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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Gehstock. Wieder trug er einen Anzug, einen eleganten schwarzen Anzug. An der rechten Hand, in der er den Gehstock hielt, bemerkte ich einen schweren Ring.
    Er war das schönste Geschöpf, das ich je gesehen hatte.
    Nicht im Entferntesten erinnerte er an einen menschlichen Großvater. Menschliche Großväter trugen Baseballkappen mit dem Logo ihres Lieblingsvereins und Latzhosen; sie nahmen einen zum Angeln mit, oder man durfte auf ihrem Traktor mitfahren; sie meckerten, weil man zu verwöhnt war, und kauften einem dann Bonbons. Und menschliche Urgroßväter lernte man schon gleich gar nicht kennen.
    Da stand plötzlich Sam neben mir.
    »Wer ist das?«, flüsterte er.
    »Das ist mein ... äh, mein Urgroßvater.« Niall stand ja direkt vor uns. Ich musste es Sam sagen.
    »Oh.« Sam klang sehr verwundert.
    »Ich hab's gerade erst herausgefunden«, erklärte ich entschuldigend.
    Niall wandte sich vom Mondlicht ab und öffnete die Augen. »Meine Urenkelin«, sagte er so erfreut, als wäre mein Erscheinen auf dem Parkplatz des Merlotte's die größte Überraschung. »Wer ist dein Freund?«
    »Niall, das ist Sam Merlotte. Ihm gehört die Bar.«
    Sam streckte vorsichtig die Hand aus, und nach einem prüfenden Blick ergriff Niall sie. Ich spürte, dass Sam einen kleinen Satz machte, als wäre die Hand meines Urgroßvaters elektrisch aufgeladen.
    »Meine liebe Urenkelin«, sagte Niall, »wie ich höre, bist du im Aufruhr der Werwölfe in Gefahr geraten.«
    »Ja, aber Sam war bei mir, und dann kam Claudine«, erwiderte ich seltsamerweise so, als müsste ich mich rechtfertigen. »Als ich hinging, wusste ich ja nicht, dass es zu einem Aufruhr, wie du es nennst, kommen würde. Ich wollte Frieden stiften. Doch wir wurden aus dem Hinterhalt überfallen.«
    »Ja, das hat Claudine mir berichtet«, sagte er. »Und das Weibsstück ist wirklich tot?«
    Damit meinte er wohl Priscilla. »Ja, Sir. Das Weibsstück ist tot.«
    »Und eine Nacht später warst du schon wieder in Gefahr?«
    Ich begann, mich irgendwie enorm schuldig zu fühlen. »Ja, aber normalerweise ist das ganz anders bei mir. Es war nur so, dass die Vampire von Louisiana gerade zufällig von denen aus Nevada überrannt wurden.«
    Das schien Niall nur mäßig zu interessieren. »Aber du fühltest dich derart in Gefahr, dass du die Nummer gewählt hast, die ich dir gegeben habe.«
    »Oh, ja. Ich hatte ziemliche Angst. Aber dann hat Eric mir das Handy aus der Hand gerissen, weil er fürchtete, wenn du ins Spiel kommst, gibt es einen Krieg, in dem wir alle sterben. Und wie sich herausstellte, war's vermutlich auch am besten so, denn er hat sich Victor Madden ergeben.« Eigentlich ärgerte mich das immer noch ein wenig, trotz des neuen Handys, das Eric mir geschenkt hatte.
    »Ahhh.«
    Aus diesem unverbindlichen Laut wurde ich nicht recht schlau, aber es war klar, dass er mein Verhalten nicht gerade befürwortete. Das war vielleicht der Nachteil, wenn man einen lebenden Urgroßvater hatte: Ich war gerügt, zurechtgewiesen worden. So hatte ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich ein Teenager war und meine Großmutter herausfand, dass ich weder den Müll hinausgebracht noch die Wäsche zusammengelegt hatte. Und das Gefühl gefiel mir jetzt genauso wenig wie damals.
    »Ich bewundere deinen Mut«, sagte Niall unerwarteterweise. »Aber du bist sehr gefährdet - sterblich, zerbrechlich und von kurzer Lebensdauer. Ich will dich nicht gleich wieder verlieren, jetzt, da ich endlich mit dir sprechen kann.«
    »Was soll ich dazu sagen?«, murmelte ich.
    »Du willst nicht, dass ich dir etwas verbiete. Du willst dich nicht ändern. Wie kann ich dich da beschützen?«
    »Das kannst du wohl nicht, nicht hundertprozentig.«
    »Von welchem Nutzen kann ich dann für dich sein?«
    »Du musst doch keinen Nutzen für mich haben«, erwiderte ich überrascht. Er schien ein ganz anderes Gefühlssystem zu haben als ich. Ich wusste nicht, wie ich es ihm erklären sollte. »Für mich ist es schon genug - ja, wundervoll -, nur zu wissen, dass es dich gibt. Dass du dir Sorgen um mich machst. Dass ich einen lebenden Verwandten habe, wie entfernt und andersartig er auch sein mag. Der mich zudem nicht seltsam oder verrückt oder peinlich findet.«
    »Peinlich?« Niall wirkte verwundert. »Du bist sehr viel interessanter als die meisten Menschen.«
    »Ich bin so froh, dass du mich nicht auch für gestört hältst«, sagte ich.
    »Andere Menschen halten dich für gestört ?« Niall klang richtig empört.
    »Sie

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