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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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mich aus dem Geschäft drängen«, sagte Dawson.
    »Warum das denn?«
    »Hier in der Gegend gibt es nicht mehr viele Reparaturwerkstätten für Motorräder, besonders seit Furnan den Harley-Davidson-Vertragshändler in Shreveport aufgekauft hat«, erklärte Tray Dawson. »Dieser Mister ist gierig. Der will alles für sich selbst. Den interessiert nicht, wer pleitegeht. Als er merkte, dass es meine Werkstatt immer noch gibt, hat er mir zwei seiner Schläger vorbeigeschickt. Die haben mich verprügelt und alles verwüstet.«
    »Da müssen die aber richtig gut gewesen sein«, sagte ich. Es war schwer zu glauben, dass irgendwer Tray Dawson überwältigen konnte. »Haben Sie die Polizei verständigt?«
    »Nee. Die Cops in Bon Temps sind schwer einzuschätzen, und so furchtbar begeistert von mir sind die sowieso nicht. Aber ich habe mich Alcide angeschlossen.«
    Detective Cal Myers dagegen war eindeutig einzuschätzen, er machte für Furnan die Drecksarbeit. Myers war es auch gewesen, der Furnan beim Wettkampf um das Amt des Leitwolfs bei seinem Betrug geholfen hatte. Dennoch war ich schockiert, dass er tatsächlich so weit gegangen war, Maria-Star zu ermorden, deren einziger Fehler es gewesen war, die Freundin von Alcide zu sein. Aber wir hatten es mit eigenen Augen gesehen.
    »Was für Probleme haben Sie denn mit der Polizei in Bon Temps?«, fragte ich, weil wir gerade von Strafverfolgung sprachen.
    Er lachte. »Ich war selbst mal 'n Cop. Haben Sie das nicht gewusst?«
    »Nein«, sagte ich ehrlich überrascht. »Kein Scherz?«
    »Kein Scherz«, erwiderte er. »Ich war bei der Polizei in New Orleans. Aber mir gefielen die Mauscheleien nicht. Und mein Vorgesetzter war 'n echtes Arschloch, 'tschuldigung.«
    Ich nickte ernsthaft. Es war schon lange her, seit sich zuletzt jemand in meiner Gegenwart für den Gebrauch von Kraftausdrücken entschuldigt hatte. »Es ist also etwas vorgefallen?«
    »Ja, irgendwann hat sich's zugespitzt. Da hat dieser fiese Kerl von einem Vorgesetzten behauptet, ich hätte Geld geklaut, das angeblich auf 'nem Tisch bei jemandem zu Hause lag, den wir verhaftet haben.« Tray schüttelte angewidert den Kopf. »Ich musste die Stelle aufgeben. Dabei hat mir der Job gefallen.«
    »Was hat Ihnen daran so gut gefallen?«
    »Kein Tag war wie der andere. Klar, wir saßen dauernd im Auto und fuhren Streife. Das war immer gleich. Aber sobald wir ausgestiegen sind, ist jedes Mal was anderes passiert.«
    Ich nickte. Das verstand ich. Im Merlotte's war auch jeder Tag ein bisschen anders, wenn auch vermutlich nicht so ereignisreich wie zu Trays Zeiten als Streifenpolizist.
    Eine Weile fuhren wir schweigend weiter. Tray dachte über Alcides Chancen nach, Furnan die Herrschaft über das Rudel streitig zu machen. Er hielt Alcide für einen Glückspilz, weil er mit Frauen wie Maria-Star ausgegangen war und mit mir. Und ein richtiger Glückspilz war Alcide in Trays Augen, seit dieses Luder Debbie Pelt verschwunden war. Ein Glück, dass die weg ist , dachte er.
    »Jetzt will ich Ihnen mal 'ne Frage stellen«, sagte Tray.
    »Das ist nur fair.«
    »Sie haben doch was mit Debbies Verschwinden zu tun, oder?«
    Ich holte tief Luft. »Ja. Aber es war reine Notwehr.«
    »Gut für Sie. Einer musste es tun.«
    Wieder schwiegen wir, mindestens zehn Minuten lang. Ich will hier nicht zu tief in der Vergangenheit wühlen, aber Alcide hatte bereits einige Zeit, bevor er mit mir ausging, mit Debbie Pelt Schluss gemacht. Trotzdem sah Debbie mich von da an als Feindin und wollte mich umbringen. Doch ich habe sie zuerst erwischt. Schon okay, ich habe meinen Frieden damit gemacht ... soweit das möglich ist. Na, wie auch immer, Alcide hat mich danach jedenfalls mit anderen Augen gesehen, und wer hätte ihm daraus einen Vorwurf machen können? Was soll's, nun hatte er Maria-Star gefunden, und das war eine gute Sache.
    War eine gute Sache gewesen.
    Mir traten Tränen in die Augen, und ich sah aus dem Fenster. Die Pferderennbahn und die Abfahrt zur Pierre Bossier Mall hatten wir schon passiert, und wir fuhren noch an zwei weiteren Ausfahrten vorbei, ehe Tray sich mit dem Pick-up ganz rechts einordnete.
    Eine Weile fuhren wir durch eine anständige, aber recht bescheidene Gegend. Tray sah so oft in den Rückspiegel, bis sogar ich begriff, dass er nach Verfolgern Ausschau hielt. Und plötzlich bog er in eine Auffahrt ein und fuhr bis zur Rückseite eines der etwas größeren Häuser durch, das in sittsamem Weiß gehalten war. Wir parkten

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