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Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)

Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)

Titel: Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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er heiser krächzend hervor und stützte sich auf einen Arm.
    »Hoch mit dir.« Dieses Mal war sein Bewacher in Begleitung gekommen, und vier Hände rissen ihn grob hoch, stellten ihn auf die Füße. »Beweg dich.«
    Stufen. Dazu das sanfte Auf und Ab der Wellen, das Schwingen der Laterne … Halb ging er, halb wurde er aus seinem dunklen Gefängnis über Deck gezerrt.
    Dort traf ihn das Tageslicht nach der langen Dunkelheit mit aller Macht, blendete ihn so stark und so schmerzhaft, dass er glaubte, erblindet zu sein. Die beiden Männer schleppten ihn zur Reling und warfen ihn ohne Umschweife über Bord. Ehe er protestieren konnte, schlug er schon auf der Wasseroberfläche auf und versank.
    Vielleicht sollte er sich einfach in die Tiefe ziehen lassen, ins barmherzige Vergessen.
    Nicht einmal das war ihm vergönnt, denn jemand packte sein Hemd und riss ihn hoch, zerrte ihn in ein kleines Beiboot.
    »Willkommen, Mylord«, begrüßte ihn eine höhnische Stimme. »Ich hoffe, Ihr genießt Euren Aufenthalt hier. Keine Sorge: Euer Besuch wird nicht allzu lange dauern.«
    Ihren Hochzeitstag hatte Vivian sich anders vorgestellt. Mit festlicher Stimmung, fröhlichen Gästen, einer feierlichen Trauung und vor allem einem glücklichen Bräutigam.
    Wo war Lucien bloß?
    Inzwischen wusste sie nicht mehr ein noch aus vor Sorge, während ihre Mutter nur die Peinlichkeit und Schande bejammerte. Lächerlich unter den gegebenen Umständen, denn nur Lästermäuler konnten schließlich daran zweifeln, dass ihm etwas zugestoßen war. Und natürlich ihre Mutter.
    »Wie konnte er bloß?«, fragte sie bestimmt zum zehnten Mal. »Und das, nachdem die Anzeige bereits in der Times stand. Alles habe ich vorbereitet, den ganzen Empfang geplant. Und alles in drei Wochen, weil er es so wollte!«
    Vivian schaute Hilfe suchend zu ihrem Vater, bevor sie mit so viel Selbstbeherrschung wie möglich die Mutter in die Schranken wies. »Ich glaube, das sollte nicht unser vorrangiges Problem sein. Was mich betrifft, so mache ich mir ernsthaft Sorgen um ihn.«
    »Er ist rücksichtslos.«
    »Nein, er wird vermisst.«
    »Ich hätte es besser wissen müssen.«
    »Inwiefern?« Vivians Stimme klang tonlos. »Mir zu erlauben, einen Marquess zu heiraten, der eines Tages einen Herzogtitel erben wird? Ich dachte bisher, das freut dich.«
    »Das hat es auch«, mischte ihr Vater sich ein. »Es freut sie auch jetzt noch«, betonte er und griff nach seinem Glas Claret. »Aber diese ganze Sache läuft wirklich sehr unglücklich, Vivian.«
    Glaubte ihr Vater etwa ebenfalls, dass Lucien sich davongemacht hatte?
    Hoffentlich nicht. Sie jedenfalls würde es nicht tun, egal was die anderen denken mochten. Sie nicht. Dazu war ihr Vertrauen in ihn viel zu groß. Und ihre Liebe zu ihm. Beides bedingte einander: Wenn sie ihn liebte, musste sie ihm auch vertrauen.
    Ja, gerade in den letzten Tagen hatte sie sich einzugestehen begonnen, dass sie sich allen Ernstes in ihn verliebt hatte. Und das trotz der widrigen Umstände und trotz der Zweifel, die andere an sie herantrugen.
    »Ich bin froh, dass du die gesellschaftliche Katastrophe, die sein Fernbleiben mit sich bringt, wenigstens nicht als Erstes oder nicht so direkt erwähnst«, sagte sie mit einem Seitenhieb auf ihre Mutter.
    »Der Duke ist in größter Sorge«, entgegnete Sir Edwin. »Und das ist ein Grund für mich, die Sache ernst zu nehmen.
    In der Tat war Luciens Vater derart alarmiert gewesen, dass er umgehend mit Charles nach London reiste, um seinerseits Maßnahmen zu ergreifen. Das Verschwinden seines Sohnes und Erben hatte ihn um Jahre altern lassen. Seine Augen wirkten wie erloschen, und als er zu Besuch kam, um persönlich mit ihr zu sprechen, fand sie ihn schrecklich dünn und gebrechlich. Es erstaunte sie, wie unschlüssig er wirkte, was zu tun sei, und wie bereitwillig er anderen die Initiative überließ. Inzwischen wussten alle von der Geschichte, und hinter vorgehaltener Hand machten wüste Spekulationen über das geheimnisvolle Verschwinden des Marquess of Stockton die Runde.
    Vivian störte das nur am Rande. Sie erlebte gerade, dass es Schmerzen gab, die nichts mit der Verachtung oder den abfälligen Blicken anderer Menschen zu tun hatten.
    Sie vermisste ihn. Vermisste ihn mehr, als sie zu sagen vermochte, und stand schreckliche Ängste um ihn aus. Und um sich, wenn sie richtig darüber nachdachte.
    Wie sollte sie bloß ohne ihn weiterleben?
    Seine täglichen Besuche seit der Verlobung, das leise Lächeln,

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