Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
Verbindungen, keine Reichtümer oder politischen Beziehungen. Nichts. Da durfte er zumindest ihren Beistand erwarten.
Ihr Lächeln geriet etwas zittrig. »Warum hast du mir nicht von der schweren Krankheit deines Vaters erzählt?«
Wie immer war es nicht seine Art, ihrer Frage auszuweichen oder die Situation herunterzuspielen. »Ich weiß erst seit Kurzem davon … bis dahin war ich selbst völlig ahnungslos. Ich habe den Husten bemerkt, mir aber nicht groß was dabei gedacht. Bestimmt hat sich sein Allgemeinzustand durch den Schock verschlechtert. So offensichtlich krank wirkte er vorher nicht.«
Im Licht der spärlichen Lampe sah sein Gesicht düster aus. Leise sagte sie: »Charles, Liebster! Es tut mir so leid.«
Da endlich kam er zu ihr, durchquerte mit drei langen Schritten den Raum, schloss sie in die Arme und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Sie hielt ihn fest. Wie gut sie seine Sorgen verstand! Schließlich hatte sie, wenngleich auf andere Weise, ebenfalls den Vater verloren.
Als er den Kopf hob, sah sie die Trauer in seinen Augen, und trotzdem umspielte ein kleines Lächeln seinen Mund. »Habe ich schon erwähnt, wie glücklich ich mich schätze, dich gefunden zu haben, Lou?«
»Na ja, ein-, zweimal.« Sie streichelte seine Wange.
»Ich möchte dich ausziehen.«
Ganz langsam, ohne die übliche stürmische Eile, half er ihr aus dem Kleid und führte sie zum Bett, legte sich einfach neben sie, zog sie in seine Arme und drückte sich von hinten an sie.
»Das Leben ist ständigen Änderungen unterworfen, nicht wahr?«
»Das stimmt.« Von den katastrophalen Wendungen des Schicksals konnte Louisa ein Lied singen.
»Ich glaube nicht, dass Lucien tot ist.«
»Ich auch nicht«, sagte sie, um ihn zu trösten. Was konnte sie sonst tun angesichts dieser Tragödie, als in ihm die Hoffnung wachzuhalten?
»Wenn er tot ist, werde ich der nächste Duke werden …«
In diesen leisen Worten schwang gleichermaßen Reife wie Unbehagen mit. Die Sorglosigkeit war aus seiner Stimme geschwunden, doch wie es wirklich aussähe ohne Lucien, das bereitete ihm sichtlich Kopfzerbrechen.
»Wenn es so sein soll, wirst du die Aufgabe mit Bravour meistern.«
»Ich würde es versuchen, aber ich möchte es lieber nicht. Weißt du, keiner wird mich als Duke ernst nehmen.« Seine Arme schlossen sich fester um sie. »Ich will nicht, wollte das nie.«
Louisa verstand das nur allzu gut. Für sie war der Gedanke, Duchess zu werden, ziemlich abschreckend, doch das behielt sie für sich, um ihm nicht noch mehr aufzubürden. Sie drehte sich auf den Rücken und schaute ihn an.
» Ich glaube an dich«, sagte sie schlicht.
»Liebe ich dich deshalb so sehr?« Er küsste sie zärtlich. »Weil du mich so gut verstehst?«
Ihre Finger fuhren durch seine dunklen Haare. »Ich weiß nicht, warum du mich liebst. Aber für mich ist es ein Segen.«
»Ganz die Tochter des Landpfarrers.« Endlich lachte er, und der Schelm blitzte aus seinen Augen.
»Brav und anständig?«
»Ich bin überglücklich, widersprechen zu dürfen: weder brav noch anständig.« Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht, und sie erkannte den alten Charles wieder. Gott sei Dank.
»Wir sind die Summe unserer Teile.« Sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter und lachte ebenfalls. »Ich bin die Tochter eines Vikars und die Frau eines Wüstlings.«
Er knabberte an ihrem Ohrläppchen. »Im Moment bist du mit dem Wüstling im Bett«, sagte er und drückte seine Erregung gegen ihre Hüfte.
»Dessen bin ich mir bewusst.«
Eindringlich schaute er sie an. »Lou, bitte … ich will die Welt um uns vergessen.«
Er hatte recht, und sie verstand ihn. Was er wollte, nein, was er brauchte in dieser Situation, war ein Anker, an den er sich klammern konnte, während seine Welt zu versinken schien. Er war kein verantwortungsloser Mann, sonst hätte sie ihn nie geheiratet. Nur war er weder auf den Schmerz und Kummer noch auf die Verantwortung vorbereitet, die man ihm jetzt einfach aufbürdete.
Dieses Mal liebte er sie anders. Langsam und mit Bedacht, als wolle er jede Liebkosung für die Ewigkeit bewahren. Ihre Körper bewegten sich im Gleichklang, gemeinsam suchten sie die Lust und fanden Erfüllung.
Als es vorbei war, flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich weiß nicht, ob man Liebe überhaupt bemessen kann … wenn, dann ist meine Liebe zu dir unermesslich.«
»Ich werde immer für dich da sein«, flüsterte sie zurück, während ihre Hände beruhigend seinen Rücken
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