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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Kumpel.
    Erst gab es einiges Gestikuliere, dann folgte eine Art Singsang, wobei Octavia sich an ihrer einstigen Schülerin orientierte. Octavia mochte ja noch nie eine ektoplasmische Rekonstruktion gemacht haben, aber je länger das Ritual dauerte, desto mehr magische Energie waberte sirrend durch das kleine Zimmer, bis sie schließlich auf allem, sogar auf meinen Fingernägeln, summte. Dawson wirkte nicht wirklich erschrocken, war aber ganz klar auf der Hut, als der Druck der sich aufbauenden Magie immer stärker zunahm. Er löste seine verschränkten Arme und stellte sich kerzengerade hin, genau wie ich auch.
    Obwohl ich wusste, was mich erwartete, war ich doch einen Augenblick lang entsetzt, als Maria-Star im Zimmer erschien. Dawson machte vor Schreck einen Satz. Maria-Star lackierte sich die Fußnägel. Ihr langes dunkles Haar hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie saß auf dem Teppich vor dem Fernseher, unter den Füßen sorgfältig ein Blatt Zeitungspapier ausgebreitet. Das magisch heraufbeschworene Scheinbild war von demselben fließenden Charakter, den ich schon bei der letzten Rekonstruktion gesehen hatte (als ich meine Cousine Hadley in ihren letzten Stunden hier auf Erden beobachtet hatte). Dabei wurden keinerlei Gegenstände sichtbar, sondern ausschließlich Lebewesen. Maria-Star bestand aus nichts als flüchtigen Farben. Sie war wie eine durchsichtige Hülle, die mit einem glitzernden flüssigen Stoff gefüllt war. Und weil ihr Apartment jetzt nicht mehr so aufgeräumt war wie am Abend zuvor, ergab sich ein höchst seltsamer Effekt. Denn sie saß inmitten des umgestoßenen Couchtisches.
    Wir mussten nicht lange warten. Maria-Star war bald fertig mit Nägellackieren und sah fern (der Fernseher war für uns natürlich dunkel). Während sie wartete, dass der Nagellack trocknete, machte sie noch ein paar gymnastische Übungen für die Beine. Doch schließlich griff sie nach dem Lackfläschchen, nahm die Zehenspreizer heraus, faltete das Zeitungspapier zusammen und ging ins Bad. Weil die Badezimmertür jetzt im Gegensatz zu gestern halb angelehnt war, ging die fließende Maria-Star durch sie hindurch. Von unserer Ecke aus konnten Dawson und ich sie dort drinnen nicht mehr sehen. Amelia zuckte bloß die Achseln, als wolle sie sagen, Maria-Star tue sowieso nichts Wichtiges. Was meinte sie? Ektoplasmisches Pinkeln, vielleicht.
    Nach einigen Minuten erschien die junge Frau wieder, diesmal in ihrem Nachthemd. Sie ging ins Schlafzimmer und schlug die Bettdecke zurück. Und plötzlich drehte sie sich nach der Wohnungstür um.
    Es war, als würde man einer Pantomime zusehen. Offenbar hatte Maria-Star ein Geräusch an der Wohnungstür gehört, ein unerwartetes Geräusch. Keine Ahnung, ob es ein Türklingeln, ein Klopfen oder ein verdächtiges Hantieren am Schloss gewesen war.
    Ihre Aufmerksamkeit wuchs sich zur Angst aus, ja sogar zur Panik. Sie lief ins Wohnzimmer, griff nach ihrem Handy - das wir erst sehen konnten, als sie es berührte - und drückte zwei Tasten. Sie rief irgendwen per Kurzwahl an. Doch noch ehe es am anderen Ende der Leitung geklingelt haben konnte, wurde die Wohnungstür aufgebrochen, und ein Mann, halb Wolf, halb Mensch, stürzte sich auf sie. Da er ein Lebewesen war, war auch er zu sehen, und sein Bild wurde umso deutlicher, je näher er Maria-Star, dem Zentrum der Magie, kam. Er warf sie zu Boden und biss sie brutal in die Schulter. Ihr Mund öffnete sich weit, und ich hätte schwören können, dass sie schrie und kämpfte wie eine Werwölfin. Doch ihr Angreifer hatte sie völlig überrascht und hielt ihre Arme mit eiserner Kraft am Boden. Glänzende Spuren auf ihrer Haut verrieten, dass die Bisswunde stark blutete.
    Dawson packte meine Schulter und stieß ein tiefes Knurren aus. Ich wusste nicht, ob er wütend war wegen des Angriffs auf Maria-Star oder erregt von der wilden Aktion und dem fließenden Blut oder alles auf einmal.
    Ein zweiter Werwolf war dem ersten unmittelbar gefolgt. Er war in seiner menschlichen Gestalt und hielt ein Messer in der rechten Hand. Und dieses Messer stieß er Maria-Star jetzt in den Leib, zog es heraus, stieß erneut zu, immer und immer wieder. Bei jeder seiner ruckartigen Bewegungen spritzte Blut durchs Zimmer und sprenkelte die weißen Wände. Wir konnten die Blutspritzer sehr deutlich sehen, also musste wohl auch im Blut Ektoplasma sein (oder wie immer das Zeug wirklich hieß).
    Den ersten Mann kannte ich nicht. Doch an diesen Kerl hier

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