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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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wurde.
    »Also, was sollen wir tun?«, fragte Octavia.
    »Ich dachte an eine ektoplasmische Rekonstruktion, das hat Amelia schon mal für mich gemacht«, sagte ich.
    »Amelia hat schon mal eine ektoplasmische Rekonstruktion gemacht?« Octavias hochmütiger Ton war verschwunden, jetzt klang sie ehrlich verwundert, ja beinahe ehrfürchtig. »Ich habe noch nie eine gesehen.«
    Amelia nickte bescheiden. »Mit Terry, Bob und Patsy«, bestätigte sie. »Es hat wunderbar geklappt. Wir mussten ein ziemlich großes Gebiet abdecken.«
    »Dann können wir gewiss auch hier eine machen.« Octavia wirkte interessiert und aufgeregt. Es war, als wäre ihr Gesicht plötzlich erwacht, als hätte sie uns zuvor nur ihr deprimiertes Selbst gezeigt. Und jetzt konnte ich auch einige Gedanken von ihr auffangen (weil sie sich nicht mehr so sehr darauf konzentrierte, mich abzublocken) und erfuhr, dass Octavia sich in den ersten vier Wochen nach Katrina jeden Tag gefragt hatte, woher sie ihre nächste Mahlzeit nehmen und wo sie in der nächsten Nacht schlafen sollte. Zurzeit lebte sie bei Verwandten, aber davon bekam ich kein genaueres Bild.
    »Ich habe alles Notwendige dabei«, sagte Amelia, deren Gedanken vor allem Stolz und Erleichterung ausstrahlten. Vielleicht würde sie für den Unglücksfall mit Bob doch keinen so hohen Preis zahlen müssen.
    Dawson lehnte an der Wand und hörte uns interessiert zu. Da er ein Werwolf war, konnte ich seine Gedanken nur mit Mühe lesen, doch er schien auf jeden Fall entspannt.
    Er war wirklich zu beneiden. Ich selbst konnte mich unmöglich in diesem schrecklichen kleinen Apartment entspannen, in dem die Gewalt noch von allen Wänden widerhallte. Ich hatte ja schon Hemmungen, mich nur auf das Sofa oder in den Sessel zu setzen, die beide mit blau-weiß kariertem Stoff bezogen waren. Der Teppich war dunkelblau und der Anstrich der Wände weiß. Alles passte zusammen. Etwas zu langweilig für meinen Geschmack. Doch es war ein hübsches Apartment gewesen, ordentlich und gepflegt, und vor weniger als vierundzwanzig Stunden war es noch ein Zuhause gewesen.
    Ich konnte bis ins Schlafzimmer hinübersehen, wo die Bettdecke zurückgeschlagen war. Das einzige Anzeichen von Unordnung in Schlafzimmer und Küche. Das Wohnzimmer war das Zentrum der Gewalt gewesen.
    Weil ich nicht wusste, wohin mit mir, lehnte ich mich schließlich neben Dawson an die Wand.
    Ich glaube, der Motorradmechaniker und ich hatten noch nie ein längeres Gespräch geführt, obwohl er vor einigen Monaten angeschossen worden war, als er mir zu Hilfe eilte. Ich hatte gehört, dass die Gesetzeshüter (in diesem Fall Andy Bellefleur und sein Kollege Detective Alcee Beck) Dawson verdächtigten, in seiner Reparaturwerkstatt noch anderes zu tun, als nur Motorräder zu reparieren. Aber sie hatten Dawson nie irgendetwas Illegales nachweisen können. Manchmal ließ Dawson sich auch als Bodyguard anheuern, oder vielleicht bot er seine Dienste auch von sich aus an. Für den Job war er auf jeden Fall bestens geeignet.
    »Waren Sie mit ihr befreundet?«, brummte Dawson und nickte zu der blutigsten Stelle auf dem Fußboden hinüber, zu jener Stelle, an der Maria-Star gestorben war.
    »Wir waren eher Bekannte«, sagte ich, weil ich nicht mehr Mitgefühl erregen wollte, als mir zustand. »Ich hab sie erst vorgestern auf einer Hochzeit getroffen.« Ich wollte gerade hinzufügen, dass es ihr dort noch sehr gut ging, aber das wäre zu dämlich gewesen. Man wird ja nicht krank, ehe man einem Mord zum Opfer fällt.
    »Wann hat Maria-Star zuletzt mit jemandem gesprochen?«, fragte Amelia Dawson. »Ich muss die Zeit etwas eingrenzen.«
    »Gestern Abend um elf«, sagte er. »Ein Anruf von Alcide. Er war nicht in der Stadt, dafür gibt's Zeugen. Ungefähr 'ne halbe Stunde später hat eine Nachbarin hier drin 'nen Höllenlärm gehört und die Polizei angerufen.« Wow, eine ganz schön lange Rede für Dawson. Amelia kehrte zu ihren Vorbereitungen zurück, und Octavia las in einem schmalen Buch, das Amelia aus ihrem kleinen Rucksack gefischt hatte.
    »Haben Sie so was schon mal gesehen?«, fragte Dawson mich.
    »Ja, in New Orleans. Ich glaube, das wird ziemlich selten gemacht und ist auch schwierig auszuführen. Aber Amelia ist richtig gut darin.«
    »Sie wohnen mir ihr zusammen, oder?«
    Ich nickte.
    »Hab so was gehört«, sagte Dawson. Dann schwiegen wir erst mal wieder. Dawson war eben nicht nur ein nützliches Muskelpaket, sondern auch ein völlig entspannter

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