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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ich Amelia vorgeschlagen hatte, dass Octavia eine Weile hier wohnen könne, war das eher so aus einer Laune heraus geschehen. (Okay, dann musste ich in Gesprächen mit meiner Mitbewohnerin eben ab sofort vorsichtiger sein.) Und Octavia hatte sich nicht dazu geäußert, ob sie nur übers Wochenende bleiben würde oder gleich einen ganzen Monat. Sie hatte überhaupt keinen Zeitraum genannt, und das machte mir Angst.
    Ich hätte mir Amelia natürlich vorknöpfen können: »Du hast mich nicht gefragt, ob Octavia genau jetzt zu diesem Zeitpunkt hier wohnen kann, und es ist immer noch mein Haus.« Aber es war ja Platz für Octavia da, und sie brauchte dringend irgendwo ein Zimmer. Die Erkenntnis, dass ich über eine dritte Person im Haus - noch dazu eine, die ich kaum kannte - nicht allzu glücklich war, kam etwas spät.
    Vielleicht könnte ich Octavia ja einen Job besorgen. Wenn sie erst wieder ein regelmäßiges Einkommen hatte, wäre sie unabhängig und würde ausziehen. Ich fragte mich, in welchem Zustand ihre Wohnung in New Orleans wohl war. Vermutlich unbewohnbar. Aber trotz all ihrer magischen Kräfte konnte wohl selbst Octavia die Schäden eines solchen Hurrikans nicht ungeschehen machen. Seit ihren Andeutungen über ihre Bedürfnisse in Sachen Bad und das Treppensteigen schätzte ich ihr Alter etwas höher, aber sie erschien mir noch immer nicht viel älter als, sagen wir mal, dreiundsechzig. Und das war doch heutzutage gar nichts.
    Um sechs Uhr rief ich Octavia und Amelia zum Essen. Ich hatte den Tisch gedeckt und Eistee eingeschenkt, aber sie mussten sich selbst an Herd und Ofen bedienen. Nicht sehr vornehm, ich weiß, aber so hatte ich einige Servierteller weniger abzuwaschen.
    Wir sprachen nicht viel beim Essen, sondern dachten alle drei an den bevorstehenden Abend. Ich konnte Tanya zwar überhaupt nicht leiden, aber ein wenig Sorgen machte ich mir ihretwegen doch.
    Im Grunde behagte mir die Idee, sie zu verändern, nicht sonderlich, aber so, wie es war, ging's einfach nicht weiter. Tanya sollte mich gefälligst in Ruhe lassen und sich aus meinem Leben und dem Leben der Leute um mich herum heraushalten. Und das würde nur geschehen, wenn sie zu allem in Bon Temps eine neue Haltung einnahm. Da führte kein Weg dran vorbei. Und so hatte ich ganz im Zuge meines neuen Pragmatismus entschieden, dass es überhaupt keine Frage war, ob ich ein Leben mit Tanyas Einmischungen führen wollte oder ein Leben mit einer veränderten Tanya.
    Ich räumte das Geschirr ab. Normalerweise machte bei uns immer die den Abwasch, die nicht gekocht hatte, doch die beiden Hexen mussten noch ein paar Vorbereitungen treffen. Mir war's recht, ich wollte etwas zu tun haben.
    Um 19.05 Uhr hörten wir den Kies der Auffahrt unter den Rädern eines Pick-up knirschen.
    Als Calvin uns anbot, Tanya um sieben hierherzubringen, war mir nicht klar gewesen, dass er sie als Paket liefern würde.
    Calvin trug Tanya über der Schulter. Tanya hatte eine gute Figur, war aber kein Fliegengewicht, und Calvin hatte ziemlich zu schleppen. Doch er atmete gleichmäßig und brach auch nicht in Schweiß aus. Tanya war an Händen und Füßen gefesselt, die Gelenke hatte er vorsichtshalber aber erst mit einem Schal umwickelt, damit die Stricke nicht in die Haut schnitten. Und sie war (Gott sei Dank) geknebelt, und das sogar mit einem schicken roten Halstuch. Tja, der Anführer der Werpanther hatte wirklich etwas übrig für Tanya.
    Sie führte sich natürlich auf wie eine verhaltensgestörte Klapperschlange, wand sich, zappelte, zischte. Als sie Calvin zu treten versuchte, gab er ihr einen Klaps auf den Hintern. »Jetzt hör schon auf«, sagte er, klang aber nicht sonderlich verärgert. »Du verhältst dich falsch, und jetzt gibt's Medizin.«
    Er war durch die Vordertür ins Haus gekommen und ließ Tanya aufs Sofa fallen.
    Die Hexen hatten mit Kreide einiges auf den Fußboden des Wohnzimmers gezeichnet, worüber ich nicht gerade begeistert gewesen war. Amelia hatte mir allerdings versichert, dass sie das alles wieder wegwischen könne, und da sie ohnehin Weltmeisterin im Putzen war, hatte ich sie gewähren lassen.
    Überall standen Schalen mit den verschiedensten Dingen herum (zu genau wollte ich mir das gar nicht ansehen). Octavia nahm eine Schale, entzündete das Material darin und trug sie zu Tanya. Mit der Hand wedelte sie ihr den Rauch zu. Ich trat lieber noch einen Schritt zurück, und Calvin, der Tanya bei den Schultern festhielt, wandte den Kopf ab. Tanya

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