Ein Vampir für alle Fälle
hören« auf die Stirn tätowiert haben können.
Okay, der Schutz der Vampire und mein Status als Freundin des Rudels könnten vielleicht nützlich sein.
Eric und Pam tranken noch eine Flasche TrueBlood und blieben noch eine Weile, um zu zeigen, dass sie sich hier willkommen fühlten und sich nicht von diesen Sonnenbrüdern vertreiben ließen. Eric gab mir einen Zwanziger Trinkgeld und warf mir eine Kusshand zu, als er und Pam schließlich gingen, was mir einen extrafinsteren Blick meiner einstigen Freundin Arlene einbrachte.
Den restlichen Abend hatte ich zu viel zu tun, um auch nur über eines der interessanten Ereignisse dieses Tages nachzudenken. Als auch die letzten Gäste gegangen waren, sogar Jane Bodehouse (ihr Sohn kam sie holen), packten wir die Halloween-Dekoration aus. Sam hatte für jeden Tisch einen kleinen Kürbis gekauft und ein Gesicht darauf gemalt. Ich bewunderte sie, denn die Gesichter waren wirklich toll, und einige ähnelten manchen Stammgästen. Eines glich sogar dem meines lieben Bruders.
»Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so was kannst«, sagte ich, und Sam freute sich.
»Hat Spaß gemacht«, erwiderte er und hängte eine lange Girlande aus Herbstlaub (die Blätter waren natürlich aus Stoff) um den Barspiegel und drapierte sie auch um einige der Flaschen. Ich stellte ein lebensgroßes Pappskelett auf, das man mithilfe kleiner Nieten an den Gelenken bewegen konnte. Und so machte ich aus dem klapprigen Pappkameraden einen, der tanzte. Wir konnten hier im Merlotte's keine traurigen Skelette gebrauchen, nur glückliche.
Sogar Arlene packte ein paar Sachen aus, denn das war mal etwas anderes und machte richtig Spaß. Auch wenn wir dafür ein bisschen länger bleiben mussten.
Ich war wirklich reif fürs Bett, als ich schließlich Sam und Arlene gute Nacht sagte. Arlene antwortete zwar nicht, warf mir aber auch keinen ihrer angewiderten Blicke zu, mit denen sie mich gewöhnlich bedachte.
Doch mein Tag war natürlich noch nicht vorüber.
Mein Urgroßvater saß auf der vorderen Veranda, als ich nach Hause kam. Es wirkte sehr befremdlich, wie er da in dem seltsamen Zwielicht der Nacht, das die Außenbeleuchtung in der Dunkelheit schuf, im Schaukelstuhl wippte. Einen Augenblick lang wünschte ich, ich wäre genauso schön wie er. Dann musste ich über mich selbst lächeln.
Ich parkte das Auto vor dem Haus, stieg aus und bemühte mich, die Stufen zur Veranda leise hinaufzusteigen, damit Amelia nicht aufwachte. Ihr Schlafzimmer ging nach vorne raus. Im Haus war alles dunkel, die beiden Hexen lagen also bereits im Bett, falls sie nicht am Busbahnhof aufgehalten worden waren, als sie Bob dort absetzten.
»Urgroßvater, wie schön dich zu sehen.«
»Du siehst müde aus, Sookie.«
»Na ja, ich komme gerade von der Arbeit.« Ob er wohl selbst je müde wurde, fragte ich mich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Elfenprinz Holz hackte oder das Leck in einer Wasserleitung suchte.
»Ich wollte dich sehen«, sagte Niall. »Ist dir etwas eingefallen, das ich für dich tun kann?« Er klang äußerst erwartungsvoll.
Was für ein Abend, dauernd wollten mir die Leute etwas Gutes tun. Warum gab es solche Abende nicht öfter?
Ich dachte einen Augenblick nach. Die Werwölfe hatten auf ihre eigene Weise Frieden geschlossen. Quinn war wieder aufgetaucht. Die Vampire hatten sich mit einem neuen König arrangiert. Die Fanatiker der Bruderschaft waren ohne größere Schwierigkeiten aus dem Merlotte's abgezogen. Bob war wieder ein Mensch. Und Niall hatte vermutlich nicht vor, Octavia ein Zimmer in seinem Haus anzubieten, wo immer das auch sein mochte. Wohl in einem rauschenden Bach oder unter einer alten Eiche irgendwo tief im Wald.
»Ja, es gibt da etwas«, sagte ich, überrascht, dass es mir nicht früher eingefallen war.
»Was denn?«, fragte er sogleich erfreut.
»Ich würde gern wissen, wo ein gewisser Remy Savoy zu finden ist. Er hat New Orleans wahrscheinlich während Katrina verlassen. Und er hat ein kleines Kind bei sich.« Ich gab meinem Urgroßvater Savoys letzte bekannte Adresse.
Niall wirkte zuversichtlich. »Ich finde ihn für dich, Sookie.«
»Wie schön.«
»Und sonst? Nichts weiter?«
»Ich... auch wenn das sehr undankbar klingen mag... ich verstehe einfach nicht, warum du so unbedingt etwas für mich tun willst.«
»Warum nicht? Du bist meine einzige lebende Verwandte.«
»Aber du scheinst doch auch die ersten siebenundzwanzig Jahre meines Lebens ohne mich sehr zufrieden
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