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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Crystal: »Ich hoffe, du hast deinen Spaß gehabt, du Hure.« Und dann drehte ich mich, so schnell ich konnte, herum und ließ den Ziegelstein auf Calvins Hand niedersausen.

       Kapitel 19
    Zwei Tage lang drückten sich Amelia und Octavia um mich herum. Dann entschieden sie, dass es das Beste sei, mich allein zu lassen. Ihre sorgenvollen Gedanken machten mich bloß immer noch missmutiger, denn ich wollte keinen Trost. Ich wollte leiden für das, was ich getan hatte, und das hieß, dass ich keine Linderung meiner Qual annehmen durfte. Und so grollte, schmollte und grübelte ich und verbreitete meine düstere Laune im ganzen Haus.
    Als mein Bruder einmal ins Merlotte's kam, drehte ich ihm abrupt den Rücken zu. Dove Beck betrat die Bar erst gar nicht mehr, gut so. Obwohl ihn, wenn's nach mir ging, von allen Beteiligten noch die geringste Schuld traf - was ihn allerdings auch nicht gerade zum Unschuldslamm machte. Als Alcee Beck einmal hereinkam, war mir sofort klar, dass sein Bruder sich ihm anvertraut hatte. Alcee wirkte noch grimmiger als sonst und ließ keine Gelegenheit aus, mir mit einem Blick direkt in die Augen zu signalisieren, dass er mir gewachsen war.
    Zum Glück tauchte Calvin nicht auf. Das hätte ich nicht ertragen. Ich hörte im Merlotte's schon genug Gerede von seinen Arbeitskollegen bei Norcross über den Unfall, den er bei einer Reparatur an seinem Pick-up angeblich gehabt hatte.
    Am dritten Abend betrat, völlig unerwartet, Eric das Merlotte's. Ich hatte ihn kaum erblickt, da schien sich auf einmal etwas in mir zu lösen und Tränen stiegen mir in die Augen. Doch Eric spazierte quer durch die Bar, als gehöre sie ihm, und ging über den Flur direkt zu Sams Büro. Einige Augenblicke später streckte Sam den Kopf heraus und winkte mich zu sich.
    Als ich eingetreten war, schloss er - womit ich nicht gerechnet hatte - die Tür hinter mir.
    »Was ist los?«, fragte Sam. Schon seit Tagen versuchte er das herauszufinden, und ich hatte all seine wohlmeinenden Nachfragen abgewehrt.
    Eric stand nur da, die Arme vor der Brust verschränkt. Ungeduldig wedelte er mit einer Hand, womit er sagen wollte: »Erzähl schon, wir warten.« Trotz seiner Schroffheit löste sich allein durch seine Anwesenheit der große Knoten in meinem Inneren, der meine Worte so fest verschnürt hielt.
    »Ich habe Calvin Norris die Finger gebrochen«, erzählte ich. »Mit einem Ziegelstein.«
    »Dann war er ... Er hat für deine Schwägerin bei ihrer Heirat gebürgt«, sagte Sam, dem die Sache schnell klar war. Eric blickte verständnislos drein. Vampire wissen einiges über Wergeschöpfe - das bleibt nicht aus; weil sie sich ihnen aber weit überlegen fühlen, interessieren sie sich kaum für die Rituale und Abläufe im Leben der Wergeschöpfe.
    »Die Finger stehen für seine Pantherkrallen, deshalb musste Sookie sie ihm brechen«, erklärte Sam ungeduldig. »Sie hat Jasons Platz eingenommen.« Und dann tauschten Sam und Eric einen Blick, dessen absolutes Einverständnis mir richtig Angst einjagte. Keiner von beiden konnte Jason das kleinste bisschen leiden.
    Sam sah von mir zu Eric, als erwarte er, dass Eric irgendwas tun würde, damit es mir wieder besser ging. »Ich gehöre ihm nicht«, sagte ich bissig, denn ich kam mir wie ein kleines Kind behandelt vor. »Glaubst du etwa, Eric braucht nur hier aufzutauchen und schon bin ich glücklich und sorglos?«
    »Nein«, erwiderte Sam und klang selbst ein wenig wütend. »Aber ich habe gehofft, es hilft dir, über das zu reden, was los ist.«
    »Was los ist«, sagte ich sehr leise. »Okay, das ist los: Mein Bruder hat es so hingedreht, dass Calvin und ich beide etwa zur gleichen Zeit nach Crystal geschaut haben, die ungefähr im vierten Monat schwanger ist. Und als wir dort ankamen, lag Crystal mit Dove Beck im Bett. Was Jason ganz genau wusste.«
    »Und deshalb«, fragte Eric, »musstest du dem Werpanther die Finger brechen?« Er hätte genauso gut fragen können, ob ich Hühnerknochen tragen und mich dreimal im Kreis drehen musste, so unverhüllt kritisierte er das, was er für den kuriosen Brauch eines primitiven Stammes hielt.
    »Ja, Eric, genau das musste ich tun«, sagte ich erbost. »Ich musste vor versammelter Menge einem guten Bekannten mit einem Ziegelstein die Finger brechen.«
    Zum ersten Mal schien Eric zu dämmern, dass er den falschen Weg eingeschlagen hatte.
    Sam sah ihn entnervt an. »Und ich dachte, du wärst eine Hilfe.«
    »Ich habe in Shreveport gerade einiges

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