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Ein Vampir fuer alle Sinne

Ein Vampir fuer alle Sinne

Titel: Ein Vampir fuer alle Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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sich nach hinten und wartete schweigend ab.
    »Ich kann nicht …« Sie unterbrach sich, musste schlucken und sich räuspern, dann unternahm sie einen neuen Anlauf. »Ich liebe dich, Paul, und ich liebe auch Livy. Aber ich kann so nicht leben. Ich werde dich so oder so verlieren, entweder bei einem idiotischen Unfall, oder du bekommst Krebs oder einen Herzinfarkt, oder einfach nur wegen Altersschwäche. Und je länger ich bei dir bin, umso verrückter werde ich dich machen, weil ich dich unweigerlich bemuttern werde … und wenn ich dich dann verliere, wird es noch viel schlimmer wehtun.« Sie hielt inne und sah ihn mit flehendem Blick an. »Ich kann das nicht.«
    Er nickte und musste sich selbst auch räuspern. Jetzt war er derjenige, der ihrem Blick auswich. Er wollte sie nicht anbetteln bei ihm zu bleiben. Er konnte sie nicht darum bitten, weil er begriffen hatte. Wenn er sie bat zu bleiben, dann bat er sie damit auch, ihm beim Sterben zuzusehen. Wäre sie sterblich gewesen, dann hätte es anders ausgesehen. Aber das war sie nicht. Es war so, als wollte man sein Leben mit einer Göttin verbringen, mit einem wundervollen, starken Wesen aus Licht und Glanz, während man selbst nur ein ganz gewöhnlicher Mensch war. Er durfte sie nicht bitten, bei ihm zu bleiben. Es wäre egoistisch, so etwas von ihr zu verlangen. Aber es fiel ihm schwer, es nicht zu tun. Jerri zu verlieren war schon schlimm gewesen. Doch das hier würde noch viel schlimmer sein, denn Jeanne Louise war nicht tot und beerdigt. Aber irgendwann würde er tot und beerdigt sein.
    »Was ist mit Livys Training?«, fragte er schließlich.
    »Ich habe gestern Abend Onkel Lucian angerufen. Er sagt, er wird etwas arrangieren«, antwortete sie. Dabei machte etwas an ihrem Tonfall ihn hellhörig.
    Hatte sie etwa gerade enttäuscht geklungen? Hatte sie auf seinen Protest gehofft? Hätte er protestieren oder sie anflehen sollen? Aber das wäre doch zu selbstsüchtig gewesen.
    »Ich sollte jetzt besser gehen«, erklärte sie abrupt und griff nach einem Koffer, der gepackt neben der Tür zur Garage stand. Der hätte ihm früher auffallen sollen, dann wäre er wenigstens vorgewarnt gewesen. Vielleicht hätte er dann gewusst, was er tun oder sagen sollte.
    »Onkel Lucian wird sich in den nächsten Tagen bei dir melden, damit dir mit Livy geholfen wird«, fügte sie leise hinzu und machte die Tür zur Garage auf. Mit einem letzten Blick über die Schulter murmelte sie: »Leb wohl.«
    Er glaubte, in ihren Augen Tränen schimmern zu sehen, doch da hatte sie sich schon wieder weggedreht und die Tür hinter sich zugemacht.
    Paul hörte sie nebenan hin und her gehen, hörte die Wagentür zufallen, den Motor anspringen und das Garagentor aufgehen. Er hörte, wie sie den Wagen zurücksetzte und das Tor wieder zuging. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie ihm die Fernbedienung für das Garagentor wohl mit der Post zuschicken würde. Dann zuckte seine unversehrte Hand zur Seite, und im nächsten Moment landete der volle Teller auf dem Fußboden und zerbrach in tausend Stücke.

18
    »Wann kommt denn Jeanne Louise wieder her, Daddy?«
    Paul stand vor dem Kofferraum, den er eben geöffnet hatte, und starrte auf die Einkäufe, ohne sie tatsächlich wahrzunehmen. Wann Jeanne Louise wieder herkommt?
Niemals
, lautete die Antwort darauf. Sie hatte sich aus seinem und Livys Leben zurückgezogen, da sie sein Altern und Sterben nicht mitansehen konnte. Er verstand nur zu gut, was sie meinte. Er selbst hatte ja auch nicht tatenlos zusehen wollen, wie seine Tochter schwächer wurde, bis sie irgendwann gestorben wäre. Trotzdem fehlte sie ihm. Wenn doch nur …
    Wenn doch nur? Paul verzog spöttisch die Mundwinkel. Wenn doch nur was? Wenn sie doch nur Livy nicht gewandelt hätte? Nein, er würde nicht wollen, dass sie das ungeschehen machte. Er liebte seine Tochter, und er wollte, dass sie lebte. Das einzig sinnvolle »Wenn doch nur« konnte das Eintreffen der Vollstrecker im Cottage betreffen. Wenn doch nur diese Männer nicht aufgetaucht wären, dann hätte seine Tochter nicht einen solchen Schreck bekommen und sie wäre nicht die Treppe hinuntergefallen. Dann wäre Jeanie nicht in diese Situation geraten, aus der sie keinen anderen Weg gesehen hatte, als Livy zu wandeln, um sie zu retten. Und dann hätten sie ihren Plan umsetzen können, dass Jeanne Louise zuerst ihn und er anschließend Livy wandelte.
    Aber ein »Wenn doch nur« half jetzt auch nicht weiter. Was geschehen war, war

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