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Ein Vampir fuer alle Sinne

Ein Vampir fuer alle Sinne

Titel: Ein Vampir fuer alle Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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einer Steigerung ihres Unbehagens führen würde. Wenn die Schmerzen aufhören sollten, musste sie bald Blut trinken, und dafür würde sie diesmal sogar einen Sterblichen beißen müssen. Das war nur in Notfällen gestattet, wenn man auf keine Blutbank zugreifen konnte.
    Das hier ging als Notfall durch, entschied Jeanne Louise und hoffte, der Rat würde ihre Ansicht teilen. Allerdings konnte der Rat auch argumentieren, dass sie Paul nur dazu bringen musste, zum Vollstreckerquartier zu fahren, wo sie jederzeit Blut erhalten würde.
    »Weißt du«, erzählte Paul nachdenklich. »Als ich noch ein Kind war, fuhren meine Eltern mit mir zu einem Cottage am Huronsee, auf dieser Seite des Kettle Point Indianerreservats. Ipperwash, so heißt das da. Ich habe oft überlegt, mit Livy dorthin zu fahren.«
    »Wie weit ist das von hier entfernt? Zwei, drei Autostunden südwestlich von hier?«, fragte Jeanne Louise.
    »Ja, in etwa.«
    Sie überlegte einen Moment. Zu dieser Jahreszeit war der See mit Sicherheit gut besucht, es würde von Sterblichen nur so wimmeln. Das würde es den Vollstreckern erschweren, sie in ihre Gewalt zu bringen, ohne dabei die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu lenken. Dort würde es ihr auch leichterfallen, an Blut zu kommen, weil die Auswahl an Appetithäppchen so groß war. Außerdem sah es ganz danach aus, dass sie für eine geraume Zeit auf diese Art Quelle zurückgreifen musste. Zumindest bis sie mit Paul alles geklärt hatte, und er dazu bereit war, ihr Lebensgefährte zu sein, bis sie ihn gewandelt hatte, bis er Livy gewandelt hatte und sie dann schließlich in die Stadt zurückkehren und herausfinden konnten, wie groß die Probleme waren, in die Paul sich hineinmanövriert hatte.
    Sie konnte nur hoffen, dass es einen Unterschied ausmachte, wenn er vor seiner Festnahme die Wandlung hinter sich brachte. Die Tatsache, dass er einer von ihnen und zudem auch noch ihr Lebensgefährte war, sollte dabei von Vorteil sein. Zumindest hoffte sie das. Und diese Hoffnung war der einzige Grund, wieso sie überhaupt in Erwägung zog ihn zu wandeln, ohne Medikamente zur Hand zu haben, die ihm die Wandlung erleichtern konnten. Aber möglicherweise musste sie ja auf diese Hilfe gar nicht verzichten. Ein Besuch im nächsten Krankenhaus und die dezente Gedankenkontrolle bei einem Arzt würden da schon genügen. Nicht zur Verfügung ständen ihr natürlich die speziellen, in der Forschungsabteilung entwickelten Mittel, doch darüber konnte sie sich immer noch Gedanken machen, wenn der Zeitpunkt näher rückte.
    »Klingt gut«, antwortete sie schließlich.

6
    »Jeanie?«
    Jeanne Louise regte sich ein wenig und machte die Augen auf, dann sah sie Paul, der sich über sie beugte. Noch halb verschlafen blinzelte sie und schaute sich um, dabei griff ihre Hand automatisch nach dem Fellknäuel namens Boomer, das es sich auf ihrem Schoß bequem gemacht hatte. Der Wagen war nicht mehr in Bewegung, sie standen auf dem großen, gut besuchten Parkplatz eines Walmart. Offenbar war sie unterwegs eingedöst, und inzwischen hatten sie das Gebiet Kitchener/Waterloo erreicht. Vielleicht aber auch Cambridge. So genau konnte sie das nicht sagen.
    »Ich wollte dich eigentlich schlafen lassen und dir in der Zwischenzeit etwas zum Anziehen holen, aber ich weiß gar nicht, welche Größe du trägst«, erklärte er und lehnte sich zurück, damit sie sich aufsetzen konnte.
    »Oh.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich mache das schon.«
    »Ähm … also … es wäre vielleicht besser, wenn du das nicht machst. Du könntest sonst ziemlich viel Aufmerksamkeit auf dich lenken«, warnte er sie behutsam.
    Jeanne Louise sah an sich herab und verzog den Mund, als sie auf ihre dreckverkrustete Kleidung sah. Ja, damit würde sie ganz sicher auf sich aufmerksam machen. Sie seufzte resigniert und nickte. »Meistens trage ich Größe sechs, manchmal auch acht.« Als sie seinen verständnislosen Blick bemerkte, musste sie leise lachen. »Die Größen fallen je nach Hersteller unterschiedlich aus. Nimm einfach Größe sechs.«
    Paul nickte und schaute über die Schulter nach hinten.
    »Ich bleibe ja bei ihr«, beruhigte sie ihn. »Und jetzt bin ich auch wach.«
    »Danke«, gab er leise zurück und machte die Fahrertür auf. »Ich beeile mich auch.«
    »Okay«, sagte sie, unmittelbar bevor die Tür hinter ihm zufiel. Sie sah ihm nach, wie er Richtung Eingang davoneilte, dann blickte sie sich um. Er hatte den Wagen auf dem rückwärtigen Teil des Parkplatzes

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