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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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denen ich sehr gern wieder allein gewohnt hätte.
    Ich setzte mich auf den kleinen Stuhl in der Ecke meines Schlafzimmers, auf dem in letzter Zeit so viele Besucher Platz genommen hatten. Bob lag zusammengerollt auf meinem Bett, was ihm ausdrücklich verboten war. Irgendwer musste im Laufe des Tages meine Zimmertür geöffnet haben. Ich fragte mich, ob ich Amelia sofort herunterputzen sollte, verwarf den Gedanken aber, als ich einen Stapel frisch gewaschener Unterwäsche auf meiner Kommode sah.
    »Bob«, sagte ich, und in einer einzigen fließenden Bewegung streckte sich der Kater und sprang auf die Beine. Mit weit aufgerissenen goldenen Augen stand er da und starrte mich an. »Mach, dass du rauskommst«, sagte ich. Und mit einer ungeheuren Würde sprang Bob vom Bett und stolzierte auf die Tür zu. Ich öffnete sie einen Spalt weit, und er schlüpfte hinaus, nicht ohne den Eindruck zu hinterlassen, er täte das aus freien Stücken. Dann schloss ich die Tür.
    Ich liebe Katzen, aber ich wollte einfach allein sein.
    Als das Telefon klingelte, hob ich sofort ab.
    »Morgen Abend«, sagte Calvin. »Um sieben Uhr. Ziehen Sie etwas Bequemes an.« Er klang traurig und verdrossen.
    »Okay«, erwiderte ich, und wir legten beide auf. Und dann saß ich noch eine ganze Weile auf dem kleinen Stuhl in meinem Zimmer. Was immer diese Zeremonie auch beinhalten mochte, musste ich daran teilnehmen? Ja, das musste ich. Im Gegensatz zu Crystal hielt ich meine Versprechen. Als seine nächste Verwandte hatte ich bei Jasons Heirat für ihn bürgen und geloben müssen, seine Strafe auf mich zu nehmen, falls er seiner Ehefrau Crystal untreu würde. Als ihr Onkel hatte Calvin für Crystal gebürgt. Tja, und jetzt hatten wir die Bescherung.
    Ich wusste nicht, was passieren würde, nur, dass es schrecklich werden würde. Obwohl jeder vollblütige Werpanther die Pflicht hatte, mit jeder beliebigen vollblütigen Werpantherin Kinder zu zeugen (denn nur auf diese Weise gab es vollblütige Nachkommen), verlangte der Moralkodex der Werpanther, dass die Partnerschaften, die sie nach Erfüllung dieser Fortpflanzungspflicht eingingen, monogam waren. Wollte man dieses Versprechen nicht geben, so durfte man keine feste Partnerschaft oder Ehe eingehen. Das waren die Regeln, nach denen die Werpanthergemeinde lebte. Crystal kannte diese Regeln von Kindesbeinen an, und Jason war vor der Heirat von Calvin darüber aufgeklärt worden.
    Jason rief nicht an, aber darüber war ich nur froh. Was jetzt wohl bei ihm zu Hause los war, dachte ich düster. Wann hatte Crystal Dove Beck kennengelernt? Wusste Doves Ehefrau von der Sache? Es wunderte mich nicht, dass Crystal Jason betrogen hatte, nur ihre Wahl wunderte mich etwas.
    Vermutlich hatte Crystal Jason so schlimm wie nur möglich verletzen wollen. Mit ihrem Verhalten wollte sie sagen: »Ich habe Sex mit einem anderen, während ich schwanger von dir bin! Und er ist älter als du! Und nicht so ein Halbsupra wie du! Und er arbeitet sogar für dich!« Und mit jedem Mal hatte sie das Messer tiefer in die Wunde gestochen. Wenn dies die Rache für den verdammten Cheeseburger war, so hatte sie die Ausmaße eines T-Bone-Steaks gehabt.
    Damit die beiden Hexen nicht meinten, ich sei sauer auf sie, kam ich zum Abendessen raus. Es gab einen Thunfisch-Nudel-Auflauf mit Erbsen und Zwiebeln, der lecker war und mir guttat. Nachdem wir das Geschirr, das Octavia abwaschen wollte, abgeräumt hatten, zog ich mich wieder in mein Zimmer zurück. Die beiden schlichen geradezu auf Zehenspitzen die Diele auf und ab, um mich bloß nicht zu stören. Obwohl sie mich natürlich brennend gern gefragt hätten, was eigentlich los war.
    Aber das taten sie nicht, Gott sei Dank. Ich hätte es auch wirklich nicht erklären können. Es war mir alles viel zu peinlich.
    Ich sprach sicher Hunderte von Gebeten, ehe ich an diesem Abend einschlief. Doch nach keinem ging es mir auch nur ein klein wenig besser.
    Am nächsten Tag ging ich nur deshalb zur Arbeit, weil ich musste. Aber zu Hause hätte ich mich auch nicht wohler gefühlt. Ich war ungeheuer froh, dass Jason nicht ins Merlotte's kam. Dem hätte ich glatt einen Bierkrug an den Kopf geworfen.
    Sam musterte mich einige Male aufmerksam, bevor er mich schließlich zu sich hinter den Tresen zog. »Erzähl mir, was los ist«, bat er.
    Tränen traten mir in die Augen, und um ein Haar hätte ich losgeheult. Hastig bückte ich mich, als wäre mir irgendwas heruntergefallen. »Sam, frag bitte nicht. Ich kann

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