Ein Vampir fuer alle Sinne
mit Überschallgeschwindigkeit unterwegs gewesen sein, um das alles zu erledigen und trotzdem keine Minute später schon wieder neben ihm am Kofferraum zu stehen.
»Warum gehen wir nicht ins Haus und setzen uns hin?«, schlug Leigh ein wenig wehleidig vor und strich über ihren Bauch.
Sofort war Lucian beunruhigt. »Bist du müde? Tun dir die Beine weh, Liebes? Komm, wir setzen uns ins Esszimmer, während Paul seine Einkäufe in die Küche bringt.«
Die anderen beiden machten ihnen Platz, aber Leigh rührte sich nicht von der Stelle. »Warten wir noch auf Livy.«
Paul sah hinter sich und wollte nach den Einkaufstaschen greifen, aber Livy hielt alle Beutel in einer Hand und lief um ihn herum auf Leigh und Lucian zu.
»Hi Tante Leigh, hi Onkel Luc«, rief sie ihnen gut gelaunt zu.
Lucian konnte sich tatsächlich nicht den Anflug eines Lächelns verkneifen, als er die Begrüßung der Kleinen hörte, und strich ihr übers Haar, als sie vor ihm stehen blieb.
»Habt ihr Jeanne Louise mitgebracht?«, wollte sie wissen.
»Nein«, brummte Lucian und hob sie mit einer Hand mitsamt allen Einkaufstaschen auf den Arm. Seine freie Hand legte er um Leigh, damit er sie in Richtung Küche dirigieren konnte. »Heute nicht, Zuckerschnute. Aber ich bin mir sicher, dass du sie sehr bald wiedersehen wirst.«
Paul stand da und verfolgte ungläubig das Geschehen. Lucian Argeneau hatte seine Tochter mit dem Kosenamen Zuckerschnute angeredet, und er hatte sich von Livy mit Onkel Luc anreden lassen. Und seine fünfjährige Tochter trug mit einer Hand sämtliche Einkäufe, die er selbst mit beiden Händen, und das auch nur mit Anstrengung, in die Küche hätte schleppen müssen. Was die Bemerkung anging, sie würden Jeanne Louise schon bald wiedersehen … Also, das war einfach nur gemein, weil er wusste, dass das nicht geschehen würde.
»Willst du den ganzen Tag da stehen bleiben? Lucian ist nicht gerade einer der Geduldigsten.«
Paul warf dem Unsterblichen einen finsteren Blick zu, der seine Tochter so erschreckt hatte, dass sie die Treppe heruntergestürzt war und fast ums Leben gekommen wäre. Justin Bricker. Er reagierte auf die Frage nur in der Form, dass er die Garage verließ. Er wollte dem Mann nicht zum Vorwurf machen, was er selbst zu erleiden hatte. Schließlich war es ein Unfall gewesen. Aber hätte er Livy mit seinem Auftreten nicht solche Angst eingejagt, hätte Jeanne Louise nicht ihr Leben retten müssen. Ja, er gab dem Mistkerl trotz allem die Schuld an der ganzen Misere, ob er es nun wollte oder nicht.
»Mir tut das leid, Paul«, sagte Bricker betreten, als er an dem Unsterblichen vorbeiging. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Kleine so einen Schreck bekommt. Ich kam auch nicht schnell genug in ihren Verstand, um sie noch zurückzuhalten. Ich hab’s versucht, aber die Zeit hat nicht mehr gereicht. Ich schätze, der Tumor hat da irgendwie Widerstand geleistet.«
Paul atmete seufzend aus und ließ die Schultern sinken, während seine Wut langsam von ihm abfiel. Er konnte sich daran erinnern, wie Jeanne Louise davon gesprochen hatte, dass sie volle Konzentration benötigte, um in Livys Verstand zu gelangen, und sie hatte vermutet, dass das mit dem Hirntumor zusammenhing. Davon schien der Mann jetzt auch zu reden. Es war ein Unfall gewesen. Er hatte noch versucht, sie zu retten, aber das Leben hielt immer wieder solche unerfreulichen Ereignisse bereit, für die niemand etwas konnte, ausgenommen das Schicksal.
»Ja, das Schicksal ist manchmal eine richtige Zicke«, sagte Justin, der wieder Pauls Gedanken las. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und dirigierte Paul in die Küche. »Lucian ist mit uns hergekommen, weil ich wiedergutmachen will, was passiert ist. Ich habe angeboten, meine eine Gelegenheit auf eine Wandlung zu verwenden, um dich für Jeanne Louise zu wandeln.«
Als Paul abrupt stehen blieb, ihn ungläubig anstarrte und dabei den Mund nicht mehr zubekam, fügte der Unsterbliche mit einem ironischen Lächeln an: »Ich tu’s natürlich auch für Livy. Die Kleine ist einfach zu niedlich. Ich kann nicht zulassen, dass sie mir bis in alle Ewigkeit Vorwürfe macht, wenn du erst mal tot bist.«
»Du wirst ihn nicht wandeln, Bricker«, ertönte Lucians verärgerte Stimme vom anderen Ende des Zimmers. »Und jetzt kommt endlich her. Ich will die Sache geregelt haben, bevor bei Leigh die Wehen einsetzen.«
»Ich habe noch einen Monat vor mir, Lucian«, warf Leigh lachend ein.
»Du gehörst zu den
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