettet

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