Ein Vampir für alle Fälle
tue ich auch, was Quinn von mir verlangt.«
Ich eilte in die Küche und holte ihr etwas zu trinken. In der Küche hatte ich kurz Licht gemacht, doch als ich ins Wohnzimmer zurückkam, ließen wir es dort dunkel.
»Wo ist Ihr Auto?«, fragte Bill.
»Ungefähr eine Meile entfernt von hier, es ist stehen geblieben«, sagte Frannie. »Aber ich konnte nicht warten. Ich habe einen Abschleppdienst angerufen und einfach den Schlüssel im Schloss stecken lassen. Herrgott, hoffentlich holen sie es bald von der Straße, damit es keiner sieht.«
»Erzähl mir sofort , was passiert ist«, forderte ich.
»Die kurze Version oder die lange?«
»Die kurze.«
»Vampire aus Las Vegas wollen Louisiana übernehmen.«
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe.
Kapitel 11
»Wo, wann, wie viele?«, fragte Bill in scharfem Ton.
»Einige Sheriffs haben sie schon abgesetzt«, erwiderte Frannie, und ich kann versichern, dass da bloß eine sehr verhaltene Freude mitschwang, als sie diese folgenschwere Neuigkeit überbrachte. »Mit kleinen Truppen schalten sie die Schwächeren aus, während sie eine größere Streitmacht um das Fangtasia zusammenziehen, um Eric zu entmachten.«
Bill telefonierte schon mit dem Handy, ehe Frannie das letzte Wort ausgesprochen hatte, und ich konnte ihn nur anstarren. Ich hatte erst so spät begriffen, wie geschwächt Louisiana war, dass ich einen Augenblick lang meinte, ich hätte die Situation mit meinen Gedanken heraufbeschworen.
»Wie ist es dazu gekommen?«, fragte ich Frannie. »Was hat Quinn damit zu tun? Wie geht es ihm? Hat er dich geschickt?«
» Natürlich hat er mich geschickt«, erwiderte sie, als wäre ich die dümmste Person, der sie je begegnet war. »Er weiß, dass du an den Vampir Eric gebunden bist, und das macht auch dich zur Zielscheibe. Die Vampire aus Las Vegas haben sogar jemanden losgeschickt, um dich unter die Lupe zu nehmen.«
Jonathan.
»Sie wollten sich einen Überblick über den Wert von Erics Besitztümern verschaffen, verstehst du, und dich sehen sie als einen Teil davon.«
»Und was hat das alles mit Quinn zu tun?«, fragte ich zunehmend verwirrt.
»Unsere Mutter, unsere gottverdammte, verrückte Mutter «, sagte Frannie verbittert. »Du weißt, dass sie von ein paar Jägern gefangen und vergewaltigt wurde, oder? In Colorado. Vor Urzeiten.« Nein, vor etwa neunzehn Jahren, denn dabei war sie mit Frannie schwanger geworden.
»Und Quinn hat sie gerettet und die Jäger getötet, obwohl er noch ein Teenager war. Aber danach stand er in der Schuld der Vampire, denn er musste sie bitten, die Toten und das Chaos zu beseitigen, damit er seine Mutter wegschaffen konnte.«
Ich kannte die traurige Geschichte von Quinns Mutter. Inzwischen nickte ich schon ganz verzweifelt, weil ich endlich etwas Neues hören wollte.
»Okay, nun, meine Mom war schwanger mit mir nach der Vergewaltigung.« Trotzig starrte Frannie mich an. »Ich wurde also geboren, aber sie war nicht mehr ganz richtig im Kopf, und bei ihr aufzuwachsen war ziemlich hart, klar? Quinn musste seine Schuld abarbeiten, in der Kampfarena.« ( › Der Gladiator ‹ , nur mit Wergeschöpfen, das trifft's ziemlich genau.) »Sie war nicht mehr ganz richtig im Kopf«, wiederholte Frannie. »Und es wurde immer schlimmer.«
»Verstehe.« Ich versuchte, ruhig zu bleiben. Bill schien die Geschichte jeden Moment aus Frannie herausprügeln zu wollen, weil ihm das alles nicht schnell genug ging. Doch ich schüttelte den Kopf und bedeutete ihm, sich zu gedulden.
»Okay, sie bekam also einen netten Platz außerhalb von Las Vegas, für den Quinn zahlte - im einzigen Zentrum für Betreutes Wohnen in Amerika, das Leute wie meine Mom aufnimmt.« Ein Sanatorium für geistesgestörte Wertiger? »Aber vor Kurzem drehte Mom durch. Sie ermordete eine Touristin, zog ihre Kleider an und fuhr per Anhalter nach Las Vegas, wo sie einen Mann aufgabelte. Den hat sie auch ermordet. Sie hat ihn ausgeraubt und sein Geld verspielt, bevor sie schließlich aufgegriffen wurde.« Frannie hielt kurz inne und holte tief Luft. »Quinns Wunden aus Rhodes waren noch nicht mal verheilt, und das hat ihm fast den Rest gegeben.«
»Oh nein.« Warum nur hatte ich das komische Gefühl, dass ich immer noch nicht das Ende der Geschichte gehört hatte?
»Ja, man fragt sich, was schlimmer ist, stimmt's? Die Flucht oder die Morde?«
Die beiden Touristen hätten dazu wahrscheinlich eine ganz eindeutige Meinung gehabt.
Schemenhaft nahm ich wahr, dass Amelia
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