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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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doch mehr von der Natur - oder vielmehr von natürlichen Empfindungen - als von Prinzipien der Vernunft oder der Moral leiten“, erwiderte ihr Vater. „Oder wollt ihr beide behaupten, noch immer die zu sein, die ihr vor einem Jahrzehnt gewesen seid? Soweit ich mich erinnere, Mirabel, warst du zu jener Zeit in London und hast fortwährend Herzen gebrochen ...“
    „Ich habe was?“ Mirabel sah ihren Vater ungläubig an. Er konnte unmöglich gesagt haben, was sie zu hören meinte.
    „Haben Sie das wirklich?“, wollte Mr. Carsington sogleich wissen. „Nun, das ist ja interessant. Sie werden zunehmend komplizierter, Miss Oldridge.“
    Alistair wünschte sich, er könne diesen Moment festhalten, denn der Blick, mit dem Miss Oldridge ihren Vater bedachte, war einfach zu köstlich. Sie hätte kaum verblüffter wirken können, wären auf einmal Datteln und Palmwedel aus dem Botaniker hervorgesprossen.
    Rasch erlangte sie ihre Fassung wieder und sah Alistair unverwandt an. „Das ist natürlich absurd“, sagte sie.
    „Sie haben mir nie gesagt, dass Sie in London waren“, meinte er.
    „Es ist lange her“, erwiderte sie. „Sie waren damals noch nicht einmal geboren.“
    Er lachte. „Das wäre meinem Vater sicher lieb gewesen. Vor ungefähr zehn Jahren habe ich in der Nähe von Kensington Gate einen Krawall ausgelöst.“
    „Einen Krawall?“, wiederholte Mirabel. „Sie?“
    „Haben Sie denn nicht davon gelesen? Es stand damals in allen Zeitungen.“
    „Ich kann mich nicht daran erinnern“, gab sie zu.
    „Sie waren zu sehr mit anderen Dingen befasst, möchte ich meinen - all jene Herzen, die Sie brechen mussten ...“
    Ihm kam der Gedanke, dass sie auf dem besten Wege war, auch das seine zu brechen.
    Der Tag hatte sich endlos hingezogen, bleiern, trüb und grau. Alistair war bislang nicht bewusst gewesen, wie niedergeschlagen er tatsächlich war. Seine Gemütsverfassung war ihm kaum noch aufgefallen, weil ihm diese Melancholie so lange schon vertraut war.
    Doch dann kam sie ins Zimmer hereingestürmt, und ihm war, als ob sein Herz vor reiner Freude übergehen und ihm aus der Brust springen wollte.
    Törichtes Herz. Sie würde es leichtfertig brechen und es dann so geschwind vergessen, wie sie all die anderen zuvor vergessen hatte. Und das würde ihm nur recht geschehen. Er sollte sein Herz besser hüten und bewahren, es sicher unter Verschluss halten und seine Gedanken auf geschäftliche Belange richten. Sollte, sollte, sollte. Er konnte aber nicht den Willen aufbringen, ihr zu widerstehen und das Glücksgefühl zu ersticken, das er empfand, sobald sie sein Zimmer betrat.
    Er sah, wie sie sich zu besinnen versuchte, wie der verdutzte Ausdruck ihrer blauen Augen sich klärte, und wartete auf ihre Antwort.
    Schließlich beugte sie sich zu ihm vor und flüsterte: „Ich möchte Sie bitten, Papas Worten über meine Zeit in London nicht allzu viel Glauben zu schenken. Mir ist völlig unverständlich, wie er auf die Idee kommt, ich sei eine Femme fatale. Vielleicht hat er mich mit meiner Tante Clothilde verwechselt. Sie war einst eine gefeierte Schönheit - ist es eigentlich noch immer. Es gibt keinen Mann, der sich nicht in sie verlieben würde.“
    Alistair beugte sich gleichfalls vor. „Dann liegt es wohl in der Familie“, erwiderte er ebenso leise.
    Einen Moment lang sah sie ihn verständnislos an, dann errötete sie und wich ein wenig zurück. „Oh“, meinte sie. „Sie flirten mit mir.“
    Wenn es doch nur so einfach und unschuldig wäre! Das war es aber nicht. Er spielte gerade ein Spiel, das weitaus mehr Gefahren barg als ein bloßer Flirt. Das wusste er auch, aber er konnte - oder wollte - nicht anders.
    „Haben Sie etwas dagegen einzuwenden?“
    „Nein.“ Sie runzelte die Stirn. „Zweifelsohne finden Sie es unterhaltsamer als Dattelpalmen. Doch leider bin ich etwas aus der Übung und ..." Sie verstummte und sah sich im Zimmer um. „Wo ist denn Papa? Und wo ist Crewe?“
    Alistair ließ seinen Blick kurz durch den Raum schweifen - die beiden Anstandshüter waren nirgendwo zu sehen. „Sie scheinen uns verlassen zu haben“, stellte er ruhig fest. „Ich wünschte, Sie würden die Gunst der Stunde nutzen.“ „Wozu?“
    „Ich bin schwach und hilflos - an diesen Sessel gefesselt. Ich darf meinen linken Fuß nicht belasten. Ich bin Ihnen ganz und gar ausgeliefert. Brechen Sie mein Herz. Machen Sie es kurz und schmerzlos.“
    „Sie delirieren wieder“, meinte sie. „Papa hat Ihnen von den

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