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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Verwandtschaft ein Geheimnis bleibt.«
    »Er wird mich schon irgendwie überprüft haben«, sagte Sam sanft, nahm mich in den Arm und drückte mich. Was für eine Überraschung. Und wie gut das tat. Nach Nialls Auftritt konnte ich eine Umarmung vertragen, und ich drückte Sam fest an mich. Etwas Warmes, Vertrautes, Menschliches ging von ihm aus.
    Doch keiner von uns war zu hundert Prozent ein Mensch.
    Und schon im nächsten Augenblick dachte ich: Aber wir sind auch Menschen. Wir hatten mit den Menschen mehr gemein als mit dem anderen Teil in uns. Wir lebten wie Menschen und würden sterben wie sie. Da ich Sam ziemlich gut kannte, wusste ich, dass er sich eine Familie wünschte, eine Frau, die er lieben konnte, und eine Zukunft, die all die Dinge bereithielt, die normale Menschen sich wünschen: Wohlstand, Gesundheit, Nachkommen, Freude. Sam wollte nicht Anführer eines Rudels sein und ich keine Elfenprinzessin - nicht, dass irgendeine vollblütige Elfe mich je für etwas anderes als einen niederen Abkömmling ihrer eigenen Herrlichkeit halten würde. Das war einer der großen Unterschiede zwischen Jason und mir. Jason würde sich sein Leben lang wünschen, noch supranaturaler zu sein, als er es bereits war; ich dagegen hätte gut darauf verzichten können, falls mein telepathisches Talent denn tatsächlich eine supranaturale Gabe war.
    Sam gab mir einen Kuss auf die Wange und ging dann nach kurzem Zögern auf seinen Wohnwagen zu, durch das Gartentor in der sorgfältig geschnittenen Hecke und die Stufen hinauf zu dem kleinen Vorbau vor der Tür. Er hatte den Schlüssel schon ins Schloss gesteckt, als er sich noch einmal umdrehte und mich anlächelte.
    »Was für eine Nacht, hm?«
    »Ja«, sagte ich. »Was für eine Nacht.«
    Sam sah zu, wie ich in mein Auto stieg, machte mir mit der Hand ein Zeichen, damit ich nicht vergaß, die Autotüren von innen zu verriegeln, wartete noch, bis ich es auch wirklich getan hatte, und verschwand dann in seinem Wohnwagen. Und ich fuhr nach Hause, den Kopf voller Fragen, die einen tiefsinnig, die anderen weniger tiefsinnig, und ich konnte nur von Glück sagen, dass auf der Straße kaum Verkehr herrschte.

       Kapitel 17
    Als ich am nächsten Morgen in die Küche kam, saßen Amelia und Octavia dort am Tisch. Amelia hatte keinen Kaffee übrig gelassen, aber immerhin hatte sie die Kanne ausgewaschen, so dass es nur fünf Minuten dauerte, bis ich den ersten dringend benötigten Becher in Händen hielt. Amelia und ihre Mentorin unterhielten sich taktvoll weiter, während ich herumwurstelte und mir ein Müsli mischte, etwas Zucker darüberstreute und Milch daraufgoss. Ich beugte mich beim Essen über die Schale, damit mir keine Milch auf mein ärmelloses Top tropfte. Ach, im Grunde war's doch schon viel zu kalt, um hier noch ärmellos herumzusitzen. Also zog ich mir erst mal ein Sweatshirt über, das ruhig schmutzig werden konnte, und machte es mir endlich mit Kaffee und Müsli gemütlich.
    »Wie sieht's denn aus?«, fragte ich, um zu signalisieren, dass ich nun bereit war, mit dem Rest der Welt in Kontakt zu treten.
    »Amelia hat mir von Ihrem Problem erzählt«, erwiderte Octavia. »Und auch von Ihrem freundlichen Angebot.«
    Ah. Oh. Welches Angebot?
    Ich nickte weise, als wüsste ich Bescheid.
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, bei meiner Nichte herauszukommen«, sagte die ältere Frau sehr ernst. »Janesha hat drei Kinder, eins davon noch ein Baby, und dazu einen Freund, der kommt und geht, wie es ihm gerade passt. Ich schlafe auf dem Sofa im Wohnzimmer, und wenn die Kinder morgens aufstehen, kommen sie einfach herein und schauen Zeichentrickserien. Ob ich schon aufgestanden bin oder nicht. Es ist ihr Apartment, natürlich, und ich bin auch schon seit drei Wochen dort, so dass sie mich nicht mehr als Gast ansehen.«
    Ich überlegte. Octavia könnte in dem Schlafzimmer gegenüber von meinem unterkommen oder oben im Gästezimmer. Meine Wahl fiel aufs Gästezimmer.
    »Und wissen Sie, jetzt, da ich älter werde, muss ich auch häufiger mal schnell ins Bad.« Sie sah mit der komischen Missbilligung jener Leute drein, die plötzlich erkennen, dass das Älterwerden tatsächlich auch sie betrifft. »Das Zimmer im Erdgeschoss ist also genau das richtige, zumal mit der Arthritis in meinen Knien. Habe ich erwähnt, dass Janeshas Apartment im zweiten Stock liegt?«
    »Nein«, sagte ich etwas benommen. Herrje, das ging alles so schnell.
    »Nun zu Ihrem Problem. Ich

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