Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
keine Ahnung, was Sie von mir wollen.«
»Dann seid Ihr wohl nicht annähernd so schlau, wie er vermutet.«
Auch das erklärte nichts, außer dass der Mann ihn zu beleidigen suchte. Lucien stürzte vor, wurde jedoch sofort grob gepackt. »Würd ich nicht machen«, knurrte sein Bewacher leise.
»Nein.« Blaumantel hatte bereits eine Pistole gezogen und richtete sie auf Lucien. »Ichauch nicht. Nehmt Euch seinen Rat lieber zu Herzen.«
»Was wollen Sie von mir?« Wie durch ein Wunder schaffte Lucien es, sich einigermaßen auf den Füßen zu halten.
»Wir wollen eigentlich nichts.« Blaumantel lächelte schmallippig und wirkte dabei wie ein hungriges Raubtier. »Nur ein kurzes Gespräch, bei dem Ihr Eure Quellen während des Krieges preisgebt. Der Konflikt ist zwar vorbei, aber wir haben nicht vergessen, wer uns damals betrogen hat.«
»Wie bitte?« Die Geschichte wurde immer konfuser.
»Eure Quellen.«
»Ich hatte nie irgendwelche Quellen.«
»Kommt schon, Mylord. Bestimmt erwartet Ihr nicht, dass ich Euch das glaube? Obwohl Ihr verdammt gut wart, müsst Ihr irgendwelche Informanten gehabt haben.«
»Wobei genau soll ich so verdammt gut gewesen sein?«
Ein Hieb war die Antwort, und Lucien schaffte es nur mit Mühe, nicht der Länge nach hinzuschlagen.
»Bei Eurer Arbeit als Spion für Wellington.«
Da alles für ihn keinen Sinn ergab, schüttelte er bloß den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, um was es hier geht.«
»Ihr könnt das gerne mit Artemis persönlich diskutieren«, erklärte Blaumantel abschließend und wandte sich dann an seinen Begleiter »Bring ihm heißes Wasser und neue Sachen zum Anziehen.«
Nach diesen Worten drehten sich beide wie auf Kommando um und verließen die Zelle. Die Tür knallte hinter ihnen zu, und der schwere Riegel wurde knirschend vorgeschoben. Es klang, als sei er lange nicht mehr benutzt worden.
Lucien sank wieder auf den kleinen Holzschemel, der seine einzige Sitzgelegenheit darstellte. Jetzt hatte er zwar Informationen bekommen und war doch so schlau wie zuvor. Er dachte an zu Hause und an Vivian. Obwohl er sein Zeitgefühl weitgehend verloren hatte, bildete er sich ein, es müsse heute sein Hochzeitstag sein.
Was Vivian wohl von ihm dachte?
Er hasste das alles. Fühlte sich verwirrt und in seinem Stolz verletzt. Aber vor allem fürchtete er, sie könnte falsche Schlüsse ziehen.
Dass er sie verlassen, sein Versprechen gebrochen hatte.
Niemals.
Sein Schwur war ihm heilig. Und genauso meinte er es auch.
Kapitel 18
Charles blickte seine hübsche Frau an, und ihm stockte der Atem. Obwohl dies nicht der feierliche Anlass war, für den dieses Kleid gedacht war und wofür er einen Extrapreis bezahlt hatte, damit es rechtzeitig geliefert wurde, genoss er den Anblick. Der blaue Stoff schmeichelte ihren silbrig blonden Haaren und der perlmuttfarbenen Haut, das Dekolleté war gerade richtig, nicht zu prüde und nicht zu offenherzig, und ließ nur den Ansatz ihres wohlgerundeten Busens sehen. Der Rock bauschte sich unterhalb der schmalen Taille, und die belgische Spitze an den Ärmeln verlieh ihr eine verspielte Note, die gut zu ihrem jugendlichen Aussehen passte, ohne sie wie ein Kind wirken zu lassen.
»Du siehst atemberaubend aus, mein Liebling«, sagte er rau.
»Vielen Dank. Du siehst heute Abend ebenfalls sehr gut aus, aber bei dir ist das ja nichts Neues.«
Gerührt über das schüchtern vorgebrachte Kompliment, nahm er ihre Hand und hob sie galant an die Lippen, ehe er zum Sideboard ging und ihr einen Sherry einschenkte.
»Ich wünschte, ich könnte es wie geplant zur Hochzeit deines Bruders tragen.« Louisa nahm das Glas aus seiner Hand entgegen und setzte sich in einen der eleganten Queen-Anne-Sessel. Sie wirkte bedrückt. »Leider gibt es keinen Grund zum Feiern.«
»Nein«, stimmte er zu und trank einen Schluck Wein. »Wir haben noch immer nichts über oder von Lucien gehört … trotzdem wünscht mein Vater ausdrücklich, dass wir heute Abend im Kreis der Familie festlich dinieren. Also tun wir das … So reden wir wenigstens miteinander.«
Der Not gehorchend, denn angesichts Luciens unerklärlichem Verschwinden war alles andere zurückgetreten. Auch die Fragen nach der Gesundheit des Dukes, mit der es unverkennbar nicht zum Besten stand. Louisa merkte, dass Charles sich sehr um seinen Vater sorgte.
Am meisten allerdings litt Vivian, obwohl sie sich große Mühe gab, ihren Kummer vor den anderen zu verbergen. Ihr Unglück spiegelte seines wider, dachte
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