Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
Frau. Dieses Problem lässt sich mit einem einzigen Besuch bei einer erstklassigen Modistin lösen. Außerdem müssten wir über die Angewohnheit Eurer Zukünftigen reden, sich bei öffentlichen Veranstaltungen in Ecken und Fluren zu verstecken und die Tanzfläche konsequent zu meiden. Für eine Marchioness … und eines Tages Duchess … schickt sich das nicht. Allerdings braucht sie Hilfe, damit sie sich ändert. Und ich versichere Euch, dass ich sie in der Gesellschaft zu einem großen Erfolg machen kann.«
Völlig verwirrt über dieses Angebot, starrte er die entschlossene Eugenia Francis an.
Vielleicht war es doch nicht zu früh für einen Drink, dachte er.
»Sehr aufmerksam von Euch«, entgegnete er. »Nur bin ich nicht davon überzeugt, dass Miss Vivian daran sehr viel liegt.«
»Dann sollte sie ihre Einstellung ändern.« Die Duchess warf ihm einen kühlen Blick zu. »Nicht allein wegen Eurer zukünftigen Stellung und des Ranges Eures Vaters. Und natürlich erst recht nicht aus tausenderlei nichtigen Gründen. Ich meine es ehrlich gut mit diesem Mädchen, das seit vier Jahren völlig verkannt wird und über das sich die meisten bloß lustig machen. Es gibt absolut keinen Grund, weshalb sie unter der richtigen Führung nicht das bekommen sollte, was ihr von Natur aus zusteht. Die Gesellschaftsollte sie mit offenen Armen aufnehmen, anstatt sie zu schneiden. Ihr schafft die Voraussetzungen, indem Ihr Miss Vivian Euren Namen gebt. Lasst mich den Rest übernehmen. Ich wollte ihr zu einer glänzenden Verbindung verhelfen, aber da sich das ja erübrigt, erlaubt mir bitte, sie zu einer hinreißenden Marchioness zu formen.«
»Warum?« Er musste zugeben, dass ihr Anliegen ihn zusehends irritierte.
»Warum nicht?«, forderte sie ihn heraus. »Sie hätte schon in ihrer ersten Saison einen phänomenalen Triumph feiern müssen. Ich werde das angemessen korrigieren. Vielleicht wisst Ihr ja von meinem Engagement für Lillian Bourne, die inzwischen glücklich verheiratet ist.«
»Meinen Glückwunsch, wenn das Euer Verdienst war …«
»Ein kleines Hobby von mir«, unterbrach sie ihn und wischte vorbeugend alle Einwände vom Tisch. »Nun, wie machen wir’s mit Eurer Verlobten?«
Lucien zögerte. Einerseits pflegte er sich über die Meinung der sogenannten ersten Kreise gerne hinwegzusetzen, andererseits wusste er, dass es, sofern man eine gewisse Position einnahm, nicht immer ging. Auf keinen Fall allerdings wollte er Vivian zu etwas zwingen.
»Lady Lacrosse wird nicht begeistert sein, wenn Ihr Euch einmischt«, wandte er ein.
»Lasst das nur meine Sorge sein.«
»Euer Gnaden, ich weiß Euer Engagement zu schätzen …«
»Seid nicht so stur, Stockton.«
Er hatte sein Leben lang auf die eine oder andere Weise immer wieder mit resoluten Frauen zu tun gehabt und erkannte eine Niederlage, wenn sie eintrat. Und das hier war eine. Er konnte bloß hoffen, dass Vivian es ihm nicht übel nahm und später vielleicht sogar froh darüber war. Obwohl er in dieser Hinsicht beträchtliche Zweifel hegte. Trotzdem schien es im Moment das Einfachste zu sein, wenn er kapitulierte.
Außerdem wusste er sehr gut, dass sie im Grunde genommen recht hatte. Vivian verdiente etwas Besseres, zumal sie selbst unter den Kleidern litt, die ihre Mutter ihr aufzwang und in denen sie sich weder wohl noch attraktiv fühlte. Vielleicht war sie ja erleichtert, wenn jemand ihr brauchbare Ratschläge gab, denn das würde zweifellos ihr Selbstbewusstsein heben.
»Ich finde, das ist eine famose Idee«, sagte er schließlich. »Nur gebt mir Euer Wort, dass Ihr auf sie hören werdet. Das hat ihre Mutter nie getan, und das ist Teil ihres Problems. Vivian ist nicht nur schön, sondern auch intelligent. Wenn Ihr ihre Wünsche respektiert, denke ich, könnten Eure Bemühungen auf fruchtbaren Boden fallen.«
»Solange sie nicht mit schwachsinnigen Ideen kommt, genießt sie bei ihrer Garderobe natürlich Mitspracherecht. Die Rechnungen lasse ich selbstverständlich an Euch schicken.«
Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Da darf ich mich wohl auf einiges gefasst machen, nehme ich an.«
»Es müssen nicht unbedingt extravagante Kreationen sein, um sich geschmackvoll zu kleiden. Ich werde jedenfalls niemals irgendwelchem Tand zustimmen.« Die Duchess erhob sich majestätisch. Ihre Augen suchten seinen Blick. »Dann habe ich also Carte blanche?«
Eine beängstigende Vorstellung, falls sie das ausnutzte. Doch ehe er antworten konnte, rauschte sie
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