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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Inzucht hatte in Hotshot wirklich zu einigen erschreckenden Resultaten geführt.
    »Da Crystal ihr Gelöbnis gebrochen hat - eine Tatsache, die von beiden Bürgen bezeugt wird -, aber schwanger ist, hat ihr Onkel sich freiwillig bereit erklärt, ihre Strafe auf sich zu nehmen.«
    Das schien ja alles noch viel schlimmer zu werden, als ich befürchtet hatte.
    »Calvin nimmt Crystals Platz ein. Sookie, sind auch Sie freiwillig bereit, Jasons Platz einzunehmen?«
    Oh, Scheiße . Ich sah Calvin an und wusste sehr gut, dass in meinem Gesicht nur eine einzige Frage stand: Kann ich hier irgendwie rauskommen? Und sein Gesicht gab nur eine einzige Antwort: Nein. Ich schien ihm sogar leidzutun.
    Das würde ich meinem Bruder - und Crystal - niemals verzeihen.
    »Sookie?«, hakte Maryelizabeth nach.
    »Was muss ich denn tun?«, fragte ich. Und falls ich sauer, widerwillig und wütend geklungen haben sollte, hatte ich immerhin einen guten Grund dafür.
    Maryelizabeth öffnete noch einmal das Buch und las die Antwort vor. »Wir existieren dank unseres Verstandes und unserer Krallen, und wenn die Treue gebrochen wird, wird eine Kralle gebrochen.«
    Ich starrte sie an und versuchte, in ihren Worten irgendeinen Sinn zu erkennen.
    »Sie oder Jason müssen Calvin einen Finger brechen«, sagte Maryelizabeth in leichter verständlichen Worten. »Da Crystal die Treue vollständig gebrochen hat, müssen es aber mindestens zwei sein. Mehr wären besser. Wenn Sie nicht freiwillig bereit sind, Sookie, liegt die Entscheidung bei Jason.«
    Mehr wären besser. Jesus Christus, Hirte von Judäa. Ich versuchte, die Sache leidenschaftslos zu betrachten. Wer könnte Calvin größeren Schaden zufügen? Mein Bruder, kein Zweifel. Wenn ich ein guter Mensch wäre, würde ich es selbst tun. Konnte ich mich dazu überwinden? Doch ich musste mich gar nicht überwinden, denn Jason machte von seinem Entscheidungsrecht Gebrauch.
    »Mit so was habe ich nicht gerechnet, Sookie.« Jason klang wütend, verwirrt und schuldbewusst zugleich. »Wenn Calvin Crystals Platz einnimmt, soll Sookie meinen einnehmen«, sagte er zu Maryelizabeth. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich meinen eigenen Bruder mal hassen würde, doch in diesem Moment wurde ich eines Besseren belehrt.
    »So sei es«, sagte Maryelizabeth.
    Ich versuchte, mir Mut zu machen. Im Grunde war's doch gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Was hatte ich mir nicht alles ausgemalt: dass Calvin ausgepeitscht werden würde, dass er Crystal auspeitschen müsste oder dass irgendetwas ganz Furchtbares geschehen würde, bei dem wir mit Messern hantierten. Das wäre doch alles viel schrecklicher gewesen, nicht?
    Angestrengt hielt ich an meinem Glauben fest, dass es doch gar nicht so schlimm sei - bis zwei der Männer einen großen Betonklotz heranschafften und auf den Gartentisch legten.
    Und dann holte Maryelizabeth einen Ziegelstein hervor und hielt ihn mir hin.
    Unwillkürlich begann ich, den Kopf zu schütteln. Mir drehte sich der Magen um, er revoltierte, Übelkeit stieg in mir auf. Denn als ich den gewöhnlichen roten Ziegelstein sah, bekam ich eine Ahnung davon, was diese Sache hier mir abverlangen würde.
    Calvin trat auf mich zu und nahm meine Hand. Er beugte sich vor, so dass er mir fast ins Ohr sprach. »Sookie, Sie müssen es tun. Ich habe es akzeptiert, als ich bei der Heirat für Crystal gebürgt habe. Und ich kannte sie. Und Sie kennen Jason. Es hätte leicht auch andersherum kommen können. Dann müsste ich dies jetzt Ihnen antun. Und Ihre Wunden heilen längst nicht so schnell. Unsere Leute fordern es.« Er richtete sich auf und sah mich direkt an. Seine Augen waren von einem ganz sonderbaren Goldgrün, und sein Blick war fest.
    Ich presste die Lippen zusammen und zwang mich zu nicken. Calvin warf mir noch einen aufmunternden Blick zu und nahm seinen Platz am Tisch ein. Er legte seine Hand auf den Betonklotz. Ohne großes Aufhebens reichte Maryelizabeth mir den Ziegelstein. Die anderen Werpanther warteten geduldig, dass ich die Strafe vollziehen würde. Die Vampire hätten eine große Show daraus gemacht mit historischer Garderobe und vermutlich noch einem antiken Ziegelstein aus einem alten Tempel oder so was. Aber nicht die Werpanther. Es war einfach bloß ein verdammter Ziegelstein. Mit beiden Händen packte ich ihn an einer Längsseite.
    Einen langen Augenblick betrachtete ich den Stein, dann sagte ich zu Jason: »Ich werde nie wieder mit dir reden. Niemals.« Und zu

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