Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
aus dem Salon und ließ ihn in einer Mischung aus Irritation und Belustigung zurück. Kopfschüttelnd kehrte er in sein Arbeitszimmer zurück und hatte gerade die Krawatte abgelegt, als es erneut an der Tür klopfte. Leicht genervt rief er: »Herein.«
»Da ist noch eine Besucherin für Euch, Mylord.« Sein Butler, ein junger Ire, den er deshalb angeheuert hatte, weil er absolut keine Ähnlichkeit mit den pedantischen, steifen Dienern seiner Jugend aufwies, grinste. »Ein geschäftiger Morgen heute.«
»Sieht ganz so aus. Bitte sagen Sie mir nicht, dass Ihre Gnaden zurückgekommen ist.«
»Nein, Mylord. Ich fürchte, es ist schlimmer.«
»Was zum Teufel könnte es Schlimmeres geben?«
»Lady Vickers.«
Lucien unterdrückte ein Stöhnen. »Was habe ich getan, um das zu verdienen?«, murmelte er.
Wenige Augenblicke später betrat seine frühere Geliebte das Zimmer mit der ihr eigenen Souveränität. Das Tageskleid unterstrich ihre perfekten Rundungen, und im Gegensatz zu Vivian war Catherine von einer geradezu üppigen Schönheit. Jedenfalls wusste sie, wie man sich kleidete und die eigenen Vorzüge betonte. Ihr Dekolleté war zwar für diese frühe Stunde etwas zu tief ausgeschnitten, aber das traf eigentlich bei ihr zu jeder Tageszeit zu. Unwillkürlich musste er daran denken, dass Vivian unter dem Einfluss der unerbittlichen Eugenia Francis bestimmt mehr Haut zeigen würde als jetzt.
Hoffentlich kapierte dann jeder Stutzer, dass sie jetzt seine Verlobte war.
»War das etwa die Duchess of Eddington?«, fragte Catherine als Erstes und setzte sich. »Was um alles in der Welt hat diese alte Hexe hier zu suchen?«
»Die viel brennendere Frage ist, was du hier tust. Ich meine mich zu erinnern, dass du selten vor zwölf aufstehst, und es ist«, theatralisch zog er die Taschenuhr hervor, »gerade mal zehn Uhr. Ich bin ehrlich entsetzt.«
»Irgendwas muss dir den Verstand vernebelt haben.« Catherine lehnte sich zurück. Ihre Arme ruhten auf den Lehnen des Stuhls, und sie blickte ihn herausfordernd an. »Ich gebe zu, dass ich früh aufgestanden bin, weil ich von dir selbst wissen möchte, ob du allen Ernstes dieses peinliche Geschöpf zu heiraten planst?«
Kalt und in schneidendem Ton wies er sie zurecht: »Wenn du damit Miss Lacrosse meinst, dann stimmen deine Informationen. Sie wird mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden.«
»Warum?«
»Ich habe keine Ahnung. Es hat mich allerdings einige Überredungskunst gekostet, ihre Zustimmung zu erhalten.«
Catherine war wunderschön, blond und mit rasanten Kurven, benahm sich jedoch nicht immer damenhaft. »Sei nicht albern. Du musstest sie überreden? Das glaube ich einfach nicht. Ich wollte in Erfahrung bringen, wie sie dich geangelt hat. Dahinter steckt bestimmt dein Vater.«
»Eigentlich habe ich das ganz allein entschieden.«
»Weshalb ausgerechnet sie?«
»Warum nicht? Sie ist hübsch, stammt aus einer guten Familie und ist auf ihre Art vollkommen«, murmelte er und griff nach der Brandyflasche. Er brauchte jetzt unbedingt eine Stärkung.
»Sie mag … Pflanzen.«
»Genau wie mein Vater und ihr Vater. Siehst du, das liegt wohl in der Familie. Somit bin ich an Leute gewöhnt, die in der Natur herumwühlen.«
»So etwas tun doch Frauen nicht.«
»Einige nein, andere schon. Das ist ein Unterschied. Vermutlich fändest du es angemessener, wenn sie stattdessen ein Interesse für modische Kleider entwickeln würde?«
»Das wird sie sicher nicht, denn es ist ja wohl offensichtlich, dass sie damit nichts im Sinn hat«, antwortete Catherine verärgert und hob arrogant eine Braue. »Ich begreife bloß nicht, was du an einem Blaustrumpf wie ihr findest. Schließlich hast du dich bislang nie mit solchen Frauen abgegeben. Stell sie dir mal im Bett vor. Für deinen Schwanz wäre das nichts. Ehe sie dich ranlässt, musst du womöglich über die Frühjahrsernte diskutieren.«
Ihre geschmacklosen und vulgären Worte widerten ihn an, aber sie waren typisch für Catherine. Sie genoss es, ihre Umgebung bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu schockieren, und tatsächlich war sie durch und durch verdorben. Ihre kurze Affäre hatte er schnell bedauert und möglichst rasch wieder beendet, zumal er erkannte, dass sie ihn vor allem deshalb in ihr Bett geholt hatte, weil sie auf einen gesellschaftlichen Aufstieg an seiner Seite hoffte. Vielleicht tat sie das immer noch und tauchte aus diesem Grund nach wie vor gelegentlich bei ihm auf.
Da konnte sie lange warten, dachte
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