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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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oben gegangen, um Mr. Carsington Gesellschaft zu leisten.
    „Ich hatte an sich beabsichtigt, meinen Tee oben bei dem Patienten zu trinken“, fügte Mrs. Entwhistle hinzu. „Aber als Captain Hughes während des Abendessens bemerkte, dass Mr. Carsington heute recht niedergeschlagen zu sein scheine, hat dein Vater darauf bestanden, ihn selbst aufzusuchen. Er meinte, er wisse ganz genau, wie dem abzuhelfen sei.“
    Mirabel musste sofort an die wirre Vorstellung ihres Vaters denken, dass Laudanum Mr. Carsingtons rätselhaftes Leiden lindern könne.
    Sie wusste keineswegs, ob Laudanum ihm schaden würde. Aber ebenso wenig wusste sie, ob es gut für ihn wäre, und völlig ungewiss war zudem, ob ihr Vater es richtig zu dosieren verstand.
    Mirabel verließ umgehend die Bibliothek und eilte die Treppe hinauf nach oben.

10. KAPITEL
    Mit pochendem Herzen stürmte Mirabel in das Zimmer, rannte zum Bett - und blieb wie angewurzelt stehen.
    Mr. Carsington lag nicht betäubt und bewusstlos in seinem Bett. Er lag überhaupt nicht in seinem Bett.
    Sie sah sich um und fand drei Augenpaare auf sich gerichtet, die sie mit je einem unterschiedlichen Ausmaß der Verwunderung betrachteten.
    Crewe hatte innegehalten, während er gerade einen Kerzendocht zurechtstutzte.
    Papa erhob sich aus einem Sessel.
    Mr. Carsington hob seinen Kopf, den er auf eine Hand aufgestützt gehalten hatte, und lächelte ein feines, verschwörerisches Lächeln.
    Mirabel spürte ein leichtes Kribbeln, das ihr vom Nacken den Hals hinaufwanderte.
    „Oh“, sagte sie. „Ich hatte angenommen, Sie würden schlafen.“
    Sein Lächeln vertiefte sich. Mirabel dachte daran, was sie in den frühen Morgenstunden getan hatte - und an ihre sarkastische Bemerkung, dass sie sich auf jeden arglos schlafenden Gentleman stürzen würde.
    Ihr Gesicht begann zu glühen.
    „Vergessen Sie einfach, dass ich hier war“, meinte sie und wandte sich um.
    „Bitte bleiben Sie doch, Miss Oldridge“, bat Mr. Carsington. „Ihr Vater und ich haben uns gerade über die Ägyptischen Dattelpalmen unterhalten. Ich würde gern Ihre Meinung dazu hören.“
    Vielleicht hatte sein Lächeln doch nicht andeuten wollen, was sie vermutet hatte. Vielleicht war es nur ein Lächeln der Erleichterung gewesen, weil sie in eine tödlich langweilige Botanikvorlesung hereingeplatzt war.
    Ihr Vater deutete auf den Sessel, aus dem er sich erhoben hatte, und Mirabel setzte sich. Nun konnte sie nicht mehr davonlaufen, wie peinlich berührt sie auch sein mochte.
    Wenngleich die Botanik aller Wahrscheinlichkeit nach weniger fatale Folgen haben würde als eine Uberdosis Opiate, so barg auch sie so ihre Gefahren. Von den Dattelpalmen könnte Papa übergangslos zu den auf Sumatra heimischen Kampferbäumen übergehen, in welchem Falle Mr. Carsington sich mit Sicherheit voller Verzweiflung aus dem Fenster stürzen würde.
    „Wir sprachen von jungen Männern, die sich die Hörner abstoßen“, bemerkte ihr Vater, „und dabei stellte ich fest, dass es sehr wohl ein Naturgesetz sein mag. Im alten Ägypten, so sagte ich zu Mr. Carsington, wurden nur weibliche Dattelpalmen in Kulturen angepflanzt. Um sie zu befruchten, brachte man die männliche Spezies aus der Wüste herbei.“
    „Und ich konnte nicht verstehen, weshalb die Ägypter einen solchen Aufwand betrieben haben“, fügte Mr. Carsington hinzu. „Warum pflanzten sie in ihren Kulturen nicht weibliche und männliche Dattelpalmen an? Aber Sie sind in der Landwirtschaft besser belesen als ich. Was meinen Sie dazu?“
    „Mir fallen drei Gründe ein“, erwiderte sie. „Tradition, Aberglaube, oder aber es hat sich tatsächlich gezeigt, dass - und dies, so fürchte ich, lässt sich nicht generell auf alle Anbaumethoden übertragen - die wilde männliche Spezies Früchte entweder in größerer Zahl oder aber von besserer Qualität hervorbrachte.“
    „Die Babylonier hängten den Fruchtstand männlicher Wilddatteln über die weiblichen Palmen“, ergänzte Papa. „Viele Völker in Asien und Afrika haben sich diese Praxis zunutze gemacht.“
    „Demnach war es eine weitverbreitete Methode“, stellte Mirabel fest. „Dennoch kann ich nicht verstehen, was es damit zu tun hat, sich die Hörner abzustoßen. Meines Wissens verfügen Dattelpalmen über keinen Verstand - von Prinzipien ganz zu schweigen - und können somit nicht frei über ihr Handeln entscheiden, da sie ausschließlich von den Gesetzen der Natur beherrscht werden.“
    „Aber auch die Jugend lässt sich

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