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Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)

Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)

Titel: Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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morgen in der Times .«
    »Ich wusste nicht, dass ›vernünftig‹ ein Teil deines Vokabulars ist, Mylord«, bemerkte sie spöttisch.
    Sie war trotz ihrer leicht reservierten Art weder gehorsam noch unterwürfig, und genau so eine Frau hatte er haben wollen. Und nie gefunden unter den oberflächlichen Schönheiten, die die Ballsäle füllten und ihn zu Tode langweilten, weil sie ihm nur nach dem Mund redeten.
    »Normalerweise ist deine Beobachtung richtig«, bestätigte er und nickte dem Lakaien zu, der ihnen die Tür öffnete. »Doch in unserem Fall ist es deshalb vernünftig, weil wir dadurch die Aufmerksamkeit auf uns ziehen und von Charles ablenken. Ich nehme an, er wird irgendwann mit der Tochter des Vikars zurückkehren.«
    »Ich ahnte nicht, dass du dich um das Gerede anderer Leute scherst.« Vivian blickte ihn an, als er ihr in die Kutsche half.
    »Bislang habe ich das auch nie getan«, gab er ehrlich zu.
    »Und warum hat sich das geändert?«
    »Wenn man heiratet, ist alles anders.«
    Er fügte nicht hinzu, dass es ihretwegen war. Dass er seit sechs Jahren schon an sie dachte. Dass er es trotzdem nicht fertiggebracht hatte, um sie zu werben. Weil er mehr hinter ihrer Beziehung zu Charles vermutete. Mehr als einmal hatte er versucht, das im Gespräch mit seinem Bruder herauszufinden. Damals hörte sich das für ihn zweideutig an und hinderte ihn daran, sich offen um Vivian zu bemühen. Inzwischen wusste er, dass Charles Vivian wirklich nur als Freundin betrachtet hatte. Als die engste und beste allerdings, die es geben konnte. Vielleicht war es ja gut so, dass er warten musste. Manchmal fragte er sich nämlich, ob er in seinen jüngeren Jahren die eigenwillige Vivian trotz ihrer elementaren Anziehungskraft nicht letztlich als unpassende Ehefrau betrachtet hätte. Erst mit zunehmendem Alter veränderte sich seine Einstellung.
    Und beinahe wäre es für immer zu spät gewesen, bis das Schicksal zu seinen Gunsten eingriff.
    Sie setzte sich auf die Bank des Zweispänners, ohne etwas zu sagen, runzelte bloß leicht die Stirn.
    Lucien stieg ebenfalls ein, ergriff die Zügel und lenkte die Kutsche auf die Straße.
    Erst nachdem sie einige Blocks weit gefahren waren, murmelte sie: »Es bringt eine herrliche Freiheit mit sich, wenn man verlobt ist.«
    Sie bogen auf eine belebtere Straße ein. »Als verheirateter Frau stehen dir noch weitaus mehr Freiheiten zu.«
    Sobald er es ausgesprochen hatte, hoffte er, dass sie seine Äußerung nicht missverstand. Er musste an all die liederlichen Frauen denken, die er kannte. Viele von ihnen hatten mit ihren Ehemännern Vereinbarungen getroffen, welches Maß an Untreue ihnen zustand.
    »Bis zu einem gewissen Grad natürlich«, sagte er mit einem schiefen Grinsen. Und fügte, als er ihren verwirrten Gesichtsausdruck sah, hinzu: »Ich erwarte eine treue Ehefrau.«
    »Und was darf ich erwarten?«
    Er trieb die Pferde an und starrte eine Weile nach vorn. Dann wandte er ihr sein Gesicht zu. »Eine gute Frage.«
    »Das finde ich auch.«
    Eine bequeme Ehefrau würde sie nicht sein, das merkte er, doch die wollte er ja gar nicht. »Ich denke, du hast jedes Recht, von mir das zu erwarten, was ich von dir erwarte.«
    »Freut mich, das zu hören.«
    Es war unmöglich, aus ihrem Tonfall irgendetwas herauszuhören. Wieder eine neue Erfahrung, denn bislang war er überzeugt gewesen, die Nuancen einer weiblichen Stimme interpretieren zu können, und hatte stets die Stimmung erraten können. Vivian hingegen ließ sich nicht so leicht entschlüsseln. In ihrer Stimme schwang etwas mit, das er absolut nicht zu deuten wusste.
    Dann erkannte er es. Sie dachte ganz einfach vernünftig und handelte pragmatisch. Falsches Getue war ihr zuwider, und sie redete nicht lange um den heißen Brei herum.
    »Ich weiß ja nicht, welche Erwartungen du hast, aber von mir darfst du zumindest Ehrlichkeit erwarten.«
    »Charles hat immer behauptet, du sagst unter allen Umständen die Wahrheit, selbst wenn sie schmerzhaft sei. Als dein Vater mit ihm nicht über den Tod eurer Mutter reden wollte, ist er doch zu dir gekommen, und du hast es ihm beigebracht. Dabei warst du selbst damals noch ziemlich jung. Jedenfalls hat Charles dich immer bewundert.«
    Überrascht zog Lucien etwas zu heftig an den Zügeln, sodass es einen Ruck gab. »Er hat dir von dem Gespräch erzählt?«
    »Selbstverständlich.«
    Lucien dachte zurück. Charles war damals völlig verzweifelt zu ihm gekommen, und er hatte sich bemüht, die Fragen des

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