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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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treffen sollen. Gut, Sigebert kann die Königin bewachen. Aber Andre hätte nicht nur sie schützen können, sondern auch ihr Territorium.«
    Noch nie hatte ich Eric so offen über Angelegenheiten der Vampire reden hören. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass ich wusste, worauf er hinauswollte.
    »Du rechnest mit einer feindlichen Übernahme«, sagte ich und spürte, wie mir das Herz in die Hose rutschte. Nicht schon wieder. »Du glaubst, Jonathan war als Spion hier.«
    »Vorsicht, sonst fange ich noch an zu glauben, dass du meine Gedanken lesen kannst.« Erics Worte kamen leicht wie Marshmallows daher, doch es lag etwas schneidend Scharfes darin.
    »Das ist nicht möglich«, sagte ich, und falls er es für eine Lüge hielt, sprach er es nicht aus. Eric schien bereits zu bedauern, mir so viel erzählt zu haben. Der Rest unseres Telefonats war kurz. Er forderte mich noch einmal auf, ihn umgehend anzurufen, falls Jonathan auftauchen würde, und ich versicherte ihm, dass ich das liebend gern täte.
    Nachdem ich aufgelegt hatte, fühlte ich mich nicht mehr ganz so erschöpft. Zu Ehren des kalten Abends zog ich meine weiße Flanellschlafanzughose mit den rosa Schäfchen an und ein weißes T-Shirt. Ich holte meine Landkarte von Louisiana heraus, nahm einen Bleistift und zeichnete die Gebiete ein, die ich kannte. Stück für Stück trug ich zusammen, was ich in verschiedenen Gesprächen an Wissen aufgeschnappt hatte. Eric gehörte Bezirk Fünf. Die Königin hatte Bezirk Eins besessen, also New Orleans samt Umgebung. So viel stand fest. Doch alles andere war verwirrend. Der verstorbene Gervaise war Sheriff in dem Gebiet gewesen, zu dem auch Baton Rouge gehörte, die Stadt, in der die Königin wohnte, seit ihre Besitzungen in New Orleans von Katrina so schwer beschädigt worden waren. Das hätte also, schon wegen der Lage, Bezirk Zwei sein müssen. Es war aber Bezirk Vier. Vorsichtig zog ich eine Linie, die ich wieder wegradieren konnte - und würde wenn ich sie mir eine Weile angesehen hatte.
    Woran erinnerte ich mich noch? Bezirk Fünf, im oberen Teil des Bundesstaates, erstreckte sich fast über die gesamte Breite. Eric war reicher und mächtiger, als ich angenommen hatte. Darunter lagen, beide unverhältnismäßig viel kleiner, Cleo Babbitts Bezirk Drei und Arla Yvonnes Bezirk Zwei. Und von der südwestlichsten Ecke Mississippis bis hinunter zum Golf von Mexiko zogen sich die großen Bezirke hin, die früher Gervaise und der Königin gehört hatten, Vier und Eins. Welche Verwerfungen in der Vampirpolitik mochten wohl zu dieser Zählung und Aufteilung der Territorien geführt haben?
    Ich betrachtete die eingezeichneten Linien eine Weile, ehe ich sie alle wieder wegradierte, und sah auf die Uhr. Fast eine Stunde war schon vergangen seit meinem Telefonat mit Eric. Leicht melancholischer Stimmung putzte ich mir die Zähne und wusch mir das Gesicht. Dann ging ich ins Bett, sprach mein Gebet und lag ziemlich lange wach. Es war eine unbestreitbare Tatsache, dachte ich, dass zum jetzigen Zeitpunkt der mächtigste Vampir in Louisiana Eric Northman war, mein durch Blutsbande mit mir verbundener Exliebhaber. Ich selbst hatte Eric sagen hören, dass er weder König werden noch neues Territorium erobern wolle. Und wenn ich die Größe bedachte, die sein Territorium jetzt schon hatte, erschien mir diese Aussage auch gleich viel glaubwürdiger.
    Ich meinte, Eric ein wenig zu kennen. So gut wie ein Mensch einen Vampir eben kennen kann. Was nicht heißen soll, dass meine Kenntnisse fundiert waren. Dass Eric ganz Louisiana übernehmen wollte, glaubte ich nicht, das hätte er sonst längst getan. Viel wahrscheinlicher fand ich, dass er selbst aufgrund seiner Macht zur Zielscheibe werden konnte. Herrje, ich musste dringend schlafen.
    Wieder sah ich auf die Uhr. Anderthalb Stunden, seit ich mit Eric telefoniert hatte.
    Da glitt mit einem Mal völlig lautlos Bill ins Zimmer.
    »Was ist los?«, fragte ich sehr leise und sehr ruhig, wie ich hoffte, obwohl mir der Schreck in alle Glieder gefahren war.
    »Peinlich, nicht?«, sagte Bill mit seiner kühlen Stimme, so dass ich fast zu lachen anfing. »Pam musste ins Fangtasia. Sie hat mich gebeten, ihren Platz hier einzunehmen.«
    »Warum?«
    Bill setzte sich auf den Stuhl in der Ecke. Es war recht dunkel in meinem Schlafzimmer, aber die Vorhänge waren nicht ganz zugezogen, und so fiel etwas Licht von der Außenbeleuchtung herein. Im Badezimmer brannte ebenfalls ein kleines Nachtlicht. Ich

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